Essen. In der Leitstelle der Feuerwehr im Ostviertel gehen alle 112-Rufe aus dem Essener Gebiet ein. Hier nehmen Feuerwehrmänner wie Hans-Jürgen Küster die Notrufe an und schicken die Rettungskräfte zu den Einsatzorten. Zwischen Anruf-Annahme und Alarm liegen oft nur 30 Sekunden.

Wer die 112 wählt, landet in der Leitstelle der Feuerwehr im Ostviertel. Von hier aus schicken die Einsatzkräfte die Feuerwehrleute, Notärzte und Rettungsassistenten los. 350 Mal täglich.

„Die Chefin ist umgefallen und liegt bewusstlos am Boden“, erklärt die Anruferin. Für Hans-Jürgen Küster reicht das Stichwort „bewusstlos“, um den Notarzt per Mausklick auf den Weg zu schicken. Der 55-jährige Hauptbrandmeister und Rettungsassistent arbeitet in der Leitstelle der Feuerwehr, von der aus täglich 350 Einsätze geleitet werden. Sein Arbeitsplatz ist der Ort, an den Bürger gelangen, wenn sie die 112 wählen.

Sechs Bildschirme

Hans-Jürgen Küster blickt auf sechs Bildschirme, auf denen er erkennt, wo die Einsatzfahrzeuge sich befinden. Auf dem Schirm ihm gegenüber leuchten eingehende Anrufe auf. Schlaganfall, Herzinfarkt, Verkehrsunfall, Brand, umgekippter Baum oder Krankentransport.

Der Feuerwehrmann entscheidet, wen er alarmiert und gibt Anweisungen wie „Fenster öffnen“ oder „stabile Seitenlage“. Seine Erfahrung hilft ihm, die Lage meistens nach wenigen Wörtern einzuschätzen, so dass zwischen Anruf-Annahme und Alarm oft nur 30 Sekunden liegen, sagt er.

Bis die Rettungskräfte alarmiert werden, „sollen zwei Minuten nach Möglichkeit unterschritten werden“, erklärt Feuerwehr-Chef Ulrich Bogdahn. Die Kräfte in der Leitstelle entscheiden über die Qualität ihrer Arbeit. „30 Sekunden können entscheidend dafür sein, ob jemand nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand wieder auf die Beine kommt oder lebenslänglich ein Pflegefall bleibt.“

"Die psychischen Krankheiten nehmen zu"

Das definierte Schutzziel der Feuerwehr: In spätestens acht Minuten wollen sie am Einsatzort sein. „In 90 Prozent sind wir schneller“, sagt Sprecher Mike Filzen.

Tagsüber arbeiten fünf Einsatzkräfte in der Leitstelle. Weitere halten sich eine Etage höher in den Sozialräumen auf. Ihre Schicht dauert 24 Stunden, die Arbeitszeit acht bis neun Stunden. Sie sind geschult auf dem technischen Gebiet, genauso wie in der psychologischen Fragetechnik. Denn derjenige, der anruft. ist oft aufgeregt, schreit unverständlich, gibt wenig hilfreiche Angaben.

Was ist passiert, wo und wie viele Verletzte, muss Hans-Jürgen Küster schnell wissen, muss dabei Ruhe bewahren und gleichzeitig beruhigen. Manchmal geht das nicht, ohne deutlicher zu werden, dann hebt er die Stimme. Er senkt sie und spricht leiser, wenn jemand anruft, der sich das Leben nehmen will. „Die psychischen Krankheiten nehmen zu.“ Und wenn es nichts Medizinisches ist, reicht es manchmal, einfach mal zwei Minuten zuzuhören.

Mehr Rettungswehr als Feuerwehr

Rund 126.000 Einsätze hat die Feuerwehr jährlich, die Zahl der Anrufe, die dafür in der Leitstelle geführt werden, sind um ein Vielfaches höher. Im Vorjahr etwa schickten Hans-Jürgen Küster und seine Kollegen die Feuerwehr zu rund 2500 Bränden, in mehr als 100.000 Fällen ging der Alarm an Rettungsdienst und Notarzt, oder ein Krankentransportdienst wurde angefordert. Bogdahn: „Wir sind inzwischen mehr Rettungswehr als Feuerwehr.“