Essen. .

Im Rüttenscheider Süden entsteht ein Wohnquartier aus einem Guss, weil drei Grundstückseigentümer hier nicht getrennt vor sich hin wurstelten: Sie unterwarfen sich einem städtebaulichen Gutachterverfahren.

Rüttenscheid ist ein beliebter Wohnstandort – bei Altbauten genauso wie bei nagelneuen Immobilien. Und deshalb hätten sie auch jeder für sich wohl ein gutes Geschäft machen können: Hüben Viantis, eine Immobilientochter der Sparda-Bank, drüben die Wohnungsgesellschaft Immeo und ein paare Meter weiter „Krugmann und andere“, wie man die private Eigentümerschar nannte. Sie alle besitzen in dem Karree zwischen Hertha-, Gummert-, Ursulastraße und Krupp-Krankenhaus wertvolle Grundstücke.

Aber anstatt getrennt vor sich hin zu wursteln, statt in das Quartier drei gute, aber eben auch drei verschiedene Entwürfe hineinzupflanzen, unterwarfen sich die Beteiligten einem so genannten „städtebaulichen Gutachterverfahren“. Bei dem setzten sich sieben Architektenbüros – zwei davon aus Essen – daran, einen Entwurf aus einem Guss zu erarbeiten, mit dem und in dem es sich leben lässt.

Ein durchgrüntes Quartier mit 140 Eigentumswohnungen

Als Sieger wurde jetzt das Düsseldorfer Büro SOP gekürt, das in einem durchgrünten Quartier an die bereits bestehende Wohnbebauung anknüpft und für die rund 140 geplanten Eigentumswohnungen in mehreren Gebäuden den Bogen der alten Bahntrasse aufnimmt. „Hier wurde“, so zitierte gestern Planungsdezernent Hans-Jürgen Best kurz und knapp „einfach alles richtig gemacht“.

Nicht nur einen Sinn fürs Geldverdienen, sondern auch einen für die Schönheit der Architektur gehabt zu haben, dieses Lob gab Best an Viantis-Chef Joachim Sedlaczek weiter, einen gelernten Architekten, der allseits anerkennendes Kopfnicken mit seiner Bemerkung erntete, es könne bei neuen Wohnquartieren ja „nicht nur darum gehen, Steine aufeinanderzusetzen“. Und auch Jurek Slapa vom siegreichen Architektenbüro SOP stimmte in den Chor ein: „Sonst kocht jeder sein Süppchen selber, darunter leidet dann die städtebauliche Qualität.“

30 Prozent mehr Baugenehmigungen in 2011

Dass die Wirklichkeit eines Tages nicht allzu weit vom Siegerentwurf abweicht, dafür verspricht die Planungsverwaltung zu sorgen, die einen regelrechten Bau-Boom registriert: Um 30 Prozent, so Planungsamtsleiter Thomas Franke, ist die Zahl der Baugenehmigungen 2011 gestiegen. Investitionen in „Betongold“ sind gerade in Rüttenscheid attraktiv.

Doch bevor die „Rüttenscheider Gärten“ erblühen, wie die Viantis das Projekt nennt, bevor ein Preisrahmen für die Wohnungen zwischen 60 und 180 Quadratmetern gefunden ist, vergeht noch einige Zeit: Nötig ist zunächst ein Bebauungsplan, dessen Bearbeitungszeit mit mindestens einem Jahr veranschlagt wird.

Aber Geduld zu haben lohnt sich, wie Viantis bei einem benachbarten Wohnprojekt erleben durfte: 40 Wohneinheiten bot sie an der Herthastraße an. Die Zahl der Bewerber lag fünf Mal so hoch.