Essen/Mülheim. Seit der Gründung des Polizeimuseums in Essen vor drei Jahren haben sich schon über 3500 Besucher die Ausstellung rund um die Geschichte der Uniformierten angesehen. Nun wird erweitert. Die Abteilung „Internationales“ ist bereits fertiggestellt, demnächst kommt ein Raum „Polizei in der DDR“ hinzu.

Der Duft der großen weiten Welt durchzieht den neuesten Ausstellungsraum des des kleinen Polizeimuseums in den Räumen der Behörde Essen/Mülheim. Inmitten einer verwirrenden Vielfalt an Polizeimützen aus aller Herren Länder funkelt in einer Vitrine eine imposante Sammlung an seltenen Brustabzeichen und Sheriffsternen aus Amerika.

Rainer Wittka (54), Polizeioberkommissar und Mitgründer dieses Kleinods, ist hier ganz in seinem Element. Den kanadischen „Mountie“ mit rotem Waffenrock im Rücken und neben sich ein Carabinieri in operettenhaft schöner Paradeuniform präsentiert er das exotischste Exponat wie eine Trophäe: eine kongolesische Polizeimütze aus echtem Leopardenfell. „Die würden wir heute gar nicht mehr durch den Zoll kriegen“, scherzt der passionierte Sammler.

Eigentlich doch kein Museum

Streng genommen handelt es sich bei der Ausstellung an der Norbert-straße 165 gar nicht um ein Museum, sondern um die „Polizeihistorische Sammlung“ der Berufsvereinigung „International Police Association“. Denn zum richtigen Museum fehlen, nun ja, so manche Standards: ein schickes Museumscafé etwa, der wissenschaftliche Katalog, geregelte Öffnungszeiten und an der Spitze ein Museumsdirektor.

Dafür wartet das „Polizeimuseum im Aufbau“, das sich auf dem Gelände der Polizeischule nahe der Gruga befindet, mit einem ganz besonderen Trumpf auf: Die hemdsärmeligen Macher versprühen Charme und Idealismus, Tatendrang und Authentizität, schließlich sind sie allesamt vom Fach. So manche Anekdote aus dem prallen Polizistenalltag rundet daher die Führungen ab.

