Gelsenkirchen. Während Baupreise Immobilienriesen schrecken, investiert eine Gelsenkirchener Stadttochter Millionen in bezahlbaren Wohnraum. Das neue Projekt.

Aus Alt mach Neu: In wenigen Tagen wird in Gelsenkirchen ein weiterer Wohnkomplex aus den 1950er-Jahren eingerüstet und einer umfangreichen Modernisierung unterzogen. 4,3 Millionen Euro investiert die GGW in die Sanierung der citynahen Gebäude gegenüber des Stadtgartens. Die gute Nachricht: Nach wie vor bleiben die Mieten sozialverträglich, dieses Versprechen gibt Harald Förster, Geschäftsführer der gemeinnützigen Stadttochter.

In etwa einem Jahr soll aus dem sichtbar in die Jahre gekommenen, u-förmigen Gebäude-Trio (Feldmarkstraße 72 und 74, Boniverstraße 3 und 5 sowie Schlüterstraße 22) ein KfW-Effizienzhaus 85 werden, das „60 Prozent weniger klimaschädliche Emissionen verursacht“, wie Lukas Günther, Aufsichtsratsvorsitzender der GGW, beim offiziellen Starttermin verkündet.

Gelsenkirchener-Feldmark: So hoch wird die Miete nach 4,3 Millionen Euro-Sanierung

38 Einheiten beherbergen die Gebäude auf 2630 Quadratmetern Gesamtwohnfläche, die Wohnungsgrößen reichen von zweieinhalb (45 m2) bis hin zu viereinhalb Zimmern (90 m2). Aktuell zahlen die Mieter eine durchschnittliche Kaltmiete von 4,10 Euro pro Quadratmeter, nach der Modernisierung werden 6,20 bis 6,50 Euro pro Quadratmeter aufgerufen.

Für eine citynahe moderne Wohnung in unmittelbarer Nähe des Stadtparks „ein attraktives Angebot, das es ohne die Wohnbauförderung so nicht geben könnte“, sagt Harald Förster – nicht ohne den Verweis auf Immobilienriesen, die ihre Bauaktivitäten wegen zu hoher Kosten gen Null herunterfahren. Bei dem 4,3 Millionen-Euro-Invest trägt die NRW-Bank mit 3,3 Millionen Euro den Großteil der Kosten, Stadt und GGW den Rest.

Zentrales Element für eine bessere Öko-Bilanz „ist der Einbau einer zentralen Wärmeversorgung per Wärmepumpe in die Häuser, ergänzt um einen Gas-Spitzenlastkessel als Heizunterstützung bei besonders eisigen Tagen“, wie Förster weiter ausführt. Die alten platzraubenden Thermen in den einzelnen Wohnungen verschwinden also.

Gelsenkirchen-Feldmark: 100.000 Euro pro Wohnung – GGW saniert „im Betrieb“

Vorher-Nachher-Vergleich: Die vier Bilder zeigen, wie der Gebäudekomplex in der Gelsenkirchener Feldmark heute aussieht und wie sich die drei Gebäude nach der jetzt beginnenden Sanierung präsentieren werden.
Vorher-Nachher-Vergleich: Die vier Bilder zeigen, wie der Gebäudekomplex in der Gelsenkirchener Feldmark heute aussieht und wie sich die drei Gebäude nach der jetzt beginnenden Sanierung präsentieren werden. © Foto/Grafik: FFS/

Neue Fenster, Türen und Dächer sowie Keller- und Fassadendämmung und -begrünung und auch 27 nachträglich installierte Balkone (alternativ: Loggien) sind im Modernisierungspaket ebenso enthalten wie ein begrünter Innenhof mit Mietergärten, Bänken, Stellplätzen und E-Ladesäule. Auch die Bäder werden grundlegend saniert, es sei denn, sie haben erst vor geraumer Zeit eine zeitgemäße Aufwertung erfahren. „Wir investieren über 100.000 Euro pro Wohneinheit“, rechnet der GGW-Chef vor.

Leer gezogen werden müssen die Wohnungen für die umfangreichen Bauarbeiten nach GGW-Angaben überraschenderweise allerdings nicht. „Alles geschieht im laufenden Betrieb.“ Die Wohnungen in den drei Gebäuden sind demnach weitgehend vermietet, Leerstand gibt es kaum. Die leeren, schon renovierten Wohnungen dienen als Ausweichmöglichkeit, etwa, wenn bei einer Mietpartei das Bad mehrere Tage nicht benutzbar ist.

GGW saniert ab Juni Gebäude am Erler Tiemansweg

Neben dem Gebäudekomplex in der Feldmark startet die GGW in diesem Jahr ein weiteres Modernisierungsprojekt. Hierbei handelt es sich um acht Gebäude am Tiemannsweg (18 bis 32). Die Häuser wurden 1957 in vier Baugruppen mit jeweils zwei Gebäuden durch die GGW errichtet und befinden sich in zentraler und attraktiver Lage in Gelsenkirchen-Erle. Der Bestand umfasst 48 Wohnungen mit einer Gesamtwohnfläche von 2.853 m². Das Modernisierungsprojekt soll Ende Juni 2023 starten.

„Trotzdem wird niemand Unzumutbares erdulden müssen“, verspricht Förster den Bewohnern. „Bei der Schievenfeld-Siedlung in Erle waren 350 Wohneinheiten im laufenden Betrieb zu sanieren – mit deutlich größeren Eingriffen – und das hat auch geklappt.“