Gelsenkirchen. Nach dem Rewe-Rückzug aus dem Gelsenkirchener Bahnhofcenter kommt ein neuer Mieter in die City. Wer das ist, wie das Center verjüngt werden soll.

Es gehört zu Gelsenkirchens Innenstadtbild seit bald 40 Jahren. Eine lange Zeit, der das Bahnhofcenter in der Altstadt eine Reihe von Umbrüchen, Eigentümerwechseln, Ladenschließungen und Neueröffnungen gebracht hat. Dieses Bahnhofcenter unterzieht sich seit Herbst 2020 einer Verjüngungskur. Das liegt nicht zuletzt am Center-Investor Concarus Real Estate Invest GmbH, der Ende 2018 das Einkaufscenter direkt am Hauptbahnhof übernommen hatte. Die Zeichen stehen weiter auf Veränderung.

Gelsenkirchener Bahnhofcenter: Nach dem Rewe-Rückzug kommt ein neuer Mieter

Ortstermin an einem Donnerstagmorgen: Tanja Böse-Saurien hat sich Zeit genommen. Beim Rundgang und im Gespräch mit der Centermanagerin wird schnell klar, dass sich das Bahnhofcenter im Wandel befindet. Weg mit dem Schmuddel-Image an einigen Stellen, hin zu mehr Wohlfühlen. Oder, um es mit den Worten von Tanja Böse-Saurien zu sagen: „Concarus wird alles auf links drehen.“

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Der Kern wird bleiben, das alte Bahnhofcenter Baujahr 1983, „wir wollen es aber revitalisieren und den alten Glanz zurückbringen“, so die Centermanagerin. Das Center sei immer Teil der Innenstadt gewesen und das soll auch so bleiben, diese enge Verbindung – „wir wollen aber keine Konkurrenz zur City sein“. Das Bahnhofcenter gibt den Eintritt frei in die Bahnhofstraße, es ist das Tor zur Innenstadt. Belebt an diesem Morgen, doch die meisten zieht es weiter, in den Hauptbahnhof, zum Busbahnhof, in die City. [Lesen Sie auch:Verjüngungskur für das Gelsenkirchener Bahnhofcenter]

Centermanagerin Tanja Böse-Saurien will gemeinsam mit ihrem Team und einem Investor im Rücken das Gelsenkirchener Bahnhofcenter in der City revitalisieren.
Centermanagerin Tanja Böse-Saurien will gemeinsam mit ihrem Team und einem Investor im Rücken das Gelsenkirchener Bahnhofcenter in der City revitalisieren. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Und doch: Die Leerstände unter den 30 Shops in der Hauptpassage – sie fallen ins Auge. Die ehemalige Hussel-Filiale etwa, oder direkt daneben, da, wo einst Nanu Nana Deko verkaufte. Aktuell ist hier ein Corona-Schnelltestzentrum. Und danach? Geplant ist, beide Ladenlokale zu einem zusammenzufassen. Ein Dienstleister soll einziehen – „wir sind mit der Post im Gespräch“, verrät Tanja Böse-Saurien.

Gegenüber die Eisbar. Sie steht nach einem Betrugsfall schon längere Zeit leer. Was dort hinkommen könnte? Am besten Gastronomie. Aufgrund der Pandemie ist die Suche nach einem Nachfolger schwierig. „Im Moment läuft alles ganz vorsichtig wieder an“, berichtet Centermanagerin Böse-Saurien. Und erinnert sich an die Zeiten vor Corona, wo sie „einen super Lauf hatten“.

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Dreh- und Angelpunkt des Centers war lange die „Rewe Ihr Kaufpark“-Filiale. Ein Ankermieter mit Strahlkraft. Seit September 2020 geschlossen, wird die 1000-Quadratmeter-Fläche derzeit noch hinter Tüchern saniert. Die Rewe-Tochter Penny richtet sich dort neu ein. Und das mit einem neuen, hochwertigen Konzept, das so gar nicht mehr an ein Discounter erinnern soll. Die Eröffnung ist für September geplant, vielleicht auch schon früher.

