Essen. Der Hamburger Unternehmer Axel Schroeder wird der neue starke Mann bei Ferrostaal. Welche Pläne der 69-jährige Chef des Handelshauses MPC verfolgt, erläutert er im Interview mit DerWesten. Schroeders vorrangiges Ziel ist, Ruhe in das Unternehmen zu bringen. Stellenabbau sei nicht geplant. Der Standort Essen bleibt.
Nach der Schmiergeldaffäre: Das Essener Traditionsunternehmen Ferrostaal soll wieder in ruhiges Fahrwasser gelenkt werden. Das kündigt Axel Schroeder an, der Chef des Handelshauses MPC, das Ferrostaal nun übernehmen wird. Er sieht gute Chancen, mit Ferrostaal wieder Gewinne zu erwirtschaften. Der mehr als 5000-köpfigen Belegschaft sagt Schroeder, Stellenstreichungen seien derzeit nicht geplant. Und der Unternehmensname werde nicht geändert.
Ferrostaal wurde durch die Schmiergeldaffäre heftig erschüttert. Was haben Sie mit dem Unternehmen vor?
Schroeder: Wir möchten zunächst einmal Ruhe in das Unternehmen bringen. Die vergangenen Monate sind auch an den Beschäftigten nicht spurlos vorbeigegangen. Wir möchten den Mitarbeitern eine klare unternehmerische Perspektive geben.
Wie genau?
Schroeder:Wir haben großes Interesse daran, die Geschäftsfelder Automotive, Handel und Anlagenbau weiterzuentwickeln. Wir möchten Ferrostaal zu alter Stärke bringen. Die DNA von Ferrostaal ist intakt.
Wird Ferrostaal ein eigenständiges Unternehmen mit Sitz in Essen bleiben?
Schroeder:Ja. Auch der Name Ferrostaal soll auf jeden Fall bleiben.
Sind Stellenstreichungen geplant?
Schroeder:Der Abbau von Arbeitsplätzen ist derzeit nicht geplant. Wir haben uns die Geschäftsbereiche von Ferrostaal sehr genau angeschaut und sie haben uns überzeugt, insbesondere der Projektbereich.
Ferrostaal will 2012 wieder schwarze Zahlen schreiben
Das laufende Geschäftsjahr wird Ferrostaal aller Voraussicht nach mit Verlusten abschließen. Wann wird das Unternehmen wieder Gewinne machen?
Schroeder: Das zu erwartende negative Ergebnis ist vor allem der Zahlung an die Staatsanwaltschaft geschuldet. Wir sind zuversichtlich, auch im kommenden Jahr ein positives Ergebnis zu erzielen. Denn wir können jetzt ohne Altlasten durchstarten.
Welche Rolle spielt ihr Unternehmen MPC Capital bei ihren Plänen?
Schroeder:Wir können uns vorstellen, dass Ferrostaal mit MPC Capital kooperiert. Dabei liefert die Ferrostaal die Projekte und die MPC Capital AG kann die Finanzierung über die Eigenkapitalbeschaffung sicherstellen.
Steigt Ferrostaal aus dem Rüstungsgeschäft aus?
Schroeder:Ferrostaal wird aus dem Marinegeschäft aussteigen. Das hatte der Ferrostaal-Vorstand allerdings schon vor dem IPIC-Einstieg entschieden.
Planen Sie weiter mit dem bestehenden Management um Vorstandschef Jan Secher?
Schroeder:Die Frage stellen wir uns, wenn die Übernahme abgeschlossen ist.
Werden Sie selbst in den Aufsichtsrat wechseln?
Schroeder:Ja. Es gehört zu unserer Firmentradition, selbst mit anzupacken. MPC ist eine mittelständisch geprägte Familienfirma. Um es in einem Bild zu sagen: Hier kocht der Chef noch selbst.