Geschichte der Polizei

Rainer Wittka mit einem Polizeihut aus Zaire.
Rainer Wittka mit einem Polizeihut aus Zaire. © Dirk Bauer, WAZ FotoPool
Ein Polizist auf einem historischen Foto um 1900.
Ein Polizist auf einem historischen Foto um 1900. © Dirk Bauer, WAZ FotoPool
Historische Polizei-Kopfbedeckungen in der Sammlung des Polizeimuseum.
Historische Polizei-Kopfbedeckungen in der Sammlung des Polizeimuseum. © Dirk Bauer, WAZ FotoPool
Polizei-Abzeichen aus den USA gehören ebenfalls zu der Sammlung.
Polizei-Abzeichen aus den USA gehören ebenfalls zu der Sammlung. © Dirk Bauer, WAZ FotoPool
Auch solche Anekdoten werden im Polizeimuseum erzählt: Für Leichenbeschauer, die mit stark verwesten Leichen zu tun hatten, gab es Anfang der 1950er Jahre Asbach Uralt verordnet.
Auch solche Anekdoten werden im Polizeimuseum erzählt: Für Leichenbeschauer, die mit stark verwesten Leichen zu tun hatten, gab es Anfang der 1950er Jahre Asbach Uralt verordnet. © Dirk Bauer, WAZ FotoPool
Ein Halfter für eine Polizeiwaffe in einer Handtasche.
Ein Halfter für eine Polizeiwaffe in einer Handtasche. © Dirk Bauer, WAZ FotoPool
Ein Halfter für eine Polizeiwaffe in einer Handtasche.
Ein Halfter für eine Polizeiwaffe in einer Handtasche. © Dirk Bauer, WAZ FotoPool
Eine Anleitung zum Erstellen von Phantombildern ist ebenfalls im Museum zu sehen.
Eine Anleitung zum Erstellen von Phantombildern ist ebenfalls im Museum zu sehen. © Dirk Bauer, WAZ FotoPool
Solche alten Box-Kameras wurden zur Spurensicherung benutzt.
Solche alten Box-Kameras wurden zur Spurensicherung benutzt. © Dirk Bauer, WAZ FotoPool
Im Polizeimuseum gibt es eine große Sammlung von Fahndungsplakaten, darunter ist auch dieses aus den 1970er Jahren.
Im Polizeimuseum gibt es eine große Sammlung von Fahndungsplakaten, darunter ist auch dieses aus den 1970er Jahren. © Dirk Bauer, WAZ FotoPool
Ein Löffel zur Abnahme von Fingerabdrücken bei Leichen.
Ein Löffel zur Abnahme von Fingerabdrücken bei Leichen. © Dirk Bauer, WAZ FotoPool
Ein altes Funkgerät der Polizei aus den 50er Jahren gehört auch zur Sammlung.
Ein altes Funkgerät der Polizei aus den 50er Jahren gehört auch zur Sammlung. © Dirk Bauer, WAZ FotoPool
Halt, Polizei! Diese Kelle stammt aus den 1950er Jahren.
Halt, Polizei! Diese Kelle stammt aus den 1950er Jahren. © Dirk Bauer, WAZ FotoPool
Ein altes Polizei-Handbuch aus Essen.
Ein altes Polizei-Handbuch aus Essen. © Dirk Bauer, WAZ FotoPool
Historische Polizei-Kopfbedeckungen in der Sammlung des Polizeimuseum.
Historische Polizei-Kopfbedeckungen in der Sammlung des Polizeimuseum. © Dirk Bauer, WAZ FotoPool
Historische Polizei-Kopfbedeckungen in der Sammlung des Polizeimuseum.
Historische Polizei-Kopfbedeckungen in der Sammlung des Polizeimuseum. © Dirk Bauer, WAZ FotoPool
Ein Polzeihelm aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg.
Ein Polzeihelm aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. © Dirk Bauer, WAZ FotoPool
Ein Polizeihelm aus NRW aus den 1950er Jahren.
Ein Polizeihelm aus NRW aus den 1950er Jahren. © Dirk Bauer, WAZ FotoPool
Rainer Wittka an dem ältesten Plakat der Sammlung, das zur Suche eines Vermissten diente.
Rainer Wittka an dem ältesten Plakat der Sammlung, das zur Suche eines Vermissten diente. © Dirk Bauer, WAZ FotoPool
Klaus-Dieter Naujoks hält in einer nachgestellten Funkzentrale ein Schild mit der Aufschrift
Klaus-Dieter Naujoks hält in einer nachgestellten Funkzentrale ein Schild mit der Aufschrift "Polizeikontrolle" hoch. © Dirk Bauer, WAZ FotoPool
Heinz Zengeler sitzt auf einem Stuhl zur Erstellung von Täter-Fotos.
Heinz Zengeler sitzt auf einem Stuhl zur Erstellung von Täter-Fotos. © Dirk Bauer, WAZ FotoPool
Rainer Wittka hat einen Preußischen Polizeihelm vom Anfang des 20. Jahrhunderts auf dem Kopf. Zum Vergleich: Die Kappe auf der Puppe stammt aus den 1960er Jahren.
Rainer Wittka hat einen Preußischen Polizeihelm vom Anfang des 20. Jahrhunderts auf dem Kopf. Zum Vergleich: Die Kappe auf der Puppe stammt aus den 1960er Jahren. © Dirk Bauer, WAZ FotoPool
Rainer Wittka hat einen Preußischen Polizeihelm vom Anfang des 20. Jahrhunderts auf dem Kopf. Zum Vergleich: Die Kappe auf der Puppe stammt aus den 1960er Jahren.
Rainer Wittka hat einen Preußischen Polizeihelm vom Anfang des 20. Jahrhunderts auf dem Kopf. Zum Vergleich: Die Kappe auf der Puppe stammt aus den 1960er Jahren. © Dirk Bauer, WAZ FotoPool
Auch ein dunkles Kapitel wird im Museum thematisiert: die Polizei im Dritten Reich.
Auch ein dunkles Kapitel wird im Museum thematisiert: die Polizei im Dritten Reich. © Dirk Bauer, WAZ FotoPool
Im Polizeimuseum in Essen kann man der Geschichte der Polizei nachspüren.
Im Polizeimuseum in Essen kann man der Geschichte der Polizei nachspüren. © Dirk Bauer, WAZ FotoPool
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Pensionierte Polizisten arbeiten ehrenamtlich 