„Eine Aufwertung des Gelsenkirchener Bahnhofcenters allein bringt’s noch nicht“

Das Entree bereitet die Bäckerei Hosselmann, ebenfalls frisch renoviert und flächenmäßig vergrößert. Daneben hat sich die Drogeriemarktkette Rossmann einen 700-Quadratmeter-Standort (zuvor im Hauptbahnhof) gesichert, ebenfalls in renovierten und sanierten Räumlichkeiten. [Lesen Sie auch:Diese Einzelhändler verlassen die Gelsenkirchener City]

Action als ein weiterer Ankermieter am Bahnhofsvorplatz Nr. 5 zieht die Menschen ebenfalls an. Über dem Non-Food-Discounter befindet sich der nächste Leerstand. 1000 Quadratmeter freie Fläche, für die sich Tanja Böse-Saurien eine Büronutzung oder auch den Einzug einer Arztpraxis vorstellen könnte. „Es gibt noch etliche Sachen zu erledigen“, sagt sie. Und meint damit auch eine weitere große Ladenfläche, die derzeit nicht genutzt wird. Man sei im Gespräch mit Tedi gewesen, vorstellen kann sich Böse-Saurien auch einen Anbieter wie beispielsweise das Dänische Bettenlager.

„Eine Aufwertung des Bahnhofcenters allein bringt’s noch nicht. Da ist auch das Drumherum wichtig“, ist Tanja Böse-Saurien überzeugt. Nun, das Drumherum lässt an manchen Stellen und Ecken eher zu wünschen übrig. Die Center-Chefin führt ins Dunkel: die Bahnhofsvorfahrt Nord. Irgendwie kein Ort zum draußen sein.

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Optisch aufwerten wollen sie diesen Teil unterhalb des Busbahnhofs. Mehr Licht ins Dunkel bringen ist etwa die Idee, die Pläne gehen so weit, im vorderen Teil des Parkplatzes Schranken aufzubauen, einen Sicherheitsdienst zu installieren.

Center-Verkaufsfläche

Das Bahnhofcenter Gelsenkirchen verfügt über eine Gesamt-Mietfläche von 12.800 Quadratmetern. Der Einzelhandel nimmt davon laut dem Investor Concarus 10.800 Quadratmeter ein, auf Büro- und Praxisräume entfallen 2000 Quadratmeter.

Das Center besteht aus insgesamt fünf miteinander verbundenen Gebäudekomplexen mit Einzelhandels-, Praxis- und Büroflächen und einem öffentlichen Parkhaus.

Eine optische Aufwertung hätte auch der kleine Platz vor der Hauptpassage direkt am Bahnhofsgebäude verdient. „Der Boden muss eigentlich neu gemacht werden“, sagt Tanja Böse-Saurien über das Flickwerk. Doch das ist keine Angelegenheit des Center-Investors, sondern der Stadt. Das Verhältnis zur Stadt beschreibt die Bahnhofcenter-Chefin als ein „sehr gutes und enges“, auf einer Basis, auf der sie gut miteinander reden und arbeiten können. Allein, das Geld fehlt, das ist auch dort zu sehen.

Stück für Stück soll mit der Zeit ein moderneres Bahnhofcenter entstehen

Stück für Stück soll mit der Zeit ein moderneres Bahnhofcenter entstehen – dieser Prozess begann vielleicht mit dem neuen Logo und endet mit einer anderen Farbe für die Außenflächen. Vielleicht entsteht auch Außergewöhnliches da, wo aktuell noch das Parkhaus mit 310 Stellplätzen zu finden ist. Ein Abriss könnte den Weg frei machen für ein neues Hotel und vielleicht Büroflächen. „Diese Pläne sind aber leider während der Corona-Krise eingeschlafen“, sagt Böse-Saurien.

Die Centermanagerin kennt ihren Arbeitsplatz mehr als gut, arbeitet sie schon seit 2006 dort. Ihre Erfahrung bringt sie zu folgender Einschätzung: Dass die Concarus Real Estate Invest das Center vor zweieinhalb Jahren übernommen hat, sei wie ein „Glücksgriff“, ein „Sechser im Lotto für das Center selbst und auch für den Standort“.