Essen. . Bei einer sehr lebensnahen Führung im Polizeipräsidium blickten die Besucher hinter die Kulissen der Leitstelle und ins Innere einer Ausnüchterungszelle. Die Beamten öffneten auch Stahltüren, die sonst für Bürger geschlossen bleiben.

Die WAZ öffnet nicht nur Pforten, sondern manchmal auch richtig, dicke Stahltüren, wie diesmal die des Gewahrsams im Polizeipräsidium Büscherstraße. Genau genommen öffnet Hauptkommissar Martin Seidel für 16 WAZ-Leser den Trakt mit den weißgefliesten Zellen, in denen sonst nur die schweren Jungs landen und wo für gewöhnlich eigentlich niemand wirklich hin möchte.

Dort gastieren für maximal 48 Stunden, unter anderen, verhältnismäßig „friedliche Verbrecher“, für die ein Haftbefehl vorliegt. Aber auch die harten Fälle, Randalierer oder Betrunkene, für die es sofort in den oft als „Gummizelle“ bezeichneten Raum geht, finden hier unfreiwilligen Aufenthalt. „Die Täter bekommen lediglich eine Wolldecke, manchmal auch zwei. Hier können sie jedenfalls nichts anstellen“, sagt Seidel und führt die Besucher in die spartanischen Zellen mit den Vorrichtungen zum Fixieren, mit den im Boden eingelassenen Toiletten und den Kameras unter den Decken.

Die Leitstelle ist das Herz des Präsidiums

Kaum hat Seidel die Sätze ausgesprochen, scheppert es in dem Gebäude mächtig. Aktuell, so erklärt der Hauptkommissar, seien drei Männer einer Rockerbande untergebracht; alle auf verschiedenen Etagen, damit sie untereinander keinen Kontakt aufnehmen. Das hindert die Insassen aber nicht daran, immer wieder kräftig gegen die Türen oder Fenster zu boxen. „So etwas kennt man ja sonst nur aus Krimis“, zeigt sich WAZ-Leser Helmut Eulenbach erstaunt. Auch seine Frau Renate scheint überrascht: „So habe ich mir das wirklich nicht vorgestellt. Ich dachte, die Zellen sähen anders aus.“

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Nach dem Knast führt Gastgeber Stephan Boscheinen die Besucher ins Herzstück des Polizeipräsidiums: Dorthin, wo es klingelt, wenn jemand die 110 wählt, in die Leitstelle. Angenommen werden die Anrufe von einem der vier Mitarbeiter, die gerade Schicht haben. In einer Geräuschkulisse aus Stimmen und Funksprüchen hören die Besucher Hauptkommissar Michael Hülshorst zu. Um die 200 Einsätze koordiniert jede Schicht.

Liegen Gegenstände auf der Autobahn, wird es stressig

Hülshorst schaut abwechselnd auf drei Bildschirme, auf denen er alle aktuellen Einsätze im Blick hat und nimmt zwischendurch einen Anruf entgegen: Ein Mann hat einen ausländischen Ausweis gefunden, aber keine Möglichkeit, diesen zu einer Wache zu bringen. Hülshorst überprüft das Dokument mithilfe der Personenermittlung, macht den Besitzer ausfindig und bittet eine Streife, den Ausweis in Empfang zu nehmen und dem Besitzer auszuhändigen. „Ein kleiner Einsatz mit viel Aufwand“, so Hülshorst. Es sind unterschiedlichste Anliegen, die die Bürger die 110 wählen lässt. Verkehrsunfälle, Einbrüche, Ruhestörungen, und vieles mehr. Ab und an wollten manche sogar einfach nur reden. Ja, auch das käme vor.

Stressig wird es, wenn ein Gegenstand auf der Autobahn liegt: „Dann rufen fast alle an, die dran vorbeifahren. Sie können sich vorstellen, was dann hier los ist.“ Die WAZ-Besucher sind beeindruckt von der Arbeit, die hier erledigt wird: „Das erfordert viel Konzentration. Wahnsinn, wie das alles koordiniert wird“, sagt Barbara Blein zum Blick hinter die Kulissen.

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