Essen. . Essens Blauröcke sorgen sich um geeigneten Nachwuchs und den Fortbestand der Freiwilligen Feuerwehr. Denn die EU-Pläne, die Arbeitszeitrichtlinie von maximal 48 Stunden pro Woche auch auf den ehrenamtlichen Einsatz anwenden zu wollen, würden wohl das Aus für die Freiwillige Feuerwehr bedeuten.

Essens Feuerwehrchef ist kein furchtsamer Mensch. Doch beim Blick nach Brüssel wird Ulrich Bogdahn nach eigenem Bekunden „angst und bange“: Denn die EU-Pläne, die Arbeitszeitrichtlinie von maximal 48 Stunden pro Woche auch auf den ehrenamtlichen Einsatz anwenden zu wollen, würden wohl das Aus für die Freiwillige Feuerwehr bedeuten. Es sei zu befürchten, dass engagierte Bürger vermehrt ihren Dienst quittieren, weil sie Job und Ehrenamt nicht mehr unter einen Hut bekommen.

Dann wird’s entweder teuer für die Stadt: „Es müssten dann mehr Berufsfeuerwehrkräfte eingestellt werden“, sagt Bogdahn. Oder es gebe weniger Sicherheit: „Die Ausrückzeiten würden länger“ – besonders bei Einsätzen im Essener Süden, wo die Freiwillige Feuerwehr mancherorts mangels einer „amtlichen“ Wache in 24-Stunden-Bereitschaft ist, um im Ernstfall meist vor ihren hauptamtlichen Kollegen an den Orten des Geschehens zu sein.

Weniger geeignete Bewerber

1663 Einsätze bewältigten die in 16 Löschgruppen organisierten 472 Helfer aus Leidenschaft im vergangenen Jahr – meist im Zusammenspiel mit der Blauröcken der Berufswehr. Es ist ein seit Jahrzehnten eingespieltes System: Wenn das zusammenbrechen würde, „das wäre doch absurd“, schimpfte Bogdahn bei der gestrigen Vorstellung der Einsatzbilanz für 2011. „Deshalb werden wir uns auch mit allen Kräften dagegen wehren“, kündigte der Personaldezernent der Stadt, Christian Kromberg, an. Zumal die Feuerwehr nicht die einzige Institution ist, die von einer solchen Richtlinie betroffen wäre: Sie würde auch Sanitätsdiensten und der Wasserrettung, dem Sport, der Kultur, oder dem Umweltschutz ebenfalls die Freiwilligen nehmen.

Als gäbe es nicht Probleme genug: Die Bereitschaft zum Mitmachen lasse schon jetzt spürbar nach, wie Rolf Brochhagen, Sprecher der Freiwilligen Wehr, weiß: „Wir müssen kräftig werben.“ Auch um den Nachwuchs für die Berufsfeuerwehr. „Da rollt erheblich was auf uns zu“, sagt Bogdahn. Denn nicht nur die Zahl geeigneter Bewerber ginge insgesamt zurück. Auch trete die Feuerwehr in den kommenden Jahren zunehmend in Konkurrenz zu Unternehmen, „die ihre qualifizierten Arbeitskräfte mit Dienstwagen und Laptop an den Unis abholen“ und dann auch deutlich besser zahlen als die öffentliche Verwaltung.

Eineinhalb Jahre muss sich ein Feuerwehrneuling mit 900 Euro bescheiden, und eingestellt werden eh nur Bewerber mit abgeschlossener Berufsausbildung. Aktuell waren es übrigens 370 Kandidaten. Doch die Auslese ist hart: Wenn davon am Ende zehn geeignete übrig bleiben, „dann haben wir Glück“, meint der Feuerwehr-Chef.