Gelsenkirchen-Buer. Daniela Derscheid hat die Geschäftsführung an den Bergmannsheil-Einrichtungen in Gelsenkirchen übernommen. Das sind ihre Zukunftspläne.
Daniela Derscheid ist zwar jung, 37 Jahre, kennt sich in der Branche und auch im Bergmannsheil Buer und in der Kinder- und Jugendklinik aber bereits bestens aus. Seit 2021 arbeitet sie im Unternehmen, seit Januar fungiert sie als Interims-Geschäftsführerin der Gelsenkirchener Einrichtungen – und steht nun vor großen Herausforderungen. Wenn es nach ihr geht, dann würde sie diese Aufgaben gern auch langfristig übernehmen, nicht nur als „Interim“, was soviel meint wie „Übergang“. Doch davor steht zunächst die öffentliche Ausschreibung der kurzfristig frei gewordenen Spitzenposition, bei der auch sie sich bewirbt.
Vorgänger verließ das Unternehmen nach knapp einem Jahr
Im Gegensatz zur Position ihres Vorgängers, des bisherigen Hauptgeschäftsführers Paul Kudlich, ist sie ausschließlich Geschäftsführerin der Gelsenkirchener Einrichtungen, nicht der Bottroper Partner im Verbund. Die Geschäftsführungsstruktur sei jetzt verändert, um konzentrierter auf die Situation vor Ort agieren zu können, heißt es.
Derscheids Vorgänger Kudlich hatte sich nach nur elf Monaten im Amt, laut Knappschaft aus rein persönlichen Gründen, zu einem erneuten Wechsel entschieden. Er leitet nun seit Januar als Geschäftsführer im Auftrag eines in Neuss ansässigen Krankenhausmanagement-Unternehmens eine Klinik in Thüringen. In Neuss hatte er von 2014 bis 2022, also vor dem Wechsel zur Knappschaft, ein Krankenhaus geführt. Laut „Neuß-Grevenbroicher Zeitung“ schilderte er sein Jahr als Hauptgeschäftsführer in Gelsenkirchen und Bottrop als „sehr interessant, aber auch sehr speziell“, Kudlichs Aufgabe in Thüringen soll „ein Sanierungsauftrag“ sein.
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1200 Menschen arbeiten aktuell im Dienste der Gelsenkirchener Knappschaftseinrichtungen, inklusive der Reha-Klinik. Wie deren Zukunft und die aller Kliniken und Medizinischen Versorgungszentren des Verbundes in Gelsenkirchen aussehen wird, hängt einerseits von den endgültigen Entscheidungen über die Krankenhausreformpläne des Landes (im zweiten Schritt der Bezirksregierung Münster) und Bundes ab. Ein großes Problem dabei: Manche Entscheidung über Fördergeldanträge etwa zu baulichen Veränderungen müssen getroffen werden, bevor die Entscheidungen über den Erhalt von Fachbereichen in den Häusern bekannt sind. Abhängig sind sie aber freilich auch von Daniela Derscheid als neuer Gestalterin.
Baumaßnahmen planen, bevor Entscheidungen zur Klinikreform bekannt sind
Nach diversen Vorgesprächen zwischen Klinikträgern in Gelsenkirchen und Vertretern der Stadtverwaltung steht schließlich noch immer nicht konkret fest, welches der sechs Krankenhäuser in der Stadt welche Fachbereiche erhalten darf. Das aber ist gerade bei Umbaumaßnahmen, die auf mögliche neue Bedürfnisse zugeschnitten sein sollen, mehr als schwierig.
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Daniela Derscheid hat jedoch durchaus jetzt schon eine recht präzise Vorstellung davon, was dem Haus erhalten bleiben wird und wo die innerstädtische Konkurrenz extrem groß ist, der Fortbestand eher unsicher. Eine der umkämpften Disziplinen ist die Kardiologie, die Marienhospital Gelsenkirchen, Bergmannsheil und Evangelisches Klinikum vorhalten, die zweite die Orthopädie/ Unfall-Orthopädie. Doch mindestens bei letzterer geht Derscheid für das Bergmannsheil als überregionalem Traumazentrum plus Hubschrauberlandeplatz nicht von Einschränkungen in der Zukunft aus. Die Reha-Klinik ist ohnehin nicht Teil der Reform und auch bei der Neurochirurgie hat das Haus ein Alleinstellungsmerkmal, zumindest im Stadtgebiet.
Zentrale Notaufnahme und ambulante Versorgungszentren ausbauen
In der Planung befinde sich bereits, so Derscheid, der Ausbau der hochfrequentierten Zentralen Notaufnahme am Scherner Weg, die aus allen Nähten platzt. Unverändert weiter liefen zudem die Modernisierungsarbeiten auf den Stationen; die meisten seien allerdings schon auf den neuesten Stand gebracht.
Viel Gestaltungsarbeit erwartet die neue Geschäftsführerin beim Ausbau der ambulanten Versorgungsangebote, die als medizinische Versorgungszentren nicht unbedingt an die Klinikstandorte angeschlossen sein müssen. „Das ist auch gar nicht immer sinnvoll, etwa wenn es um die kinderärztliche ambulante Versorgung geht. Da spielt räumliche Nähe eine wichtige Rolle“, nennt sie als Beispiel. Um genügend Arbeit muss Derscheid sich in den nächsten Monaten (und Jahren, wie sie hofft) wohl nicht sorgen.