Hamm/Essen. . Sarah P. ist auf dem Weg zur Identität ihres leiblichen Vaters einen Schritt weiter. Das Oberlandesgericht Hamm hat am Vormittag entschieden, dass der Essener Frauenarzt Thomas Katzorke den Namen des Mannes preisgeben muss, mit dessen Samenspende die 22-Jährige aus dem Sauerland gezeugt worden ist.
Großer Medienrummel im Oberlandesgericht Hamm am Mittwochvormittag. Etliche Fernsehsender haben sich mit ihren Kameras platziert. Um 11 Uhr spricht das Gericht sein mit großer Spannung erwartetes Urteil: Der renommierte Frauenarzt Thomas Katzorke muss den Namen des Mannes nennen, mit dessen anonymer Samenspende ein Kind gezeugt worden ist.
Das Gericht gab damit der 22-jährigen Sarah P. Recht, die gegen den Arzt auf Herausgabe der Identität ihres Vaters geklagt hatte. Die Kammer begründete ihren Entschluss damit, dass das von Katzorke gegenüber dem Samenspender zugesicherte Recht auf Anonymität geringer wiege als das Recht der Klägerin auf die sogenannte "Kenntnis der eigenen Abstammung".
Sichtlich verschüchtert vom großen Medienaufgebot, so berichten Prozessbeobachter, habe Sarah P. das Urteil zu ihren Gunsten mit großer Freude zur Kenntnis genommen. Seine Mandantin habe Katzorke "oft genug" im Vorfeld nach den Daten ihres Vaters gefragt, berichtete ihr Anwalt nach dem Urteil. Ab einem bestimmten Punkt aber sei dann der Weg zur richterlichen Entscheidung unausweichlich gewesen.
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Das Recht auf Kenntnis der eigenen Abstammung wollen Sarah P. und ihr Anwalt nun auf dem Weg der Zwangsvollstreckung gegenüber Katzorke durchsetzen. Der Arzt hatte stets behauptet, über Karteikarten zur Identität des leiblichen Vaters nicht mehr zu verfügen. Das äußerte Zweifel an dieser Aussage.
10 000 Spenderkinder in Essen gezeugt
Das Urteil hat zudem Grundsatz-Charakter. Auch andere per Samenspende gezeugten Kindern können sich darauf berufen, um die Namen ihrer leiblichen Väter zu erfahren. Katzorke selbst und sein Anwalt blieben dem Urteilsspruch am Mittwoch fern. Bundesweit sollen bislang 100 000 Kinder mit einer Samenspende gezeugt worden sein, davon rund 30 000 in Katzorkes Essener Zentrum Novum.