Gelsenkirchen. Die Bilanz der Wirtschaftsförderer für Handel, Dienstleister und Wirte in Gelsenkirchen liegt vor. Die Zahl der Leerstände? Geringer als gedacht.

  • Die Leerstandsquote in Buer liegt statistisch bei elf Prozent, in der City sind es zehn Prozent
  • Der Lebensmittelhandel in beiden Zentren ist vergleichsweise gut aufgestellt
  • Das Stadtgutscheinsystem für Gelsenkirchen ist nach Startschwierigkeiten gut angelaufen
  • Gebührenverzicht: Für Händler und Wirte weitet die Stadt ihre Corona-Hilfe bis Mitte 2022 aus

Zwei Pandemie-Jahre mit Corona-Regeln, die weitere Digitalisierung des Einzelhandelsgeschäfts und der weitere Rückzug von Filialisten prägen die Geschäftsentwicklung in Gelsenkirchen-City und im Hauptzentrum Buer. Die Wirtschaftsförderung der Stadt hat sich wieder an die Bestandsaufnahme gemacht und zeichnet Entwicklungen und Veränderungen nach. In Bezirksvertretungen und Ausschüssen legt sie den Bericht über die Innenstadtentwicklung vor. Er zeigt: 2021 gab es etliche, auch substanzielle Veränderungen am Markt, doch insgesamt hat sich die Zahl der Leerstände kaum verändert.

Für die Gelsenkirchener Bahnhofstraße wird der Leerstand mit 7 Prozent angegeben

2021 liegt die Leerstandsquote aller Betriebe in Buer statistisch bei elf Prozent (2020: neun Prozent), in der City unverändert bei zehn Prozent. Längs der Bahnhofstraße wird der Leerstand mit sieben Prozent angegeben. Einzelhandel (192 Geschäfte, 48 Prozent der Betriebe) liegt hier deutlich vor Gastronomie und Dienstleistungen (je 21 Prozent).

In Buer zählen 137 Geschäfte (47 Prozent) zur Sparte Einzelhandel, der Anteil der Gastronomie rangiert mit 50 Betrieben (17 Prozent) deutlich hinter den Dienstleistungen (25 Prozent).

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Der Bekleidungsbereich bietet im Norden wie im Süden klar den Angebotsschwerpunkt, in der City mit den Häusern von Galeria, C&A, Primark, H&M, Müller und Saturn. Auch der Lebensmittelhandel ist mit rund 8000 Quadratmeter Verkaufsfläche aus Sicht der Wirtschaftsförderer vergleichsweise gut und fußläufig erreichbar aufgestellt.

Mit Saturn und H&M fehlen im Gelsenkirchener Norden wichtige Magnetbetriebe

Die Schließung von Orsay, vor allem aber Saturn an der Marienstraße sowie H&M an der Hochstraße habe Buer „wichtige Magnetbetriebe entzogen“, stellen die Wirtschaftsförderer fest. Positiv vermerkt wird hier die Ansiedlung von Woolworth 2021, eine von insgesamt acht Neueröffnungen.

Das Textilsegment in Buer kommt auf 6800 Quadratmeter (2020: knapp 8000 Quadratmeter) Verkaufsfläche, weitgehend unverändert 22.890 sind es in der City. Zu den prominenteren „Abgängen“ 2021 im Süden zählen die Schmuckläden Golden Eye und Krämer an der Bahnhofstraße, Backwerk und auch ein Vodafone-Shop auf der Einkaufsmeile. Rossmann Express im Bahnhof musste schließen, Rossmann am Bahnhofsvorplatz öffnete – wie auch 18 weitere Geschäfte, darunter neun Gastronomiebetriebe.

