Essen. Was tun mit einem Bad, das als Bad nicht mehr gebraucht wird, das man aber auch nicht so ohne weiteres abreißen kann? Es gibt Leute im Rathaus, die machen sich schon erste Gedanken darüber – und lachen etwas gequält, wenn dieser Zwischenruf kommt: „Umbauen zur Zentralbibliothek!“
Ja, danke schön, das haben wir schon: Im Gildehofbau, das nur für unsere jungen Leser, wurde in den 1980-ern tatsächlich mal spaßeshalber geplanscht.
Daraus wurde am Ende eine dieser Mega-Pleiten in der Essener Bäderpolitik, und es gibt nicht wenige, die glauben die Stadt mit der aktuellen Denkmalschutz-Debatte ums alte Hauptbad auf dem besten Weg zum nächsten gewaltigen Bauchklatscher.
Udo Bayer gehört dazu: Als Chef des Essener Bürger Bündnis im Rat kann er nur den Kopf schütteln über den Plan, am Dienstag einen doppelten Bäder-Baustart zu zelebrieren, wenn die Denkmalfrage nicht abschließend geklärt ist: „Ich halte das für absolut falsch und unverantwortlich.“ Warum, fragt Bayer, gibt es kein Moratorium? Eine zeitlich befristete Denkpause, in der man dem Landschaftverband Rheinland genauso wie der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Zeit gibt, die entscheidende Hauptbad-Frage – ist es ein Denkmal oder nicht ? – zu beantworten.
Grüne sehen Affront des OB
Bayer, der im Viererbündnis mit CDU und Co. für diese Position bislang noch keine Mehrheit gefunden hat, gibt sich die Antwort gleich selbst: Das sei eine Strategie, den für die Sozialdemokraten symbolbeladenen Umbau in „Hesse“ vorrangig“ durchzuziehen“.
Dass, wenn nicht alles, so doch vieles, an „Hesse“ hängt, schwant auch den Grünen, die in der Einladung zu den beiden Baustart-Ereignissen einen Hinweis darauf sehen: Der OB nämlich will nur in Dellwig auflaufen und lässt am Thurmfeld seinen Genossen Bürgermeister Rudi Jelinek ran. Zufall? Die Grünen empfinden das als „scharfen Affront“, wiewohl sie anders als das EBB für einen „unverzüglichen Baustart“ eintreten.
Youngster Cup im Hauptbad
Und sich damit einig sind mit einer Spitzenrunde der Verwaltung, die gestern zu der Erkenntnis kam: Was immer bei der Denkmal-Debatte herauskommt, es wird nichts daran ändern, dass im Hauptbad auf mittlere Sicht der Stöpsel gezogen wird. Uwe Gummersbach, der Leiter des OB-Büros hat dafür ein eigenes Wort kreiert: „Nicht beschwimmbar“ nennt er die Immobilie, was einerseits dem Bauzustand und den Kosten zuzuschreiben sei, die man für eine Sanierung und später für den Betrieb aufzuwenden hätte.
Bäderkompromiss nicht schon wieder in Frage stellen
Mindestens genauso wichtig ist ihm aber die politische Komponente: „Uns geht es darum, den mühsam erzielten Bäderkompromiss nicht in Frage zu stellen.“ Darum könne und wolle man nicht warten und hoffen, dass sich die Denkmalfrage in überschaubarer Zeit entscheidet. Aber das wär’s auch schon mit der großen Politik im bröckelnden Bad: „Taktische Überlegungen jedweder Art spielen sonst keine Rolle.“
Immerhin räumt Gummersbach ein: Wenn im alten Bad kein Badbetrieb erfolgen soll – „wir haben noch keine Lösung, wie wir den Bau sonst nutzen könnten.“ Das hänge nicht zuletzt von der Frage ab, wie weit eine mögliche Unterschutzstellung geht, ob sie nur die Gebäudehülle betrifft oder „jede Seifenschale“, wie Planungsdezernent Best der Politik sagte. Gummersbach, viele Jahre im Planungsbereich zu Hause, weiß dennoch zu beruhigen: „Auch bei Denkmälern dürfe man schon mal was abreißen...“