„Wir sind eine Handvoll aktiver und pensionierter Polizisten und arbeiten ehrenamtlich“, betont Heinz Zengeler, einst LKA-Mann, Spezialgebiet Korruption. Echte Allrounder sind sie außerdem. Leute, die morgens einen Sack Rotband verarbeiten, nachmittags neue Faltzettel drucken und sonntags die nächste Besuchergruppe begleiten. „Unser Museum ist klein, aber fein“, sagen sie stolz. Beachtlich: Seit der Eröffnung 2010 haben sie schon 3500 Besucher empfangen, darunter Gruppen aus Japan, Mazedonien, Russland und der Türkei.

„Schatzkammer“ des Polizeimuseums ist fraglos die Preußen-Abteilung, in die Rainer Wittka seine stolze Privatsammlung an Pickelhauben einbrachte – die älteste und prachtvollste stammt von 1850. Unterm Glas liegen ferner Säbel und Pistolen, Dienstsiegel und Orden, historische Fotos und Dokumente.

Raritäten sind zu genüge vorhanden

Auch an skurrilen Exponaten herrscht kein Mangel: Die Pulle Asbach etwa ist keineswegs beschlagnahmt worden. „Aus ihr durfte sich der Kollege, der mit stark verwesten Leichen zu tun hatte, einst einen Schluck genehmigen – mit ausdrücklicher Billigung von oben“, lächelt Heinz Zengeler.

Der BRD-Spurensicherungskoffer mit „Leichenlöffel“ ist ebenso eine Rarität wie der hölzerne Vorkriegs-Erkennungsstuhl. Oder das filigran in die Handtasche eingenähte Lederholster, in dem Frau Kommissarin bequem ihre Dienstpistole verstecken konnte.

Polizei unterm Hakenkreuz

Dem dunkelsten Kapitel in der über 100-jährigen Geschichte des Polizeipräsidiums widmet sich die Abteilung Polizei unterm Hakenkreuz. „Wir haben nichts zu verbergen“, betont Rainer Wittka. Und fügt hinzu: „Wir zeigen beides: die guten und die schlechten Seiten.“

Um die Fülle an Material zeigen zu können, kommen neue Räume hinzu: demnächst einer zum Thema „Technik“ und danach die Abteilung „Polizei in der DDR“. „Auf eine der größten Sammlungen an historischen Fahndungsplakaten sind wir besonders stolz“, sagt Klaus-Dieter Naujoks vom Museumsteam.

Das Polizeimuseum Essen, Norbertstraße 165, bevorzugt Besuchergruppen (ab 12 Jahre). Anmeldung per Mail unter vorstand@ipa-essen.de oder bei Heinz Zengeler, 0175/4534700; www.ipa-essen.de

