Essen. 175 Arbeitsplätze sollen am Ferrostaal-Konzernsitz in Essen abgebaut werden. Die Belegschaft hätte sich damit binnen weniger Jahre halbiert. Der Konzern bekennt sich trotz der Sparrunden weiter zum Standort Essen.
Die Mitarbeiter von Ferrostaal kommen nicht zur Ruhe. Der Industriedienstleister will weitere 175 Stellen am Konzernsitz an der Hohenzollernstraße abbauen. Das Unternehmen bestätigte entsprechende Meldungen. Damit würde sich die Zahl der Arbeitsplätze in Essen binnen weniger Jahre in etwa halbiert haben.
Es ist nicht die erste Streichrunde, die der Standort erlebt. Vor der Korruptionsaffäre, die das Unternehmen 2010 und 2011 erschütterte, arbeiteten über 750 Menschen für Ferrostaal in Essen. Zurzeit sind es noch 550. In welchem Zeitraum die Jobs gestrichen werden sollen und ob es betriebsbedingte Kündigungen geben wird, dazu wollte sich der Sprecher nicht äußern. Die Verhandlungen mit dem Betriebsrat liefen. Der Betriebsrat lehnte gestern eine Stellungnahme ab.
Geschäftlicher Trend angeblich positiv
Geschäftsführer Klaus Lesker hatte noch im August vergangenen Jahres im WAZ-Interview erklärt, dass man sich nicht mit Stellenabbau beschäftige, sondern mit einer „Vorwärtsstrategie“. Der Unternehmenssprecher sagte jetzt: „Unsere Geschäfte haben sich von Essen stärker ins Ausland verlagert. Immer mehr wird vor Ort gemacht“. In den Projektführungsabteilungen in Essen werde deshalb weniger Personal gebraucht. Dennoch steht der Konzernsitz nicht in Frage: „Es gibt ein klares Bekenntnis der Geschäftsführung zum Standort Essen“, hieß es.
Ferrostaal gehört seit Anfang 2012 der Hamburger Beteiligungsfirma MPC. Sie richtet seither das von der Korruptionsaffäre erschütterte Unternehmen neu aus. Unter anderem wurde die Projektierung von Kraftwerken, die bislang zum Kerngeschäft gehörte, in ein Joint Venture ausgelagert. Künftig wolle man sich auf den Anlagenbau in der Petrochemie, Gas und Wind konzentrieren. Zudem ist Ferrostaal im Maschinengeschäft und als Dienstleister für die Autoindustrie tätig.
Wie das Geschäftsjahr 2012 gelaufen ist, darüber wollte Ferrostaal keine Auskunft geben. Ein Sprecher sagte lediglich: „Ferrostaal hat sich wirtschaftlich stabilisiert.“ Der Trend sei positiv. 2011 war der Konzern in die roten Zahlen gerutscht. Zum einen musste Ferrostaal Einbrüche beim Auftragseingang verkraften, zum anderen bekam der Konzern wegen der Korruptionsaffäre eine Strafzahlung in Höhe von knapp 140 Millionen Euro aufgebrummt. Kurz vor dem Verkauf an MPC mussten 1000 der damals 5300 Mitarbeiter im Konzern gehen. Der Sprecher sagte, dass die Korruptionsaffäre mittlerweile abgeschlossen sei.