Gelsenkirchen. Der Stadtbauraum Gelsenkirchen muss dringend saniert werden. Fördergelder gibt es dafür erstmal nicht. Wann die Vorarbeiten beginnen könnten.
Der Stadtbauraum bröckelt – der einst feste Bestandteil als Spielstätte der Gelsenkirchener Kultur- und Kunstszene verfällt. Veranstaltungsmanagerin Elke Schumacher hat wie berichtet zum Jahresende ihren Bewirtschaftungsvertrag mit der Stadt gekündigt, die Zukunft des denkmalgeschützten Gebäudes am Schacht Oberschuir ist mehr als ungewiss. Nun ist klar: Die Frist, um die für die Sanierung dringend benötigten Fördergelder fürs kommende Jahr zu beantragen, wird Ende September ungenutzt verstreichen. Und auf Nachfrage der WAZ sagt die Stadtverwaltung: „Die Sanierung kann wegen verschiedener notwendiger Vorarbeiten frühestens in 2025 erfolgen.“
Keine Förderung für Sanierung: Gelsenkirchens Stadtbauraum bröckelt vor sich hin
Dass die Situation drängt, schreibt Elke Schumacher in einer E-Mail, die auch der Redaktion vorliegt, an die offiziellen Stellen in Stadtverwaltung und Politik: „Die Situation im Stadtbauraum wird leider sehr schnell signifikant schlechter.“ Und weiter: „Derzeit gibt es an vielen Gebäudeteilen Schäden durch eindringende Feuchtigkeit, derzeit sogar bis zu Stellen knapp über Fußbodenniveau. Bei jeder Anwesenheit im Hause fege ich heruntergebröckelte Farbschichten und teilweise Putz auf, um wenige Tage später erneute Spuren zu finden.“
Eigentlich wird schon länger ein Gutachter gesucht. Woran liegt es also, dass so lange nichts passiert ist? Die Verwaltung verweist auf die „hohe Aufgabendichte, insbesondere im Zusammenhang mit der Priorisierung von geförderten Schulbaumaßnahmen“. Daraus ergebe sich, dass eben jener Förderantrag für den Stadtbauraum nicht fristgerecht erfolgen konnte. Ausgegebenes Ziel ist nun: den entsprechenden Antrag bis September 2024 einzureichen. Hierzu habe es bereits ein Abstimmungsgespräch mit der Unteren Denkmalbehörde gegeben.
Kosten für die Sicherung des maroden Gebäudes bis Ende 2023: über 15.000 Euro
Schon Mitte Mai 2023, als die WAZ den Stadtbauraum besucht hatte, war Elke Schumacher mühsam damit beschäftigt, die Stolperfallen und lose Fliesen mit Warnpylonen abzusichern – damit sich die Besucherinnen und Besucher nicht verletzen. Jetzt, Mitte September, hat sich an der Situation noch immer nichts geändert. Ohne eine genaue Analyse der Ursachen könne eine großflächige Reparatur der Fliesen „nicht vorgezogen werden“, so die Stadt. Denn: „Die Reparatur soll im Rahmen der Gesamtsanierung erfolgen, damit sie mit gefördert werden kann.“ Die Instandsetzung von losen Fliesen erfolge im Rahmen der Bauunterhaltung.
Die Kosten für die Stadt, um das marode Gebäude zu sichern, laufen indes stetig weiter: So werden beispielsweise 120 Euro pro Woche für den Sicherungstunnel im unteren Bereich des Gerüsts veranschlagt. Aufbau und Miete kostete die Stadt von der 35. bis zur 44. Kalenderwoche 3808 Euro, von der 45. bis zur 52. Kalenderwoche 960 Euro, für das Jahr 2023 sind es insgesamt 6240 Euro. Dann gibt es auch noch den Bauzaun, der genau 67,18 Euro pro Woche kostet. Von Mitte August 2022 bis Ende 2023 macht das dann noch einmal 4568 Euro. Der Kauf eines Bauzaunes erscheint der Verwaltung nun „bei der voraussichtlich noch entstehenden Standzeit sinnvoll.“
In der vergangenen Sitzung des Kultur-Ausschusses gab die Leiterin des Kulturreferates, Andrea Lamest, bekannt, dass die Stadtverwaltung – hier das Kulturreferat – die Verwaltung des Stadtbauraums ab Januar 2024 übernimmt und somit auch die Koordination der Belegung. Hauptnutzer soll dann die städtische Musikschule sein, die den Stadtbauraum auch aktuell schon nutzt. Auch weiterhin könne der Stadtbauraum für kulturelle Zwecke anderer Veranstalter genutzt werden, so Lamest weiter. Anderen Nutzungsplänen (durch Büroräume oder private Wohnnutzung), durch Fragen der Politik aufgeworfen, erteilte die Verwaltung eine Absage: „Hierzu liegen aktuell keine Pläne vor.“ Auf die Frage, ob die Stadt langfristig am Stadtbauraum als Kulturstätte festhalten möchte, gab es als Antwort ein klares „Ja“.
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Das zeigt übrigens auch ein Blick in den neuen Kulturentwicklungsplan, der jetzt, ebenfalls im Ausschuss, vorgestellt wurde. 25 Sofortmaßnahmen sind dort aufgelistet, darunter: „Entwicklung und Sicherung der städtischen Kulturorte (unter anderen Stadtbauraum)“ heißt es dort. Elke Schumacher hofft, dass die gröbsten Schäden nun doch noch behoben werden können – damit das Haus nicht in der kommenden regenreichen Herbst- und Winterzeit noch weiteren, gravierenderen Schaden nimmt.