Essen. Weil die Nachfrage steigt, bleiben die Gebühren für Sarg- und Urnenbestattungen auf den 23 städtischen Friedhöfen im dritten Jahr stabil. Außerdem wird saniert. Das zentrale Bürgerbüro am Parkfriedhof informiert zu Bestattungsarten.

Die letzte Ruhe kostet zwar das Leben – aber sonst nicht viel: Wer mit einer anonymen Bestattung auf dem Urnensonderfeld am städtischen Friedhof am Hallo zufrieden ist, der findet sie bereits für 600 Eu­ro, zuzüglich Bestatterkosten. Anders als in anderen Kommunen soll sich in Essen daran nichts ändern.

„Un­sere Friedhofsgebühren bleiben stabil. Wir haben in nächster Zeit keine Er­hö­hung geplant, schließlich müssen wir uns auch am Markt orientieren“, betont Bernd Frömming, bei Grün und Gruga zuständig für die kommunalen Friedhöfe. Auf dem Markt sei die Stadt bei weitem nicht der günstigste Anbieter. „Konfessionelle Friedhöfe sind oft preiswerter, da sie nicht ans Kommunalabgabengesetz NRW gebunden sind“, so der Verwaltungswirt.

29 verschiedene Grabarten

Trotzdem sei die Nachfrage an Beisetzungen auf städtischem Grund und Boden in den ersten drei Quartalen 2013 „sehr deutlich“ gestiegen. „Das liegt unter anderem am zentralen Bürgerbüro, das wir am Parkfriedhof eingerichtet haben und in dem wir Bürger über un­sere 29 Grabarten und verschiedenste Bestattungsarten informieren“, so Frömming.

Anders als bei den konfessionellen „Gottesäckern“ legt die Stadt bei ihren Friedhöfen besonderen Wert auf den Aspekt der Naherholung. Daher sind viele parkähnlich angelegt. So wurde erst jüngst auf dem Parkfriedhof das stadtweit erste Memoriam eröffnet, ein von sechs Friedhofsgärtnereien geschaffener Garten der Ruhe, der Raum für Urnen- und Reihengräber bietet – Pflege inklusive. „Wir besitzen schließlich keine Mo­nopolstellung in Essen, da müssen wir Angebote wie diese schaffen“, sagt Frömming. Auch das muslimische Grabfeld am Friedhof am Hallo, das seit 1972 besteht, ist ein städtisches Angebot. „Dieses Angebot erfreut sich weiterhin großer Nachfrage.“

Essens 23 eigenen Friedhöfen stehen neun evangelische, 26 katholische und vier jüdische Friedhöfe ge­genüber. Letztere werden durch Grün und Gruga im Auftrag der jüdischen Kultusgemeinde gepflegt.

Sanieren und verschönern

303.000 Euro wandte die Stadt vergangenes Jahr für den Unterhalt der Betriebsgebäude und -grundstücke auf ihren Friedhöfen auf. Dazu kommen 120.000 Eu­ro pro Jahr, mit denen Aufbahrungsräume und Trau­erhallen saniert werden. Mit Hilfe der Bezirksvertretungen wurden in Fischlaken, Karnap, Werden, Bredeney und auf dem Nordfriedhof öffentliche Toiletten saniert. Dazu kommen neue Unterstände, Schaukästen, Bestuhlungen und Wege.

Das Danach planen 

Der Friedhof Karnap erhält in diesem Jahr noch eine neue Toilettenanlagen, in Kettwig wird hingegen die Trauerhalle komplett saniert. Über diese Maßnahmen weiß Corinna Habner ebenfalls Bescheid. Seit 2011 ist sie Ansprechpartner für alle, die sich über die kommunalen Friedhöfe und ihre Angebote informieren wollen. Persönlich, telefonisch und per E-Mail ist sie im Bürgerbüro am Parkfriedhof zu erreichen. „Bürger aller Altersklassen kommen vorbei, manche, weil sie ihre eigene Bestattung planen, andere, weil sie sich für ih­re Eltern informieren wollen.“ Ruhig bleibt es dabei allerdings nicht immer, wie Habner schon oftmals feststellen musste. „Neulich hatte ich ein Ehepaar im Büro sitzen, da meinte die Frau, dass sie einmal verbrannt werden möchte. Doch davon wollte ihr Mann nichts wissen. Schon ging der Ehestreit los – und ich war mittendrin.“

