Essen.. Das Schwimmbad in Thurmfeld wird schon heiß erwartet. Schon jetzt weiß man, dass das Bad größtenteils von Schulen und Vereinen besucht werden wird. Bis dahin streitet man sich aber noch über die Architektur des Hallenbads - die Architekten ringen um den Endentwurf. Kein Wunder, dass viele Architekten mit dem kürzlich gekürten Sieger nicht einverstanden sind.
Muss man nicht? Immerhin, die kleine Ausstellung von Grundrissen und Computer-Bildern zeigt auch interessierten Laien, von welch unterschiedlichen Seiten man ein solches Projekt angehen kann – den ersten kompletten Bad-Neubau in Essen nach dem fulminanten Bauchklatscher mit dem Gildehofbad. Ein Vierteljahrhundert ist das jetzt her.
Zumindest um den Besucherzuspruch wird man sich auf dem Brachgelände des Thurmfelds, nördlich der Uni, nicht sorgen müssen: Bei täglich etwa 15,5 Stunden Schwimmzeit wird der Löwenanteil von Schulen und Schwimmvereinen belegt, abgesehen von den Ferienzeiten bleibt das Bad im Schnitt gerade mal zwei Stunden am Tag für Jedermann geöffnet.
Streit über Architektur
Und doch (oder vielleicht gerade deshalb) stritt man heftigst über die Architektur, „ein hartes Ringen“, wie Sportdezernent Andreas Bomheuer gestern einräumte, und eines, das einen Entwurf der Hammer GSF Planungsgesellschaft für Sport- und Freizeitbauten mbH zum Sieger kürte, obwohl die Architekten in der Jury gerade an dem viel zu kritisieren hatten.
Ob ihn das arg trifft? Christoph Keinemann schüttelt den Kopf: „Nein, das trifft mich nicht“, sagt der 57-jährige Geschäftsführer des Unternehmens tapfer: „Ich fühle mich gewürdigt, weil das Preisgericht am Ende unseren Entwurf zur Umsetzung empfohlen hat“, sagt der Mann, der schon über 100 vergleichbare Projekte gestemmt hat, zuletzt das „Copa Ca Backum“ in Herten und die Sanierung des Kombibads in der Essener Oststadt. „Jeder Architekt gibt sein Tun der Kritik preis, und da lernt man dann mit den Jahren so etwas mit einer gewissen Gelassenheit zu ertragen.“
Architekten können die Entscheidung nicht nachvollziehen
Die geht Ralph Röwekamp zugegebenermaßen noch ab: Der Entwurf des Bochumer Architekten war von den Architekten in der Jury favorisiert worden, gewann mit seinem schlichten Entwurf der klassischen Moderne aber keine Mehrheit. Röwekamp scheint verbittert: „Ich sehe gerne ein, wenn der Entwurf eines Kollegen besser war“, sagt er, „...aber...“. Und da schwingt mit: War er ja aber nicht.
Das sieht auch Kaspar Kraemer so, der mit seinem harschen Urteil in der Politik eine Welle der Empörung ausgelöst hatte: Auch er als ehemaliger BDA-Präsident hat an der Entscheidung noch zu schlucken, ist immer noch „erschüttert“, nein, nicht provozieren jetzt, „unglücklich“ ist er, dass mancher die Kritik der Fachpreisrichter „als Larifari von irgendwelchen eitlen Architekten abtut“.
Kraemer will mithelfen, den Entwurf weiter zu verbessern, wenn Architekt Keinemann sich dafür offen zeigt. Bis zum Baubeginn dauert es eh noch: Wenn der Rat am 26. September den Baubeschluss absegnet, würde Bomheuer gern einen Generalunternehmer fürs Projekt finden, womöglich einen, der den Umbau im Freibad Dellwig („Hesse“) zusammen mit dem Hallenbad am Thurmfeld unter seinen Fittichen hat: „Damit ich den Preis sichern kann.“ Mitte bis Ende 2015 sollen sich dann die ersten Schwimmer in die Fluten stürzen.