Auch das gehörte 2021 zum Einkauf in Gelsenkirchen: Polizisten und Ordnungshüter, die – wie hier auf der Hochstraße – die Einhaltung von Corona-Regeln kontrollierten.
Auch das gehörte 2021 zum Einkauf in Gelsenkirchen: Polizisten und Ordnungshüter, die – wie hier auf der Hochstraße – die Einhaltung von Corona-Regeln kontrollierten. © Funke Foto Services | Lutz von Staegmann

Durchaus interessant in der Analyse: „Ein direkter Zusammenhang zwischen den Schließungen und den Auswirkungen der Corona-Pandemie kann nach Kenntnisstand der Verwaltung nicht hergestellt werden“, heißt es im Bericht. Weiteres Thema:Neueröffnung im Bahnhofscenter: Große Erwartungen an Penny

In Gelsenkirchen liegt die Kaufkraft beim Wert 84,1, in Münster zum Vergleich bei 101,9

Das Leerstandsmanagement und die Akquisition von Nachfolgenutzern werden bestimmende Themen, betonte Bernd Gebert, Leiter der Abteilung Strukturentwicklung bei der städtischen Wirtschaftsförderung, bereits vor Jahresfrist. Daran hat sich nichts geändert. Auch die Themen Digitalisierung, Corona-Folgen und demografischer Wandel stehen weiter oben auf der Agenda der Wirtschaftsförderer.

Wenig ändern können sie an der traditionell gering ausgeprägten Kaufkraft in Gelsenkirchen. Die einzelhandelsrelevante Kennziffer für die Gesamtstadt wird 2021 mit 84,1 angegeben (Buer 96, City 79,5). Zum Vergleich: In Oberhausen liegt sie bei 91,7, in Münster gar bei 101,9.

Stadt füllt Fördertöpfe, um Geschäftsleuten und Wirten durch die Pandemie zu helfen

Aus öffentlichen Töpfen gefüllte Förderpakete sollen Wirten, Geschäftsleuten und auch Immobilienbesitzern helfen: „Gelsenkirchen startet durch“, das Maßnahmenpaket für Handel und Gastronomie, wurde um ein weiteres halbes Jahr vom Rat der Stadt verlängert. Bis Mitte 2022 werden Gewerbetreibende von Gebühren für Werbereiter oder die Nutzung von Außenflächen befreit. Lesen Sie auch:Gebührenverzicht: Hilfe für Gelsenkirchener Händler

Dazu zählt die Wirtschaftsförderung auch das seit Juli 2021 etablierte digitale Stadtgutscheinsystem für Gelsenkirchen. Etabliert wurde es zusammen mit dem Citymanagement als Instrument für die lokale Kaufkraftbindung. „Das hat wirklich gut gegriffen“, findet Wirtschaftsförderer Bernd Gebert. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten konnten durch „aktive Vor-Ort-Akquise und entsprechende Werbemaßnahmen rund 70 Akzeptanz- und 25 Verkaufsstellen gewonnen werden“, stellt der Bericht fest, vermerkt aber auch: „Die Akquise und Betreuung vor Ort ist eine Daueraufgabe mit hohem Personalaufwand“.

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Immerhin: Von Juli bis Ende November 2021 konnten Gutscheine im Gesamtwert von rund 180.000 Euro verkauft werden. Die Summe der eingelösten Gutscheine beträgt rund 112.200 Euro. Käufer erhalten in der Regel 15, an verkaufsoffenen Sonntagen sogar 25 Prozent Gutscheinbonus. Die Stadt bezuschusst die Aktion mit 75.000 Euro.

Machbarkeitsstudien für ein Citymanagement in Horst und das frühere Boecker-Haus

Wie die City und zuletzt Buer könnte auch Horst ein Citymanagement bekommen. Zunächst hat die Stadt rund 80.000 Euro Fördermittel erhalten, um einen externen Dienstleister mit einer Machbarkeitsstudie zu beauftragen, die potenzielle Ansätze zur Installierung darlegen soll. Und auch dafür gibt es Geld: Aus dem Unterstützungspaket Einzelhandelsgroßimmobilien fließen rund 30.000 Euro Fördermittel, mit denen eine weitere Machbarkeitsstudie finanziert werden soll – hier speziell für den Komplex des früheren Boecker-Hauses Bahnhofstraße 78-84.