Essen. Sehen, was sonst nur im Radio zu hören ist. Bei „WAZ öffnet Pforten“ haben zwölf Leserinnen und Leser den Moderatoren und Reportern beim Essener Lokalfunk über die Schulter geblickt. Und wissen nun, was für einen Radio-Beitrag so alles zu tun ist.
Um Punkt halb sechs am frühen Abend ist es mucksmäuschenstill im Raum. Das rote Licht über dem Radio-Studio bitten um Ruhe. Moderatorin Anna Bartl und ihr Kollege Tobias Stein berichten über das aktuelle Geschehen in der Stadt: „Pizzerien mit Lieferservice haben während der WM-Endrunde ihre Umsätze verdoppelt können“, spricht der Radio Essen-Redakteur ruhig und gleichmäßig in das Mikrofon. Die WAZ-Leser blicken ihm gespannt auf die Lippen, sind fasziniert, was sie da zu sehen bekommen.
Sehen, was sonst bis zu 153.000 Essener jeden Tag „nur“ vom Hören kennen, stand bei „WAZ öffnet Pforten“ beim Essener Lokalsender auf dem Programm. Radio Essen-Chefredakteur Christian Pflug lud gemeinsam mit der WAZ zwölf Leser ein, den Radioleuten vom Lokalfunk einmal bei der Arbeit über die Schulter zu blicken.
Lokalsender sollen sich keine Konkurrenz machen
Und mit reichlich Fragen zu löchern – sonst eher Arbeitsalltag des Journalisten Pflug: Warum ist der Empfang in manchen Bereichen Essens so schlecht, wollte etwa Paul Möhlen wissen, der täglich an den Stadtgrenzen unterwegs ist und das dortige Lokalprogramm hören muss. Oder Christoph Bremer, der sich immer schon gefragt hat, wie aus der Meldung von der Polizeiwache ein fertiges Rundfunkstück wird? Und wie wird man überhaupt Radio-Moderator, da wird der 14-jährige Niklas Lange ganz hellhörig.
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Christian Pflug nahm sich viel Zeit, um die Fragen ausführlich zu beantworten: Empfangsprobleme? Das hat mit der niedrigen Frequenzreichweite zu tun. „Die Landesregierung wollte, als der Privatfunk vor 30 Jahren gestartet wurde, eine große Vielfalt in den einzelnen Städten. Die Sender sollten nicht über die Stadtgrenze hinaus empfangbar sein und sich Konkurrenz machen“.
Jetzt sprechen wäre wie ein Flitzer bei der WM
Und der Traumjob Moderator? „Das ist gar nicht so allgemein zu beschreiben. Eigentlich über Umwege: ein Studium, ein Volontariat (Ausbildung) beim Radio und erste Sprecherjobs“, erklärt Pflug, der eigentlich mal studierter Lehrer ist.
Da hört auch Niklas gespannt zu. Der 14-Jährige interessierte sich für alles Technische im großen Sendestudio: „Ich habe selbst einige Geräte zu Hause, damit nehme ich die Musik meiner Band auf.“ Doch auch Radio-Machen hat es dem Essener angetan. „Vielleicht als sicherer Zweitjob?“, witzelte die Leser-Runde.
Eine Nachricht ins Radio zu bekommen, das ist wiederrum die Hauptaufgabe von Redakteur Stein, immer in Absprache mit dem Moderator. Kurz vor Beginn der Nachrichten schreibt er noch eifrig an seinem Beitrag, huscht kurz vor knapp ins Studio. „Wenn Sie jetzt gleich etwas sagen, wäre das wie ein Flitzer bei der Fußball-WM“, mahnt Chefredakteur Pflug bevor das rote Lämpchen aufleuchtet. Und es wird plötzlich mucksmäuschenstill.
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