Essen. WAZ-Leser erkundeten die polizeihistorische Sammlung an der Norbertstraße. 5000 Exponate sorgen für Staunen und Schmunzeln unter den Besuchern.
Das Essener Polizeimuseum ist ein besonderer Ort. Es gibt keine regulären Öffnungszeiten und der Blick in die Sammlung, die in den Räumen der ehemaligen Landespolizeischule an der Norbertstraße untergebracht ist, wird nur zu besonderen Gelegenheiten gewährt. Der Besuch lohnt sich: 5000 Exponate, darunter preußische Pickelhauben, Polizeiuniformen aus der Weimarer Republik,und die mit 150 Stücken größte Fahndungsplakate-Sammlung in NRW, haben Rainer Wittka, Polizeioberkommissar, und Heinz Zengeler, einst LKA-Mann, in ihrer polizeihistorischen Sammlung zusammengetragen. Im Rahmen der Aktion „WAZ öffnet Pforten“ hatten Leser nun die Möglichkeit, rund 300 Jahre uniformierte Geschichte hautnah zu erleben – und anzufassen.
Alexandra Eckert probiert gleich zu Beginn eine Dienstmütze der Polizistinnen aus den 60er Jahren aus. Modisch top, doch derart schräg auf dem Kopf sitzend sorgte die Kopfbedeckung bei den Besuchern für Schmunzler: „Da hat ein Modezar ganze Arbeit geleistet. Nur leider sind die Mützen nur bedingt diensttauglich gewesen“, weiß Zengeler zu berichten.
Mit Pickelhauben wirkt man größer
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Deutlich älteren Ursprungs: die 40 ausgestellten Pickelhaube. „Warum hatte die preußische Polizei denn diese Pickel auf dem Helm?“ fragte sich mancher Besucher. Zengeler, drahtig, aber nicht hoch gewachsen, setzt die Pickelhaube auf: „Man wirkt größer damit. Das war ihr einziger Zweck.“
Dazu gesellten sich mit Federn geschmückte Tschakos, ein Diensthelm aus dem frühen 19. Jahrhundert. Leser Hans Westerhoff freut sich, auf Tuchfühlung mit kaiserlicher Garde-Garderobe zu gehen: „Ein Traum für einen Sammler wie mich. Ich habe 50 Uniformen zuhause im Keller. Nur von der Polizei, da besitze ich keine einzige.“
Schnaps im Dienst war erlaubt
Zengeler hat aber nicht nur Exponate, sondern auch etliche Anekdoten aus längst vergangenem Polizeialltag gesammelt: Im Technikraum etwa präsentierte er eine rote Handtasche. Nicht etwa für die Dame von Welt, sondern für die weiblichen Polizeibeamten anno 1970. Der Clou: Ein Halfter für die Dienstpistole war darin eingenäht.
Geschichte der Polizei
Selbstschutz anderer Art findet sich in der Polizeiverpflegung aus den 1950er Jahren: eine Flasche Schnaps: „Die gab es für die Beamte, die mit verwesenden Leichen zu tun hatten. Drei Zentiliter pro Toten wurden von der Dienststelle genehmigt“, verrät Zengeler.
Museum fing ganz klein an
Skurril anzusehen ist auch der weiße Safari-Helm. Der wurde den deutschen Beamten auf Erlass des Innenministers bei einem heißen Sommer aufverordnet. „Getragen hat sie nur nie jemand.“
Und so gelang sie in den außergewöhnlichen Fundus von Rainer Wittka. Seine Sammelleidenschaft hingegen entstand eigentlich ganz unspektakulär: Mit einem Ärmelabzeichen aus dem Schwabenland. „Danach habe ich alles zusammengetragen, was mir in die Hände kam.“ Das Ergebnis ist das kleine aber feine Essener Polizeimuseum.
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