Augen zu und durch? Ungeachtet der noch offenen Frage, ob das Hauptbad an der Steeler Straße möglicherweise unter Denkmalschutz gestellt wird, hält die Stadt am Zeitplan für den Bau eines neuen Hallenbades auf dem Thurmfeld fest. Mehr noch: Selbst wenn das Rheinische Amt für Denkmalpflege bei seiner Prüfung zu dem Ergebnis kommen sollte, dass der Bau aus den 1950er Jahren sehr wohl denkmalwürdig sei, bleibt die Stadt beim eingeschlagenen Kurs. Alles andere wäre unwirtschaftlich, ließ Oberbürgermeister Reinhard Paß gestern über das Presseamt mitteilen. Für das Hauptbad wäre in dem Fall eine andere Nutzung vorzusehen.
Also weiter im Programm. Die Gästeliste für den doppelten Spatenstich am kommenden Dienstag steht, denn auch am Freibad „Hesse“ soll Baustart gefeiert werden. Der Bäderkompromiss lässt grüßen. Abzuwarten bleibt, wer sich beim Festakt aufs Foto für die Presse traut. Erste Absagen soll es schon geben.
Die Stadt baut für Millionen ein neues Schwimmbad und hat unter Umständen ein altes Bad am Bein, dessen Sanierung abermals Millionen verschlingt. Soweit könnte es kommen. Das wäre mehr als peinlich und der Öffentlichkeit schwer zu vermitteln. Die Empörung unter den Fraktionen von rechts bis links ist jedenfalls groß darüber, dass die Verwaltung die Frage nach dem Denkmalschutz nicht schon viel früher gestellt und beantwortet hat. „Ein Versäumnis“, heißt es aus dem OB-Büro. Dass das Hauptbad denkmalwürdig sein könnte, war sehr wohl bekannt, seit Professor Joachim Petsch 1994 in einem Gutachten 52 herausragende Bauten der 1950er Jahre hervorhob.
Denkmalschutz habe beim Hauptbad sehr wohl eine Rolle gespielt, etwa als im Jahr 2000 die Fassade erneuert wurde – im Benehmen mit der Unteren Denkmalbehörde, so Planungsdezernent Hans-Jürgen Best. Soll heißen: In den Akten ist alles vermerkt, was suggeriert, die Bäderverwaltung hat wohl nicht so genau hingesehen. Das klingt nach Schwarze-Peter-Spiel. Ein schuldiger Mohr wird noch gesucht. Zur Wahrheit gehört aber auch: Bei der mühsamen Suche nach einem Bäderkompromiss, der bei einem durch die Bezirksregierung gedeckelten Budget sowohl die Bedürfnisse des Schwimmsports befriedigt, als auch das SPD-Wahlkampfversprechen „Hesse erhalten“ einlöst, hätte eine Debatte über Denkmalschutz fürs Hauptbad nur gestört. Der mühsam errungene Bäderkompromiss soll nicht infrage gestellt werden. Um keinen Preis.
OB Paß hat für einen ersten Spatenstich übrigens zugesagt. Nicht auf dem Thurmfeld – dort überlässt er Bürgermeister Rudolf Jelinek die Geste – dafür aber bei „Hesse“. Aber Hesse ist ja bekanntlich überall.