Kray. . Die Freiwillige Feuerwehr in Kray feiert am Wochenende ihren 112. Geburtstag. Angefangen hat alles mit Trompeter und Pferdekarren.
Es war Anfang Mai, als Carl Meyer, der damalige Bürgermeister der Bürgermeisterei Stoppenberg die Bürger seiner Gemeinden Kray und Leithe im Jahr 1901 zur Versammlung ins Lokal „Meerbeck“ rief und das Projekt „Feuerwehr vor Ort“ direkt mit einer politischen Niederlage begann. Den Handwerkern, Bauern und anderen beruflich eingespannten Nachbarn konnte er seine Idee der Pflichtfeuerwehr nämlich überhaupt nicht schmackhaft machen.
Löschwasser mit der Muttermilch
Erst beim zweiten Anlauf am Ende des Monats, mittlerweile vor fast exakt 112 Jahren, konnte der Bürgermeister einen Teilerfolg feiern: die Gründung der Freiwilligen Bürgerfeuerwehr in Kray. „Das erste Domizil war auf dem Krayer Markt“, berichtet der heutige Löscheinheitsführer Uwe Klapper. Er ist so etwas wie das wandelnde Gedächtnis der Krayer Feuerwehr, hat sich in vielen Jahren die Geschichte der Retter vor Ort aus dem Stadtarchiv und zahlreichen anderen Quellen zusammengestückelt.
Und das Löschwasser quasi schon mit der Muttermilch eingesogen. Vater Manfred war sein Vorgänger an der Spitze der Truppe. Der Urgroßvater Heinrich Ducree war eines der Gründungsmitglieder vor 112 Jahren. Und der, so hat der Urenkel herausgefunden, musste sich mit seinen Kameraden zunächst ziemlich provisorisch behelfen. „Auf dem Markt stand nur der Holzturm für Übungen. Die Gerätschaften waren in privaten Schuppen oder sonstwo untergebracht“, berichtet Uwe Klapper.
Man stelle sich vor: Die freiwilligen Brandretter werden per Trompetenruf zum Sammelpunkt bestellt und rücken an mit Pferdekarren und sonstigem Material. Anfang 1902 kam dann ein Gerätehaus hinzu – für 4350 Mark. Mit der Umgestaltung des Krayer Marktes 1907 wurde dann der Turm Stück für Stück ab-, und an der Marienstraße, die damals noch Karlstarße hieß, wieder aufgebaut. 1908 weihte man den neuen Geräteschuppen an der heutigen Marienstraße ein.
Kray wuchs in dieser Zeit rasant und so auch die Freiwillige Feuerwehr. Neben der Werksfeuerwehr von Bonifacius und der der Westdeutschen Eisenwerke reichte ein Löschzug der Truppe nicht mehr aus. 1910 kam ein zweiter hinzu, 1926 sogar noch ein dritter. Mit über 70 Mitgliedern hatten die Krayer so viele Helfer wie wohl niemals wieder in ihrer Geschichte.
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„Davon können wir heute nur träumen“, so Klapper. Nach der Zäsur durch den 2. Weltkrieg und einem langsamen Wiederaufbau vor und nach dem Umzug auf das heutige Gelände an der Marienstraße im Jahr 1956, pendelte sich die Stärke der Truppe auf durchschnittlich 25 Männer ein. „Derzeit sind es 26“, berichtet Uwe Klapper.
Mit einem Altersschnitt von Mitte 30 ist man für die Zukunft gut aufgestellt. Seit 1994 sorgt die Jugendabteilung für Nachwuchs. Und den reizt nach wie vor der freiwillige Dienst, bei dem man auch schon mal morgens früh um vier aus dem Bett gepiept werden kann. Warum eigentlich? Jugendleiter Thomas Krause: „Man nimmt viel für sich mit. Und die Kamerdschaft untereinander ist einfach klasse.“