Essen. Wie alte Pappkartons hat ein Unbekannter zwei kleine Baby-Kaninchen nahe des Essener Krupp-Parks in einem Papiercontainer entsorgt. Eine Passantin entdeckte die Tierchen und rief die Feuerwehr. Die nahm sogleich den ganzen Container auseinander - und wird nun im sozialen Netzwerk Facebook als Lebensretter gefeiert.

Tilly Küsters ist hin- und hergerissen. Sie kann sich nicht so recht entscheiden, ob sie fröhlich oder traurig sein soll. Doch eines ist die Mitarbeiterin im Essener Tierheim auf jeden Fall: dankbar. Adressat ihres Dankes ist die Essener Feuerwehr. Denn die hat nicht lange gefackelt und beherzt einen sechs Kubikmeter großen Papiercontainer auseinandergenommen. Ursache des ungewöhnlichen Feuerwehreinsatzes: Zwei junge Zwergkaninchen, die ein unbekannter Tierquäler wie Müll zwischen dreckigen Pappen entsorgt hatte.

Eine Passantin hatte Dienstagnachmittag die traurige Entdeckung in Nähe des Krupp-Parks gemacht: Vollgepackt mit Altpapier war sie zum Berthold-Beitz-Boulevard gekommen, um ihren Müll in einem großen Papiercontainer zu entsorgen. Doch darin war bereits etwas ganz anderes entsorgt worden: Als sie die Klappe des Riesen-Containers öffnete, blickte ihr ein puscheliges braun-beiges Zwergkaninchen mit großen Knopfaugen entgegen. Sofort alarmierte die Frau die Feuerwehr - und vier Kameraden rückten zur Tierrettung aus.

Zweites Kaninchen verschwand im Papier-Dickicht

„Als die Kollegen ankamen, saß das Kaninchen auf einem Pappkarton im Container“, schildert Wachabteilungsleiter Carsten Cornelissen den Beginn der Rettungsaktion. Im selben Moment verschwand ein zweites Tierchen im Papier-Dickicht und ward nicht mehr gesehen.

Die Einsatzkräfte zögerten nicht - prompt räumten sie den ganzen Container leer. „Um sicherzustellen, dass sich nicht noch weitere Tiere darin befinden und um an sie heranzukommen“, erklärt Cornelissen. Eine gute Stunde waren die Feuerwehrmänner mit dem Aus- und Einräumen der Papiermassen beschäftigt, ehe sie die beiden mitgenommenen Langohren behutsam in einen Pappkarton verfrachteten und zum Tierheim brachten.

Liebevoll werden Konrad und Konni nun im Tierheim wieder aufgepäppelt.
Liebevoll werden Konrad und Konni nun im Tierheim wieder aufgepäppelt. © Julia Richter / WAZ FotoPool

„Das war ganz toll!“, lobt Tilly Küsters den Einsatz der Männer. Sie nahm die beiden abgemagerten Kaninchen wenig später im Essener Tierheim in Empfang. „Das war schon niedlich: Ein riesiges Feuerwehrauto vor der Tür, drei große Männer und diese zwei kleinen Tierchen.“

Tierchen, die nur mit Glück einem tödlichem Schicksal entkommen sind: „Da hat sich jemand seiner Haustiere entledigt, um sich auf diese Art und Weise seinen Urlaub zu sichern“, steht für die Feuerwehr fest. Eine grausame Art - doch zur Urlaubszeit nicht ungewöhnlich: „In den Ferien werden leider viele Tiere ausgesetzt“, weiß Tilly Küsters nur allzu gut. Sie erinnert sich auch an eine weiße Katze, die in einem Wäschecontainer gefunden worden war. „Sowas ist schon heftig.“

Wut und Dank auf Facebook

Entsprechend heftig ist auch die Reaktion im sozialen Netzwerk Facebook. Dort dankte das Tierheim den Wehrleuten - und viele User schlossen sich an. Zahlreiche Kommentatoren machen auf der Seite des Tierheims Essen ihrer Wut auf den Tierhalter Luft. Gleichzeitig werden die Feuerwehrmänner als Lebensretter gefeiert: „Ein Hoch auf die Feuerwehr!“, heißt es da etwa. Oder „Feuerwehrmänner: Meine Helden!“

Auf Facebook dankte das Tierheim Essen der Feuerwehr - und viele User schlossen sich an.
Auf Facebook dankte das Tierheim Essen der Feuerwehr - und viele User schlossen sich an.

Dabei sei das doch selbstverständlich, betont der Wachabteilungsleiter: „Der Auftrag, Leid für Leben abzuwenden, gilt in abgestufter Reihenfolge für Menschen und Tiere“, so Cornelissen. Für derartige Rettungsaktionen kommt die Allgemeinheit auf. „Wir lassen doch die Tiere nicht einfach verrecken.“

So werden die beiden Ausgesetzten nun im Tierheim liebevoll wieder aufgepäppelt. Und Tilly Küsters ist zuversichtlich, dass die traurige Geschichte ein richtiges Happy End finden wird: „Konrad und Konni - so haben wir die beiden getauft - fressen schon eifrig“, erzählt sie fröhlich. In drei bis vier Wochen sollen sie ein neues Zuhause finden. Dann hoffentlich ein liebevolles.