Gelsenkirchen. Seit Samstag gelten verschärfte Corona-Regeln in NRW. Für Gelsenkirchens Einzelhändler heißt das: 2G-Kontrollen. So reagieren die Kunden.

Ab sofort gilt in NRW 2G im Einzelhandel. In jedem Laden muss folglich an der Tür kontrolliert werden, dass auch jeder Kunde geimpft oder genesen ist. Wie aber ist das möglich? Theoretisch braucht es dafür ja in jedem Laden einen Türsteher. Was für eine Vorstellung! Die Wirklichkeit aber ist viel unspektakulärer – das zeigt ein Rundgang durch Gelsenkirchen-Buer am Samstagmittag.

Im Traditionsgeschäft „Leifeld“ etwa steht im Eingangsbereich ein Tisch, dahinter eine Mitarbeiterin, die freundlich grüßt und rasch und unkompliziert die Nachweise kontrolliert. Überraschend: Der Laden ist rappelvoll. „Es läuft gut“, sagt daher auch Inhaberin Susanne Polte. „Es ist ein bisschen lästig, aber jeder hat seinen Impfausweis parat und die Leute kommen trotzdem.“ Sorgen ums Weihnachtsgeschäft macht sich die Geschäftsfrau nicht. „Die Kunden sind bei uns willkommen und können sich sicher fühlen. Deswegen haben wir ja auch solche Plakate gedruckt: Sicher einkaufen – bei uns gerne.“ Sie sehe grundsätzlich immer alles positiv, schiebt sie nach und eilt dann zum nächsten Kunden. [Lesen Sie auch: Neue Corona-Regeln in Gelsenkirchen: Was jetzt gilt]

Längere Schlangen auf der Hochstraße in Gelsenkirchen-Buer

Begeistert von 2G ist auch Christine Beckmann. An der Tür ihrer Boutique bittet ein Schild darum, den Nachweis bereitzuhalten. Und so kommen auch hier die Kundinnen bereits mit einem gezückten Handy in den Laden. „Wir sind zufrieden – mehr als zuvor. Weil unsere Frauen einfach Angst hatten angesichts der steigenden Infektionszahlen. Jetzt fühlen sie sich sicherer. Für uns ist diese Lösung natürlich viel besser als ein Lockdown. Und es wurde höchste Zeit“, berichtet die Geschäftsfrau. Zu ihren Kundinnen zählten auch ganz verzweifelte Mitarbeiterinnen aus Krankenhäusern. Insofern sei es für alle gut, dass jetzt Klarheit herrsche. Einziger kleiner Wermutstropfen: „Die Weihnachtsstimmung leidet etwas unter Corona und der Gesamtsituation.“

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Beim Gang über die Hochstraße fällt auf: Viele Läden erinnern optisch an die Zeit von „Click & Collect“, haben einen Tisch quer im Eingang stehen. Andere wenige setzen tatsächlich auf Türsteher. Vor den großen Filialisten bilden sich längere Schlangen von Wartenden. Der Shopping-Laune scheint das jedoch wenig Abbruch zu tun.

Erleichterung über Klarheit der neuen Regeln

Auch bei Dorothee Decker in ihrem Lederwaren-Fachgeschäft „Droste“ läuft es rund. „Es ist alles gut. Die Kunden zeigen schon freiwillig ihren Nachweis vor.“ Die buersche Geschäftsfrau beobachtet: „In den letzten Wochen war es spürbar ruhiger in Buer. Heute ist das anders.“ Das ist auch der Eindruck bei der kurzen Stichprobe. Es scheint, die Klarheit der Regelung und ein Gefühl der Sicherheit lassen manch einen doch wieder in die Stadt kommen.

Check mit dem Handy: Manche Einzelhändler setzen bei der Kontrolle auf eine entsprechende App.
Check mit dem Handy: Manche Einzelhändler setzen bei der Kontrolle auf eine entsprechende App. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Angela Dieler begrüßt Kunden in ihrem Geschäft „Busenfreundin“ bereits an der Türe mit gezücktem Handy. Sie nutzt die „Check-App“, die als besonders sicher gilt. Danach erbittet sie oftmals den Ausweis. Ihr Vorteil und der aller inhabergeführten kleineren Geschäfte: Sie kennen ihre Stammkunden meist mit Namen und sogar Anschrift. Das macht Kontrollen etwas leichter. „Die Politik hat leider viel versäumt“, sagt die Unternehmerin. „Andere Länder haben es uns doch vorgemacht, wie man eine erfolgreiche Impfkampagne durchführt. Dieses Dilemma jetzt wäre vermeidbar gewesen. Jetzt leidet wieder der Einzelhandel, denn seit die Infektionszahlen gestiegen sind, ist die Frequenz vor Ort gesunken.“

Stolz auf die Booster-Impfung

Ausnahmen von der Regel

Insgesamt gilt im Einzelhandel: Zutritt nur für geimpfte oder genesene Menschen. Wie so oft jedoch gibt es zu jeder Regel Ausnahmen.

Läden, die den täglichen Bedarf abdecken, sind von 2G ausgenommen. Dass dies Supermärkte und Drogerien betrifft, das ist schon durch vergangene Lockdowns eingeübt. Allerdings sind aktuell auch Buchhandlungen für jeden frei zugänglich.

Über den „2G-Lockdown“, wie sie es nennt, ist Angela Dieler froh. Eine Schließung aller Läden wie vor einem Jahr hätte nachhaltige Konsequenzen. „Dann sähe die Stadt im nächsten Jahr ganz anders aus.“ Derweil betritt eine Kundin den Laden. Während ihr Impfstatus überprüft wird, erzählt sie, sie finde 2G gut. Ob sie sich dadurch sicherer fühle? „Was heißt schon sicher. Aber es ist besser so.“ Wobei sie selbst schon weniger in die Stadt gehe. „So richtig Spaß macht das ja nicht.“

Auch die Geschäfte von Alfred Weber und seinem Familienbetrieb laufen recht normal. „Unsere Kunden zeigen sofort ihren Nachweis vor.“ Es sei sogar ein gewisser Stolz zu erleben, wenn sogleich auch die Booster-Impfung nachgewiesen werden kann. Er sieht manch einen Aspekt aber auch kritisch: „Das ist sehr unausgewogen. Ein Autohaus darf die Kunden nicht alle reinlassen in die großen Geschäftsräume, und im Supermarkt drängeln sich die Menschen in der Schlange.“ Insgesamt mache er sich durchaus Sorgen um den Standort Buer. Auch wenn 2G recht gut funktioniere, die Pandemie hinterlasse weiterhin Folgen. „Die Abwärtsspirale, die wir vorher schon hatten, die beschleunigt sich.“ Nun bedürfe es vereinter Kräfte und kreativer Lösungen. „An denen müssen sich nicht nur die Geschäftsleute beteiligen, auch die Immobilienbesitzer.“