Essen. . Noch bevor die Denkmalfrage beim Hauptbad geklärt ist, schafft die Stadt Fakten – durch den doppelten Baustart fürs Hallenbad Thurmfeld und das Freibad „Hesse“.
Gemessen an dem Krawall, der diesem Tag vorausging, nimmt sich das Ereignis selbst recht unscheinbar aus: Diese sieben drögen Minuten auf dem Thurmfeld bedeuten also den Startschuss für Essens ersten Schwimmbad-Bau seit 25 Jahren? Und für jene vier Minuten dreißig auf dem Dellwiger „Hesse“-Gelände hat sich die Politik einst gestritten wie die Kesselflicker? Muss wohl.
Hüben wie drüben bemüht sich eine überschaubare Gästeschar um etwas gute Laune, wo nur noch pure Erleichterung ist – Erleichterung darüber, dass die Denkmal-Debatte ums alte Hauptbad den mühsam ausgehandelten Bäderkompromiss nicht buchstäblich auf den letzten Zentimetern noch in Gefahr gebracht hat.
Was immer in einer womöglich denkmalgeschützten Hauptbad-Hülle an der Steeler Straße entsteht – ein Bad wird es nicht sein, dies machte Oberbürgermeister Reinhard Paß noch mal unmissverständlich deutlich. Und mühte sich, das Verbindende herauszustellen: den von allen getragenen Kompromiss, und dass „dieses Aufeinanderzugehen möglich war – in anderen Städten hätte sich der Rat vielleicht zerlegt.“
„Hesse ist überall“
Dass man auch in Essen nicht ganz so weit davon entfernt war – geschenkt. Vor allem an Protokollfragen merkt man diesem nass-kühlen Dienstag an, dass die Wunden nicht alle verheilt sind. „Hesse ist überall“, wie die SPD einst plakatierte, der OB ist es nicht: Er legt nur in Dellwig selbst Hand an und spart sich den Baustart am Thurmfeld. „Wir haben eine arbeitsteilige Welt“, begründet er später – und muss darüber selber ein wenig schmunzeln.
Und überhaupt: Ist nicht im Gegenzug der Espo-Chef weggeblieben, als es vom Thurmfeld zur nächsten Baustelle nach „Hesse“ ging? Wo waren die Fraktionschefs von CDU, Grünen, FDP, EBB?
Nein, ihren Frieden haben sie mit diesem Bäderkompromiss wohl alle noch nicht gemacht, eher eine Art Waffenstillstand: Verkneifst du dir den Triumph, erspare ich dir die Abrechnung.
Zur Freibad-Saison 2013 soll der erste Bauabschnitt fertig sein
Es wird sich zeigen, ob der angerührte Beton die Streitigkeiten überdecken kann. Erst im Herbst 2013 dürfte das Thurmfeld baureif sein, davor stehen Abriss und die Sanierung der Altlasten. Schon früher, bis zur Freibad-Saison 2013 soll der erste Bauabschnitt in „Hesse“ fertig sein – die Halbierung des Schwimmerbeckens auf 25 Meter Länge inklusive kompletter Bad-Technik. Die Verkleinerung des Nichtschwimmerbeckens folgt dann bis 2014.
Ein neues Hallenbad, ein kleineres „Hesse“: Niemand mochte da noch mit Axel Wiesener diskutieren, der für den „Arbeitskreis Essen 2030“ den Streit ums Hauptbad suchte. Sie hatten wohl alle genug vom Ärger. Und als die Baustarts vorbei waren, da kam doch tatsächlich die Sonne raus.
Nach 25 Jahren wieder ein Bad im Bau...
Dieser Spruch hängt den Sozialdemokraten heute noch nach: „Immer ein Bad im Bau“, so versprachen die Genossen bereits vor 45 Jahren, wie das Stadtarchiv beim Blick in die Annalen bestätigt fand. Letztes Projekt war 1987 das Spaßbad Gildehof, bei dem der Spaß schnell verloren ging. Heute beherbergt es die Stadtbibliothek