Essen. .
Wo sich einst Badegäste die heruntergeschwommenen Pfunde wieder antrinken und -essen konnten, steht heute die frühkindliche Bildung im Vordergrund: Seit 2009 betreibt der Deutsche Kinderschutzbund in den Räumlichkeiten der ehemaligen Grugabad-Gaststätte eine Kita. Ermöglicht wurde der Bau durch ein Arbeitsmarktprojekt des Essener Konsens. Dafür hat das Netzwerk sein Projekt nun ausgezeichnet.
Ulrich Spie erinnert sich noch gut daran, als ihm die Räumlichkeiten im Süden des Grugaparks für sein ehrgeiziges Kita-Projekt vorgestellt wurden. „Schlimmer als schrecklich“ sind noch heute die Worte, die dem Schatzmeister des Ortsverbands Essen des Deutschen Kinderschutzbundes zum damaligen Zustand des baufälligen Restaurants einfallen. „Aber ich habe schwierige Projekte schon immer gemocht.“ So sind vom ursprünglichen Gebäude nur einige Säulen im Eingangsbereich übriggeblieben – der Rest wurde entkernt und neu errichtet. Möglich machte dies der Essener Konsens, ein Netzwerk, dessen Mitglieder mit Hilfe von Langzeitarbeitslosen soziale wie gemeinnützige Projekte stemmen und gleichzeitig den beteiligten Arbeitslosen eine Perspektive geben wollen.
Grundsanierung in nur 13 Monaten
So auch geschehen bei der Kita: 20 Teilnehmer des Arbeitsmarktprojekts haben innerhalb von 13 Monaten die Grundsanierung realisiert. „Acht davon konnten wir damit zu einem neuen Job verhelfen, einen weiteren haben wir in eine Fortbildungsmaßnahme vermittelt“, erläutert Ulrich Lorch, Geschäftsführer der Essener Arbeit Beschäftigungsgesellschaft. „Zu dieser erfolgreichen Bilanz trug auch bei, dass zehn Gewerke an dem Bau beteiligt waren“, ergänzt Horst Zierold vom Essener Konsens. 2,3 Millionen Euro hat das Projekt gekostet, davon seien 1,7 Millionen an lokale Unternehmen geflossen.
Logisch, dass man sich auch an dem aktuellen Erweiterungsbau beteiligt: Dieser soll ermöglichen, ab August 80 statt wie bisher 50 Vorschulkinder zu betreuen.
Kita Grugapark verfolgt Konzept der frühkindlichen Bildung
Dafür soll die Verkehrswacht weichen, eine einvernehmliche Lösung für einen neuen Standort in der Nähe sei jedoch bereits gefunden worden, so Ulrich Spie. Bereits heute werden Kinder im Alter zwischen vier Monaten und sechs Jahren bis zu zwölf Stunden täglich betreut. „Mit den langen Öffnungszeiten versuchen wir, den flexiblen Arbeitszeiten der Eltern entgegenzukommen“, betont die Kita-Leiterin Sonja Schmäing.
Die Kita Grugapark verfolgt ein Konzept der frühkindlichen Bildung: Demnach werde laut Ulrich Spie vom Kinderschutzbund der Tatsache Rechnung getragen, dass Kinder in den ersten sechs Lebensjahren 70 Prozent ihres Lernvermögens besitzen. „Das deutsche Schulsystem ignoriert dies leider völlig“, so Spie. In der Kita wolle man – unter anderem mit spielerischer Zweisprachigkeit – die Kinder optimal auf die Schule vorbereiten.