Castrop-Rauxel. . Ein 72-Jähriger hat einem Kaninchen in seinem Garten erst die Kehle durchgeschnitten, das Tier dann zum Ausbluten an den Schuppen gehängt und es anschließend gehäutet. Die Anwohner einer Siedlung in Ickern sind entsetzt über die Brutalität und rufen die Polizei. Gegen den Mann wird ermittelt.
Was auf dem Land vielleicht Normalität ist, führte am Mittwochnachmittag bei Anwohnern einer Siedlung in Ickern zu Entsetzen. Der 72-Jährige Nikolaus P. hatte einem Kaninchen in seinem Garten erst die Kehle durchgeschnitten, das Tier dann zum Ausbluten an den Schuppen gehängt und es anschließend gehäutet. Und das nicht zum ersten Mal. Als „grausam“ bezeichneten die geschockten Nachbarn diesen Vorgang und riefen die Polizei.
Schlachten ist keine Straftat
Diese bestätigte auf Anfrage dieser Zeitung, dass zur Zeit ermittelt werde, „ob es sich bei diesem Vorfall vielleicht um eine unsachgemäße Schlachtung handelt“, sagt Polizeisprecher Michael Franz. Generell sei das Schlachten von Kaninchen allerdings keine Straftat, erklärt Svenja Küchmeister vom Kreis Recklinghausen. „Grundsätzlich ist das Schlachten und Töten von Kaninchen denjenigen gestattet, die dazu die nötigen Fähigkeiten haben“, erklärt sie. Heißt also: die das richtige Werkzeug haben und wissen, wie man tötet.
Anders sähe es allerdings bei einer Schächtung aus – also beim Ausbluten der Tiere nach einem Schnitt durch die Kehle. „In so einem Fall muss das Tier vorher betäubt werden“, sagt Küchmeister. „Das hatte ich ja vor“, verteidigt sich Nikolaus P., der die ganze Aufregung nicht ganz nachvollziehen kann. „Beim Schlag auf den Kopf habe ich wohl nicht richtig getroffen und das Karnickel ist dann abgehauen.“ Ein Freund habe es wieder eingefangen, „ich selbst schaffe das ja gar nicht mehr mit meinem Rücken“, sagt der 72-Jährige. Das Tier habe fürchterlich geschrien, schrieb die Leserin in ihrem Brief. Das bestätigt auch der Hobby-Schlachter. „Also habe ich ihm gleich die Kehle durchgeschnitten.“
„Ich reiße ihnen die Köpfe ab und lasse sie ausbluten“
Was sich in der Tat sehr grausam anhört, ist für den Griechen, der 1961 als Gastarbeiter nach Deutschland kam, völlig normal. Schon seit 50 Jahren schlachtet er seine Tiere für den Verzehr selbst. „Vor 47 Jahren hatten wir sogar Schweine und Gänse hier im Garten. Aber da hat keiner etwas gesagt.“ Mittlerweile hat er nur noch Kaninchen und Tauben. Und auch die werden auf nicht sehr schöne Weise getötet. „Ich reiße ihnen die Köpfe ab und lasse sie ausbluten“, sagt der Grieche emotionslos.
Doch die Nachbarn empören sich nicht nur darüber, dass er grundsätzlich seine Tiere selbst tötet, es sei ihrer Meinung nach unangemessen, dass es alle Nachbarn mitbekommen. Zudem grenze der Garten des 72-Jährigen gleich an einen Kinderspielplatz.
Aber Nikolaus P. verspricht: „Ich höre jetzt auf, die Tiere zu schlachten. Ich möchte keinen Ärger. Und auch mit der Polizei möchte ich nichts zu tun haben.“