Essen. . Eine alleinerziehende Mutter aus Essen hat einen enormen Stromverbrauch. Von ihrem Hartz IV muss sie monatlich über 160 Euro für Strom zahlen. Erklären kann sie sich den Verbrauch nicht. Richtig helfen, kann ihr niemand.
Angela K. laufen die Stromkosten aus dem Ruder. Mittlerweile zahlt die Hartz-IV-Empfängerin pro Monat 164 Euro Abschlag an die Stadtwerke Düsseldorf. „Mehr geht einfach nicht mehr“, sagt die alleinerziehende Mutter einer siebenjährigen Tochter.
780 Euro überweist ihr das Jobcenter monatlich. Hinzu kommt noch der Lohn aus einem 400-Euro-Job. Ihren gesamten Lebensunterhalt, Miete und Nebenkosten, muss sie mit diesem Geld bestreiten. Der Strom frisst deutlich mehr auf, als im Hartz-IV-Satz eingerechnet sind. Für Strom sieht der Hartz-IV-Regelsatz 29 Euro im Monat vor.
Für die hohe Stromrechnung gibt es einen Grund: Angela K. verbraucht laut der letzten Abrechnung über 7600 Kilowattstunden im Jahr. Ein durchschnittlicher Vier-Personen-Haushalt kommt gerade mal auf 4500 Kilowattstunden.
„Ich bin ratlos“
Die 29-Jährige kann sich diesen Verbrauch selbst nicht erklären. „Ich bin vollkommen ratlos“, sagt sie. Die junge Frau wohnt mit ihrer kleinen Tochter in einer Drei-Zimmer-Wohnung in Altenessen, sie heizt mit Gas, nicht mit Strom. Das Wasser wird zwar mit einem Durchlauferhitzer erwärmt, aber sie dusche nur alle zwei Tage, beteuert sie. Im Kinderzimmer steht ein kleines Aquarium, der Kühlschrank ist über zehn Jahre alt - alles Dinge, die den Stromverbrauch zwar in die Höhe treiben. Aber den enorm hohen Verbrauch erklären sie dennoch nicht.
Angela K. hat in ihrer Not die Energiesparhelfer der Initiative Neue Arbeit der Diakonie gerufen. Sie haben ihr Energiesparlampen eingesetzt, einen Wasserdurchlauf-Begrenzer in die Dusche gebaut und eine Funksteckdose installiert, so dass sie den Stand-by der Musikanlage ausschalten kann.
Alles in allem spart ihr das über 500 Kilowattstunden oder rund 120 Euro im Jahr, haben die Energiesparhelfer ausgerechnet. „Besser als nichts“, sagt sie und dennoch ist es nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Denn der Ursache für den hohen Verbrauch sind auch die Energiesparhelfer nicht auf den Grund gegangen. „Dafür müsste man Langzeitmessungen machen, doch dafür haben wir nicht die Zeit und das Geld“, meint einer der Helfer. Auch ob jemand unerlaubter Weise Strom bei Angela K. abzapft, können die Stromsparhelfer nicht klären - da müssten Experten ran. Doch dafür hat Angela K. kein Geld.
Vielleicht ist der Zähler defekt
Der Versorger, die Stadtwerke Düsseldorf, weiß um den hohen Verbrauch seiner Kundin. Angela K. stottert dort ihre letzte Nachzahlung in Raten ab. Können die Stadtwerke der Frau helfen, die Ursache für den hohen Verbrauch zu finden? Sprecherin Christina Näckel bedauert: Man habe zwar eine eigene Energieberatung, aber die sei lokal begrenzt. Nach Essen zu fahren, sei zu teuer. Die Sprecherin gibt noch einen Tipp: Vielleicht sei der Zähler defekt. Doch das könne nur der Netzbetreiber, die RWE Rhein Ruhr Verteilnetz GmbH, prüfen.
Doch auch hier kommt Angela K. nicht weiter: Sollte nämlich der Zähler in Ordnung sein, zahlt sie die Prüfung. Da kommen schnell 120 bis 200 Euro zusammen - Geld, das sie nicht hat. Sprecher Wolfgang Schley räumt ein: „Das ist sicher ein schwieriger Fall, aber wir müssen uns an Recht und Gesetz halten.“ Auch die Frage eines möglichen Stromklaus sei nicht Sache des Netzbetreibers, das müsse ein Elektriker abklären.
Verbraucherzentrale berät kostenlos
Ein weiterer Tipp führt zur Verbraucherzentrale. Dort könnte Angela K. als Hartz-IV-Empfängerin eine kostenlose Beratung bekommen. Zunächst würde ein Experte ihre Rechnung prüfen und ihr Verbrauchsverhalten hinterfragen. „Der Verbrauch der Frau ist zugegeben hoch, aber ich hatte schon ähnliche Fälle, wo Leute durch ihr Verhalten so viel Strom verbraucht haben“, meint Energieberater Heinz-Eberhard Stapelmann. Sollten sich aus dem Beratungsgespräch keine Anhaltspunkte für den hohen Verbrauch ergeben, könnte Stapelmann sich auch vor Ort umsehen. Doch als selbstständiger Berater verlangt auch er Geld dafür.
Bei Angela K. läuft der Zähler weiter. Eine Lösung ist so schnell nicht in Sicht.