Essen. Essen verwertet Zahngold und Metalle von Verstorbenen nach deren Einäscherung. Die Verwaltung, die Grundsätze wie Ethik und Pietät berührt sieht, ist bislang zurückhaltend mit dem Thema umgegangen. Die Stadt aber wird an dieser Praxis festhalten. Unlängst sorgte Bochum für ähnliche Schlagzeilen.

Die Stadt Essen hat wie viele andere Städte seit Jahren Zahngold und andere Metalle von Verstorbenen nach deren Einäscherung verwertet und wird an dieser gängigen Praxis weiter festhalten. Dies erklärte Bernd Schmidt-Knop, zweiter Werkleiter des Eigenbetriebes Grün & Gruga am Dienstag vor dem zuständigen Fachausschuss des Stadtrates. Da hier Grundsätze von Ethik und Pietät berührt seien, sei die Verwaltung mit diesem Thema bislang sehr zurückhaltend umgegangen.

Für Schlagzeilen sorgte unlängst die Stadt Bochum, die laut einem Bericht des WDR von Angehörigen Einverständnis-Erklärungen verlangt, dass sie ihren Anspruch auf das Gold und andere Edelmetalle abtreten. So weit geht die Stadt Essen nicht. Gleichwohl beklagt die Verwaltung „eine gewisse Rechtsunsicherheit“, so Schmidt-Knop. Vor diesem Hintergrund hat Grün & Gruga einen Passus in die neue Betriebsordnung für das städtische Krematorium am Hellweg aufgenommen, die der Fachausschuss dem Rat der Stadt gestern zur Annahme empfohlen hat. Darin heißt es: „Vor der Einfüllung in die Aschekapsel wird die Totenasche von Fremdstoffen und Metallrückständen befreit. Die verbleibenden Metallstücke werden gesammelt und anschließend veräußert.“

Würdevollen Umgang mit sterblichen Überresten

Die Werksleitung des Eigenbetriebes sichert einen würdevollen Umgang auch mit diesen sterblichen Überresten zu, die nach Auffassung von Grün & Gruga „nicht in die Urne gehören oder auch gar nicht hineinpassen“. Gemeint sind „medizinische Hilfsmittel“ wie zum Beispiel künstliche Gelenke oder Titanstifte für Zahnimplantate.

Metalle werden im Krematorium nach der Einäscherung der Verstorbenen mit Hilfe eines Magnetismus entfernt, und anschließend einer renommierten Scheideanstalt übergeben, die den entsprechenden Wert erstattet. Pro Jahr kommen so zwischen 30.000 und 35.000 Euro zusammen, die Grün & Gruga laut Schmidt-Knop „im Sinne der Verstorbenen“ einsetzt. In den zurückliegenden Jahren seien dafür Rollstühle für Friedhofsbesucher angeschafft oder auch Aufenthaltsräume für Trauernde renoviert worden. Edelmetalle, die bei der Einäscherung im Krematorium nicht mit magnetischen Metallen verschmelzen, blieben hingegen in der Asche zurück und würden mit dieser in der Urne bestattet.

In den vergangenen Jahren keine Beschwerde

Laut Grün & Gruga hat bislang niemand Anstoß an der beschriebenen Praxis genommen, Beschwerden habe es in den vergangenen zehn Jahren jedenfalls nicht gegeben. Gleichwohl wünscht sich der Eigenbetrieb Klarheit durch den Städtetag der sich des Themas angenommen hat.