Essen. Der Ärger in einem Zug mit RWE-Fans zum Duell mit dem Wuppertaler SV hatte eine andere Ursache als man es bei einem Problemspiel erwarten würde: Ein Beziehungsstreit ließ einen 21-Jährigen ausrasten - dafür muss er nun eine Woche in Dauerarrest. Ein Polizist musste am Tag der Tat gar als Seelenklempner und Tröster für den aufgewühlten Angeklagten fungieren.
Stress mit der Ex, ein Liebesdrama – das war der Grund für die Randale im Zug der Fans von Rot-Weiss Essen auf dem Weg nach Wuppertal im November 2012. Für Körperverletzungen und Widerstand verwarnte das Essener Jugendschöffengericht einen 21-Jährigen. Eine Woche muss er im Dauerarrest absitzen und zudem 100 Stunden arbeiten.
Die Begegnungen zwischen RWE und dem WSV gelten aus polizeilicher Sitz als Problemspiele. So begleitete eine Hundertschaft der Bundespolizei am 24. November den Sonderzug der Bahn, der die Rot-Weissen zum Regionalligaspiel fuhr. Die Beamten staunten nicht schlecht, als in dieser Umgebung vor ihren Augen zwei junge Leute lautstark ihre Beziehung klärten.
Es ging ums Fremdgehen
Sie schenkten sich nichts. Es ging ums Fremdgehen, um Sachen aus der ehemals gemeinsamen Wohnung und um Beleidigungen. Irgendwann muss die junge Frau wohl „Hurensohn“ gesagt haben, und der damals 20-Jährige schlug zu. Zwei- bis dreimal ins Gesicht der Frau. „Beide waren alkoholisiert“, sagt ein Beamter.
Kurzerhand schritten sie ein. Noch auf Essener Gebiet packten sie den 20-Jährigen, zogen ihn in ihre Mitte an eine der Türen. Weil er sich wehrte und sie beschimpfte, fesselten sie ihn. Dennoch nutzte er die Gelegenheit, einen von ihnen anzuspucken, einem anderen eine Kopfnuss zu versetzen, die aber ins Leere ging.
Polizist tröstete liebeskranken RWE-Fan
In Wuppertal-Sonnborn zeigen Videos vom Bahnsteig, wie er isoliert auf dem Boden sitzt, um ein Telefonat „mit Mama“ bittet und einem Polizisten sein Herz ausschüttet. Der tröstet ihn, spricht mit ihm über Beziehungsdramen.
Vor Gericht gesteht der Angeklagte. Das Gericht gesteht ihm emotionale Aufgewühltheit zu. Der Arrest sei aber unerlässlich, betont Richterin Kathrin Schürmann: „Um ihm klar zu machen, so geht es nicht.“