Essen. . Linke und Grüne wollen den Messe-Ausbau durch ein Bürgerbegehren stoppen. Soll der Bürger über das 123-Millionen-Projekt mitentscheiden? Die meisten sind dafür. Allerdings gibt es auch kritische Stimmen, wonach ein solches Thema für den Normalbürger zu komplex sei.
„Sind sie dafür, dass der Beschluss des Rates der Stadt Essen vom 17. Juli 2013 über den Neubau der Messe für 123 Millionen Euro aufgehoben wird und die Messe-Aufsichtsratsmitglieder verpflichtet werden, die Neubauplanung abzulehnen?“
Diese Frage möchten die Linken und Grüne in der Essener Politik in naher Zukunft den Essenern stellen. Die NRZ hat sich am Wochenende auf den Weg gemacht und Meinungen eingeholt: Soll der Bürger über den Messe-Ausbau entscheiden? Und braucht Essen überhaupt neue Messe-Gebäude?
Wichtig für Hotels und Gastronomen
Zumindest auf die zweite Frage haben die meisten Befragten eine klare Meinung – und die dürfte bei Befürwortern des Ausbaus gut ankommen. „Die Messe ist wichtig für die Wirtschaft am Standort Essen und hat eine große Bedeutung für Gastronomen und Hotels in der Umgebung“, fasst Johanna Niklas zusammen. Die gerade zu Ende gegangene Star-Wars-Messe bestätigt diese Einschätzung: Im Arosa und Atlantic Hotel waren alle Betten belegt. Die Besucher kamen aus Australien, Asien oder den USA in die Messestadt Essen.
„Ohne den Ausbau wird es hier künftig kaum noch attraktive Ausstellungen geben“, meint Herbert Eckhart, der selbst „mehrmals im Jahr“ die Hallen am Grugapark besucht. Kritischere Töne gibt es kaum, auch wenn Reinhard Perner mahnt: „Man sollte überlegen, sich künftig zu verkleinern und zu spezialisieren, statt Bäume zu fällen und der Gruga Platz zu nehmen.“
Bürger vor Groß-Investitionen fragen
Dass aber nun nach Willen von Linken und Grünen der Bürger zumindest gefragt wird, ob die Stadt das 123 Millionen Euro-Projekt wirklich umsetzt, damit können sich viele Essener anfreunden. „Es geht um eine riesen Menge Geld, die Stadtkasse ist leer, da finde ich es richtig, vor solchen Investitionen die Bürger einzubeziehen“, meint Heike Knipping. Ähnlich sieht das Tim Jonischkat. Der Software-Entwickler aus Rüttenscheid erklärt: „Ich bin ein großer Freund von Mitsprache und direkter Demokratie.“ Allerdings: „Das ganze Prozedere ist zu langwierig und veraltet. Über das Internet könnte man viel einfacher und schneller die Meinung der Menschen einholen.“
Andere sehen den Bürger als Entscheider beim Thema Messe kritisch. „Grundsätzlich sind Bürgerbegehren keine schlechte Sache. Aber dieses Thema ist für den Normalbürger zu komplex“, sagt Peter Stockhausen.
Das sehen die Grünen und die Linken anders und werden, sobald der Oberbürgermeister sein Okay gibt, durch die Stadt ziehen, um die nötigen 14.000 Unterschriften für einen Bürgerentscheid zu sammeln. Damit der Messe-Bau doch noch kippt, müssten dort nicht nur die Mehrheit, sondern auch mindestens zehn Prozent aller Essener die eingangs gestellt Frage mit „Ja“ beantworten.