Essen. . „Wir sind RWE“ heißt eine Stadionhymne auf dem Album, das der Essener Hip-Hopper „Choma“ und Alex Crossfield am Tag des Derbys gegen RWO veröffentlichen. Auch der Sänger der„Café Nova Staudertrinkers“ und der Capo der Ultras Essen singen mit – auch über den FC Schalke.

Florian Komenda war RWE-Mitglied, bevor seine Geburtsurkunde ausgefüllt war. Sein Vater nahm ihn schon als Kleinkind mit an die Hafenstraße. „Mit dem Georg-Melches-Stadion“, sagt Komenda, „wurde ein Stück meiner Kindheit abgerissen“. Der 19-Jährige ist Mitglied der Ultras Essen, als Hip-Hop-Musiker „Choma“ hat er einen Traum: „Es wäre eine Ehre“, sagt er, wenn Fans von Rot-Weiss Essen im Bus zum Auswärtsspiel „auch mal meine Lieder hören würden“.

Am Samstag erscheint seine erste CD, „Chaoten aus Leidenschaft“. Beim Derby gegen Rot-Weiß Oberhausen darf er sein Album am Stand der Ultras Essen verkaufen. Songs wie „Liebe kennt keine Liga“ und „Mythos Hafenstraße“ werden aber sicher nicht nur RWE-Ultras und Hip-Hop-Fans gefallen.

Alte RWE-Helden und Werte der Ultras

Gründe dafür gibt’s so viele wie der RWE-Anhang Rivalen hat: Mehrere der acht Songs aus der Feder der Komponisten „S.B.P.“ und „90 Kid“ bleiben so lange im Gehörgang hängen wie Siw Malmkvists Kulthit „Adiole“, den bei jedem Heimspiel Tausende mitschmettern. Ein raues, aber nicht allzu glattes Klangkleid hat den Songs Komendas Kumpel Alex Crossfield (nein, das ist kein Künstlername) verpasst. Der 24-Jährige hat sich ein Tonstudio zusammengespart und will mit seinem Plattenlabel „Open Sound Musik“ künftig Geld verdienen: Professionell klingt seine Arbeit schon jetzt.

Obendrein mischen auf dem RWE-Album zwei echte Größen der Fanszene mit: Im Abgesang auf die Schalker Erzfeinde grölt Kalle Schwansen, der Vorsänger der Ultras, den bösen Refrain. Und dem Song, der zur neuen RWE-Hymne avancieren könnte, verleiht Sandy von der Kultband „The Café Nova Staudertrinkers“ (u.a. „Stimmung statt Randale“, „Humpa RWE“) seine Stimme: „Wir sind RWE“ beschwört als Gitarrenballade das Gemeinschaftsgefühl unter den Rot-Weissen („Leute vom Bau, Banker, Hartzer – scheißegal“) und liefert den Soundtrack zum Mythos Hafenstraße („Jeder kennt den Boss, Ente Lippens und die glorreiche Zeit“). Ein bisschen Pathos darf da schon mitklingen. Das Video (siehe Textende) hat Alex Crossfield übrigens in Eigenregie gedreht und geschnitten, auf Youtube erntet es regelrechte Beifallstürme.

Vertonte Verachtung für Schalke und den MSV

Spende an das Kinderheim Funkestiftung

Die CD ist für acht Euro im Stadion und über die Webseite www.opensoundmusik.de/cal erhältlich (Versand: zwei Euro).

Die „Release-Party“ steigt am Samstag, 22. März, im Café Nova in Borbeck, Stolbergstraße 54.

Ein Euro pro CD geht an das Kinderheim Funkestiftung in Bredeney, wo Komenda selbst einige Jahre wohnte: „Die Erzieher haben mich zur Musik gebracht, jetzt will ich etwas zurückgeben.“

Choma rappt, ohne den Gangsta spielen zu wollen, „in der Sprache, die wir auch im Stadion sprechen“.: In seine Texte hat der Jungspund alte Schmähgesänge auf Knappen und Zebras eingebaut, sie spiegeln außerdem Feindbilder (DFB, Polizei) und Werte (Zusammenhalt, Heimatliebe) der größten deutschen Jugendkultur wieder: die der Ultras. Auf der Platte finden sich etwa ein Liebeslied an die verbotene bengalische Fackel und ein Song über Polizeigewalt: „Ich wollte aber keinen Pöbelsong machen, sondern aufzeigen, warum Polizisten oft überfordert sind und losprügeln.“

Vor allem will Komenda auf seinem Debüt aber "ganz viel Gefühl transportieren". Jene Emotionen, die all die „Chaoten aus Leidenschaft“ vereine: „Ich meine nicht Randalierer, sondern alle, die erst beim Fußball sie selbst sind.“ Auf dem Weg ins Stadion werden sie möglicherweise bald Choma hören.

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