Essen. Die Wochenarbeitszeit bei den Blauröcken wird von 54 auf 48 Stunden zurückgefahren. Dafür muss aber mehr Personal eingestellt werden.

Gebranntes Kind scheut das Feuer: Nachdem die Stadt ihren Blauröcken für die geleistete Mehrarbeit in den Jahren 2002 bis 2006 rund neun Millionen Euro an Ausgleichszahlungen hat zukommen lassen, sollen die Arbeitszeiten bei der Berufsfeuerwehr künftig auf eine rechtssichere Basis zurückgefahren werden. Auf den Wachen ist alsbald Schluss mit den seit über zehn Jahren üblichen 54-Stunden-Schichten, für die es seit dem 1. Januar 2007 eine Zulage in Höhe von 20 Euro gibt.

Mit dieser so genannten Opt-out-Verordnung hatte die Landesregierung damals die Spielräume einer EU-Arbeitszeitrichtlinie genutzt, die eigentlich eine Höchstgrenze von 48 Wochenarbeitsstunden einschließlich Bereitschaftszeiten forderte. Da jedoch niemand genau weiß, ob diese Regelung, die NRW als einziges Bundesland einführte, auf Sicht verlängert wird, hat Personaldezernent Christian Kromberg nach NRZ-Informationen jetzt die Reißleine gezogen: Die Arbeitszeit wird auf 48 Stunden begrenzt. Diese Entscheidung des städtischen Beigeordneten wurde der Belegschaft der Feuerwehr bereits mitgeteilt. Die Politik weiß von dem Vorhaben offiziell noch nichts.

Viele scheitern an den Eignungstests

Schon jetzt zeichnet sich ab: Das gewollte Mehr an Rechtssicherheit hat seinen Preis. Um die wegbrechenden sechs Stunden pro Kopf und Wochenschicht so auffangen zu können, dass Essens Feuerwehr auch künftig mindestens so gut funktioniert wie bisher, müssen nach ersten Berechnungen nach und nach zusätzlich zwischen 60 und 70 neue Kräfte eingestellt werden. Mehrkosten für die Kommune am Ende: rund 3,7 Millionen Euro. Ob in einer Übergangszeit, in der noch nicht genügend Nachwuchskräfte zur Verfügung stünden, anfallende Überstunden über die bisherige 20-Euro-Vergütung oder über die übliche Mehrarbeitsverordnung im öffentlichen Dienst abgegolten werden, ist noch nicht klar. Letztere Variante wäre mit 16 Euro pro Stunde die teurere.

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Sorgen, auf dem Markt geeigneten Nachwuchs zu finden, macht sich Kromberg offenbar nicht. Es gebe immer ausreichend viele Bewerber – allerdings scheitert so mancher an den Eignungstests. Auf Nachfrage machte der Beigeordnete deutlich, dass er die Hürden vor einem Berufs-Eintritt in die Feuerwehr an der ein oder anderen Stellen in der Tat als zu hoch empfinde. Insbesondere wenn die Behörde an der Eisernen Hand mehr Frauen einstellen wolle, „wird man über die Sportstandards nachdenken müssen“.