Zu tun habe Habner gut. Vor allem gehe es darum, die Leute aufzuklären. „Oft kommen sie mit falschen Voraussetzungen und denken nur an die vermeintlich günstigere Urnenbestattung. Die erste Frage lautet oft: Was kostet mich das?“, sagt Corinna Habner. Gemeinsam mit den Bürgern rechnet sie die verschiedenen Möglichkeiten durch: 29 verschiedene Bestattungsarten seien möglich, da verliere der Bürger schon mal leicht den Überblick. Der Trend gehe in diesem Jahr wieder leicht zur Erdbestattung, vielleicht auch, da die städtischen Friedhöfe mittlerweile Ganzabdeckungen auf Gräbern gestatten. „Es ist möglich Gräber komplett mit Stein zu bedecken, etwa mit Kieseln“, so Habner. Das wüssten viele Bürger nicht. Und auch nicht, dass jemand aus Karnap oder Borbeck auch in Bredeney oder Werden beerdigt werden kann. „Auf den städtischen Friedhöfen ist das, anders als bei vielen konfessionellen Trägern, möglich. Außerdem kann sich bei uns auch beerdigen lassen, wer nicht aus Essen kommt“, sagt Bernd Frömmig von Grün und Gruga. So sei der Berliner, Hamburger oder Münchener ebenso auf Essens Friedhöfen willkommen, wie der Mainzer oder Dresdener. „Kinder, dessen Angehörige andernorts leben können sie her bringen lassen, um sie nah bei sich zu haben und das Grab pflegen zu können“, nennt Frömming einen weiteren Vorteil der städtischen Friedhöfe.

Führung durchs Krematorium

Habner ist aber nicht nur im Bürgerbüro anzutreffen, sie besucht Verbände wie die Awo, das DRK oder die Essener Seniorengemeinschaft, um über das Angebot zu informieren. Auch Gruppenführungen durchs Krematorium gehören zu ihren Aufgaben. Es sei wichtig sich bereits zu Lebzeiten mit dem eigenen Ableben auseinanderzusetzen. Habner: „Denn sonst wissen vor allem die Hinterbliebenen nicht, wie sich ihr Verstorbener seine letzte Ruhe vorgestellt hat. Das ist schade und belastet viele Trauernde natürlich sehr.“

Bürgerbüro am Parkfriedhof

Das Bürgerbüro am Parkfriedhof, erreichbar über den Haupteingang an der Straße Am Parkfriedhof 33 in Huttrop, öffnet montags bis freitags von 8 bis 16 Uhr – sowie nach telefonischer Vereinbarung. An jedem dritten Samstag im Monat ist es darüber hinaus von 11 bis 15 Uhr geöffnet. Corinna Habner berät dort über die Themen Einäscherung, Aufbahrung, Gedenken, Trauerfeier, Abschiednahme, Beisetzung und die 23 städtischen Friedhöfe. Informationen wie einen Friedhofswegweiser, den „Ratgeber in Friedhofs- und Bestattungsfragen“, Handzettel zum Memoriam-Garten auf dem Parkfriedhof, zum Thema „Digitaler Nachlass“ sowie zur Dauergrabpflege und zum Krematorium in Freisenbruch hält sie ebenfalls kostenfrei bereit. Telefonisch ist Habner unter 88 67 612 eichbar und per E-Mail unter friedhofsinfo@gge.essen.de. Im Internet unter www.krematorium-essen.de und auf www.essen.de gibt es weitere Infos.