Gelsenkirchen. Im Bergmannsheil Gelsenkirchen gibt es ein neues Projekt in alter Bergmannstradition. Es geht um Praxis und Verantwortung; wie das funktioniert.
Die Bergbautradition trägt das Bergmannsheil Buer bereits im Namen. An diese Tradition erinnert nun auch ein neues Projekt an der Klinik zur Intensivierung der praktischen Pflegeausbildung. Dafür hat die Klinik in Verbindung mit ihrer Pflegeschule einen eigenen „Trainingsstollen“ eingerichtet. Hinter dem nach schwarzer Tiefe klingenden Namen verbirgt sich eine hochmoderne Station der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie von Chefarzt Dr. Friedrich Kutscha-Lissberg, die pflegerisch nun von den Auszubildenden gemanagt wird.
Elf Betten zählt die Station, mit ganz normalen Patienten, die meist eine Operation hinter sich haben und unterschiedlich mobil sind. Die Auszubildenden, die alle im zweiten Ausbildungsjahr sind und somit keine „Anfänger“, sondern auch bereits mit praktischen Erfahrungen ausgestattet, übernehmen hier alle pflegerischen Tätigkeiten. Von der routinemäßigen Blutdruckkontrolle über Verbandswechsel in verschiedensten Spielarten, Anlegen eines Venenkatheters, Waschen, Terminvereinbarungen für Untersuchungen im Haus bis zu Visitenbegleitung und Umsetzung von ärztlichen Anweisungen.
Damit niemand nach dem Examen ins kalte Wasser geworfen wird
Wer nun fürchtet, auf der Station nicht professionell gepflegt zu werden, der sei beruhigt: Natürlich stehen stets zwei voll examinierte und zur Ausbildungsbegleitung berechtigte Pflegekräfte den Azubis zur Verfügung. Sie begleiten, kontrollieren, dass alles richtig läuft, greifen ein, falls es nötig ist. Was wohl selten der Fall ist. „Es ist nicht ganz einfach, untätig daneben zu stehen“, bekennt denn auch die „echte“ Stationsleiterin Daniela Schreer. Aber sie weiß, wie wichtig es ist, die Auszubildenden selbst machen zu lassen, damit sie nach bestandenem Examen nicht in das sprichwörtliche kalte Wasser geworfen werden und plötzlich ungewohnte Verantwortung übernehmen müssen.
Brandon Foks (fast 27) ist angehender Pflegefachmann. Im nächsten Jahr steht bei ihm das Examen an. Er hat über den Bundesfreiwilligendienst den Weg in die Pflege gefunden, „das war eine wichtige Station. Pflege muss man leben, das hab ich dabei verstanden. Das ist mehr, als ein paar Handgriffe zu lernen und nach acht Stunden Arbeit dann nach Hause gehen“, versichert er. Die Möglichkeit, im Trainingsstollen jederzeit jede pflegerische Tätigkeit noch einmal anwenden, verantwortlich üben zu können und so Sicherheit zu gewinnen für die Zukunft, das „hat meine persönliche Lernkurve noch mal steil nach oben getrieben.“
Trainingsangebot steht auch Examinierten zum Auffrischen zur Verfügung
Der Trainingsstollen, der zum Üben besonders komplexer Arbeiten auch Lernpuppe Bert(a) zur Verfügung hat, steht auch neuen Mitarbeitenden wie im Ausland angeworbenen Kräften, zur Verfügung. Auch examinierte Kräfte, die das Gefühl haben, ihr Wissen beziehungsweise Können bei besonders komplexen und lange nicht vollzogenen Tätigkeiten auffrischen zu müssen, finden hier Unterstützung.
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Aber auch um rein organisatorische Angelegenheiten kümmern sich hier die Azubis; sie lernen, den Materialvorrat auf Station im Blick zu behalten und bei Bedarf rechtzeitig und im richtigen Maß nachzubestellen. Als Stationsleitung den Hut auf hat jeder mal jeweils für eine Zeit. Das Projekt aufgebaut hat Bereichspflegedienstleiterin Vanessa Wilk, die dafür auch ein eigenes Stationszimmer mit allen Möglichkeiten eingerichtet hat. Beim regelmäßigen Jour Fix mit den Azubis wird dann besprochen, was besser oder anders laufen könnte, was fehlt, was gut funktioniert.
Andreas Hundeshagen, stellvertretender Pflegedirektor, hat auch schon weitere Pläne: „Wir wollen mittelfristig zwei oder drei solcher Trainingszimmer auch an der Kinder- und Jugendklinik etablieren, um die Azubis mit Schwerpunkt Pädiatrie (Kinderheilpflege) auch gezielt am kleinen Patienten Erfahrungen sammeln zu lassen, ihnen Handlungskompetenz zu vermitteln.“ Lesen Sie dazu: Ausbildung in Kinderkrankenpflege: In Gelsenkirchen geht das