Gelsenkirchen. Wenn von maroden Gebäuden eine Gefahr ausgeht, müssen diese abgesichert werden. Das wird über die Jahre teuer, wie sich in Gelsenkirchen zeigt.
Wenn von baufälligen Gebäuden Gefahr ausgeht und sich Sanierungspläne verzögern, führt kein Weg daran vorbei, die betroffenen Gelände mit Bauzäunen oder Gerüsten abzusichern. Das kann allerdings ganz schön teuer werden, wie jetzt aus einer Antwort der Stadt auf eine WAZ-Anfrage hervorgeht.
So müssen aktuell für über 500 Meter Zaun, die im Auftrag der Stadt aufgestellt wurden, Mietkosten gezahlt werden. Angefallen sind dafür bislang 31.342 Euro. Rechnet man noch das 800 Quadratmeter große Gerüst hinzu, was das sanierungsbedürftige Rathaus Buer absichert, dann sind es noch 112.735 Euro mehr und damit insgesamt rund 144.000 Euro für entsprechende Sicherungsmaßnahmen.
Am Rathaus waren 2017 verstärkt Schäden an der Fassade zu beobachten. Um Fußgänger vor herabfallenden Teilen zu schützen, wurde es damals abgesichert – und das wird es wohl auch noch eine Zeit lang bleiben: Das Gerüst muss die Stadt bis zum Beginn der umfassenden, in den nächsten Jahren anstehenden Sanierung stehen lassen.
20.000 Mietkosten für Zäune am Südstadion Gelsenkirchen
Beauftragt hat die Stadt derzeit Bauzäune am Stadtbauraum, am Südstadion und am Grabeland Hasseler Straße. Um die fällige Sanierung des Stadtbauraums an der Boniverstraße 30 gibt es derzeit viele Diskussionen in der Stadtpolitik. Nachdem im Sommer 2022 ein „Brocken“ vom Gesims abgestürzt war, wurde die Vorderseite der Halle mit einem Bauzaun abgesperrt, der Zugang zum Glaskubus dahinter abgesichert. Die Länge des Zauns: 20 Meter. Die bisherigen Kosten: fast 9000 Euro. Zuletzt sagte die Stadt gegenüber der WAZ: „Die Sanierung kann wegen verschiedener notwendiger Vorarbeiten frühestens in 2025 erfolgen.“ Und das, obwohl Noch-Hausherrin Elke Schumacher deutlich warnt: Die Situation wird jeden Tag schlechter.
Die heruntergekommenen Ränge des maroden Südstadions sind mittlerweile seit rund fünf Jahren eingezäunt, großen Ärger gibt es vor Ort um die zögerliche Erneuerung des Geländes. Die Sicherung hier macht den größten Teil der eingezäunten Flächen aus – hier wird umgeben von rund 450 Metern Bauzaun gekickt. Die bisherigen Gesamtkosten dafür: fast 20.000 Euro. „Damit hätte man zumindest schon mal einen Teilbereich der Ränge in Ordnung bringen können“, ärgert sich Michael Buch von der ansässigen SG Eintracht 07/12 über all das „verpulverte Geld“. „Und mit jedem Tag wird es mehr – während wir immer noch kein Zeichen bekommen, dass sich etwas tut.“
Zäune sind am Grabeland in Gelsenkirchen-Hassel seit Jahren ein Streitthema
63 Meter Zaun sind schließlich noch am Grabeland Hasseler Straße aufgestellt. Das hat nach Angaben der Stadt bislang rund 2500 Euro gekostet. Zäune sind hier, nahe der Kreuzung Valentinstraße und Hasseler Straße, seit Jahren ein Zankapfel. Im Jahre 2016 sicherte die Stadt die Wiese zwischen Valentinstraße und Grabeland ab, um diese als ökologische Fläche zu schützen – die Grabeländer waren mit ihren Autos über die Wiese bis zu ihren gepachteten Anlagen gefahren. Als sie das nicht mehr konnten, war der Ärger groß.
Der damals aufgestellte Stacheldrahtzaun steht allerdings fest, für ihn muss die Stadt keine Mietkosten zahlen. Anders sieht das bei einem Bauzaun an dem Grabeland aus, der Mitte 2021 nach einem Brand auf einem dortigen Grundstück errichtet wurde. „Dort ist ein rechtswidrig errichtetes Gebäude in Brand geraten“, erläutert Stadtsprecher Martin Schulmann – Grabeländer, die von der Stadt nur befristet verpachtet werden, dürfen eigentlich nicht bebaut werden. Da an dem Gebäude Einsturzgefahr bestehe, habe es eingezäunt werden müssen. „Da der Pächter, dessen Hälfte abgebrannt war, jedoch verstorben ist, gestaltet sich eine zivilrechtliche Lösung schwierig“, so Schulmann. Der Zaun wird also sicher noch eine Weile gebraucht.
An GGW-Baustellen stehen auch zahlreiche Zäune
Neben den von der Stadtverwaltung selbst beauftragten Absicherungen gibt es noch zahlreiche Zäune, die in den Verantwortungsbereich der Stadttochter GGW, dem städtischen Wohnungsbauunternehmen, fallen. Ein Beispiel ist hier etwa der 56 Meter lange Bauzaun um die mittlerweile abgerissene Schrottimmobilie an der Cranger Straße 156, wo früher Matratzen Concord eine Filiale hatte. Die Kosten betragen hier bislang 9985 Euro (2,72 Euro pro Tag). Nicht im Preis inbegriffen: die regelmäßige Ortskontrolle.
Verantwortlich für den 612,5 Meter langen Zaun an der großen Zentralbad-Baugrube ist übrigens auch die GGW. Hier sei man aber noch in Verhandlungen und könne deswegen keine Kosten nennen, sagt Sprecherin Janin Meyer-Simon.
Eine detaillierte Gesamtaufstellung aller Zäune konnte die GGW auf WAZ-Nachfrage nicht liefern, da die Beauftragung nicht per se über die GGW als Bauherrin laufe, sondern diese von den ausführenden Generalunternehmen übernommen werde, so Meyer-Simon.