Essen. Experten des Rheinischen Amtes für Denkmalpflege wollen das Hauptbad an der Steeler Straße auf seinen Denkmalwert hin in Augenschein nehmen. Ein Abriss des Hauptbades wäre damit hinfällig, der politisch mühevoll errungene Bäderkompromiss wohl auch. Die Stadt stünde damit vor Problemen.
Sind die Pläne der Stadt für den Bau eines neuen Hallenbades auf dem Thurmfeld als Ersatz für das Hauptbad an der Steeler Straße noch vor dem ersten Spatenstich zum Scheitern verurteilt? Experten des Rheinischen Amtes für Denkmalpflege wollen das in den 50er Jahren errichtete Hauptbad auf seinen Denkmalwert hin in Augenschein nehmen. Mehr noch: In einem Schreiben an die Stadt sollen die Denkmalpfleger des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) eine Unterschutzstellung bereits in Aussicht gestellt haben.
An der Spitze der Verwaltung um Oberbürgermeister Reinhard Paß sorgte dies gestern dem Vernehmen nach für reichlich Wirbel. Sollte es so kommen, „haben wir ein Problem“, räumt Sportdezernent Andreas Bomheuer im Gespräch mit der WAZ ein. Denn ein Abriss des Hauptbades wäre damit hinfällig und der politisch mühevoll errungene Bäderkompromiss wohl auch. Stattdessen stünde die Stadt vor der Frage, wie sie rund 16 Millionen Euro für den Erhalt des sanierungsbedürften Hauptbades aufbringen soll.
Noch bleibt dies Spekulation, noch steht die Prüfung durch die Denkmalpfleger des LVR aus. Die Stadt ließ vorsichtshalber wissen, dass sie eine Sanierung des Hauptbades für unwirtschaftlich hält und am Neubau auf dem Thurmfeld nahe der Universität festhält. Kosten: rund zehn Millionen Euro.
Getrübte Champagnerlaune
Am kommenden Dienstag soll dort Baustart gefeiert werden. Ein Shuttle-Service für geladene Gäste wird organisiert. Denn am selben Tag soll auch der Startschuss für den 2,5 Millionen Euro teuren Umbau des Dellwiger Freibades „Hesse“ fallen. Auch symbolisch wäre dem „Bäderkompromiss“ somit Genüge getan. Der Besuch der rheinischen Denkmalpfleger dürfte die Champagnerlaune allerdings trüben.
Dass die Denkmalfrage auf der Zielgeraden überhaupt im Raum steht, darüber zeigte sich Andreas Bomheuer verwundert: Seit 2008 sei bekannt, dass das Hauptbad geschlossen werden soll. Und: Der Stadt lägen keine Erkenntnisse vor, die eine Unterschutzstellung rechtfertigten, so Bomheuer. Das wiederum überrascht. Schon 1994 stufte ein von der Stadt in Auftrag gegebenes Gutachten das Hauptbad als bedeutendes Beispiel der Architektur der 1950er-Jahre ein.
Sollte das Rheinische Amt dies genauso sehen und das Bad unter Denkmalschutz stellen, wäre die Untere Denkmalbehörde der Stadt am Zuge. Gäbe es keinen Konsens, läge die Entscheidung im Zweifel bei Bauminister Michael Groschek in Düsseldorf.