Essen. . Ein teilnehmender Architekt beim Wettbewerb für das geplante neue Hallenbad am Thurmfeld verfügte über Insiderwissen, weil er zuvor die Sport- und Bäderbetriebe beraten hatte. Zwar gewann er nicht, doch seit der Vorfall bekannt ist, droht das ganze Verfahren, das die Wellen im Essener Bäderstreit glätten sollte, zu kippen.
Wettbewerbe brauchen Regeln, an die sich alle halten, und wo’s neben strahlenden Siegern auch enttäuschte Verlierer gibt, da schaut mancher gerne auch im Nachhinein noch mal besonders hin. Vielleicht ist das der Grund, warum der Streit um den architektonischen Entwurf fürs geplante Hallenbad am Thurmfeld jetzt erneut nach oben spült. Und wenn stimmt, was da am Freitag in einem Arbeitskreis der Sozialdemokraten geraunt wurde, dann steht den Sport- und Bäderbetrieben womöglich nicht weniger als ein kleines Waterloo ins Haus.
Denn einer der beteiligten Architekten – dem Vernehmen nach handelt es sich um Wolfgang Scheibenpflug aus Gelsenkirchen – soll bereits im Vorfeld der Ausschreibung in die Gestaltung des Wettbewerbs eingebunden worden sein, indem er die Sport- und Bäderbetriebe beriet. Für Kenner der Materie steht damit fest: Scheibenpflug hatte somit Insiderwissen und hätte sich folglich nie und nimmer an dem Architektenwettbewerb beteiligen dürfen.
Zwar flog der Entwurf seines Teams früh aus dem Verfahren, doch damit ist die Sache keineswegs erledigt, im Gegenteil: Beteiligte des Verfahrens könnten das Ergebnis jetzt juristisch anfechten und damit die Linie der Stadt torpedieren, die so schnell wie möglich mit dem Baubeginn sowohl für das Hallenbad-Projekt auf dem Thurmfeld nördlich des Uni-Campus als auch für das Gelände des Freibads Dellwig („Hesse“) beginnen wollte. Ein möglicher Streit brächte auf jeden Fall einen deutlichen Zeitverlust, „sowas kann bis zu einem Jahr und länger dauern“, sagt einer, der sich in der Materie auskennt.
Offengelegt hatte den Umstand der in Architekturfragen ebenso bewanderte wie gut informierte Ex-Bänker Axel Wiesener, der dem Arbeitskreis für Architektur und Stadtkultur „Essen 2030“ angehört und sich erst vor kurzem mit einem Appell zum Erhalt des alten Hauptbades zu Wort gemeldet hatte. Der zuständige SPD-Arbeitskreis, in dem Wiesener vorsprach, bangt nun um die Umsetzung des Bäderkompromisses – und läuft sich auf der Suche nach Schuldigen schon mal warm.
Inwieweit Sportdezernent Andreas Bomheuer von der fehlerhaften Beteiligung des Architekten wusste, blieb zunächst offen. Dem Vernehmen nach wurde Planungsdezernent Hans-Jürgen Best durch das Gremium aufgefordert, Licht ins Dunkel der Scheibenpflug-Beteiligung zu bringen.
Der Vorfall leitet Wasser auf die Mühlen all derer, die – bislang ohne Beweise zu haben – hinter vorgehaltener Hand die Vermutung äußerten, dass es beim Architektenwettbewerb bei weitem nicht nur um Architektur, sondern auch darum ging, alte Bekannte ins Rennen zu bringen. „Die Politik war stinksauer, als Scheibenpflug rausflog“ sagt einer, der dabei war. Das sei der Auslöser für die harten Fronten gewesen.