Polizeimuseum eröffnet

Rainer Wittka, Chef der IPA-Verbindungsstelle in Essen, und Polizeipräsidentin Stephania Fischer-Weinsziehr eröffneten das Polizei-Museum. Foto: Walter Buchholz
Rainer Wittka, Chef der IPA-Verbindungsstelle in Essen, und Polizeipräsidentin Stephania Fischer-Weinsziehr eröffneten das Polizei-Museum. Foto: Walter Buchholz © WAZ FotoPool
Ein entnazifizierter preußischer Tschako. Foto: Walter Buchholz
Ein entnazifizierter preußischer Tschako. Foto: Walter Buchholz © WAZ FotoPool
Einer der besonders sehenswerten Ausstellungsstücke: eine alte, nachgestellte Polizeiwache. Foto: Walter Buchholz
Einer der besonders sehenswerten Ausstellungsstücke: eine alte, nachgestellte Polizeiwache. Foto: Walter Buchholz © WAZ FotoPool
Das Foto zeigt ein altes Polizeischild aus der russischen Besatzungszone, aus der Weimarer Zeit vor 1933.  Foto: Walter Buchholz
Das Foto zeigt ein altes Polizeischild aus der russischen Besatzungszone, aus der Weimarer Zeit vor 1933. Foto: Walter Buchholz © WAZ FotoPool
Auch preußische Pickelhauben können die Besucher in der Norbertstraße 165 bewundern. Foto: Walter Buchholz
Auch preußische Pickelhauben können die Besucher in der Norbertstraße 165 bewundern. Foto: Walter Buchholz © WAZ FotoPool
Den Preußen räumte das Museum einen eigenen Raum ein. Foto: Walter Buchholz
Den Preußen räumte das Museum einen eigenen Raum ein. Foto: Walter Buchholz © WAZ FotoPool
Ein Hutabzeichen aus Mülheim. Foto: Walter Buchholz
Ein Hutabzeichen aus Mülheim. Foto: Walter Buchholz © WAZ FotoPool
Immer dem Täter auf der Schliche: Reifenabdruckspuren...  Foto: Walter Buchholz
Immer dem Täter auf der Schliche: Reifenabdruckspuren... Foto: Walter Buchholz © WAZ FotoPool
...und ein Spurensicherungskoffer aus den 50er-Jahren. Foto: Walter Buchholz
...und ein Spurensicherungskoffer aus den 50er-Jahren. Foto: Walter Buchholz © WAZ FotoPool
Auch auf das dunkelste Kapital deutscher Polizeigeschichte geht das Museum ein, hoer ein Blick in den NS-Raum. Foto: Walter Buchholz
Auch auf das dunkelste Kapital deutscher Polizeigeschichte geht das Museum ein, hoer ein Blick in den NS-Raum. Foto: Walter Buchholz © WAZ FotoPool
Neben den entsprechenden Uniformen werden dort auch die Waffen aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges gezeigt. Foto: Walter Buchholz
Neben den entsprechenden Uniformen werden dort auch die Waffen aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges gezeigt. Foto: Walter Buchholz © WAZ FotoPool
Eine nachempfundene Szene des Warschauer Ghettos. Foto: Walter Buchholz
Eine nachempfundene Szene des Warschauer Ghettos. Foto: Walter Buchholz © WAZ FotoPool
Wo heute modernste Technik längst Einzug gehalten hat, sorgten früher Telefonverbindungsstellen wie diese für den Kontakt zur Außenwelt. Foto: Walter Buchholz
Wo heute modernste Technik längst Einzug gehalten hat, sorgten früher Telefonverbindungsstellen wie diese für den Kontakt zur Außenwelt. Foto: Walter Buchholz © WAZ FotoPool
Verbrecher gab es immer: Hier ein Band des Verbrecheralbums aus dem Jahr 1911. Foto: Walter Buchholz
Verbrecher gab es immer: Hier ein Band des Verbrecheralbums aus dem Jahr 1911. Foto: Walter Buchholz © WAZ FotoPool
Wem Ehre gebührt: In diesem Regal sind Abzeichen aus der Nachkriegszeit zu bewundern. Foto: Walter Buchholz
Wem Ehre gebührt: In diesem Regal sind Abzeichen aus der Nachkriegszeit zu bewundern. Foto: Walter Buchholz © WAZ FotoPool
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