Essen. . Die Stadt Essen hat erstmals die Ziele für den Kita-Ausbau bis 2016 vorgelegt. 126 Standorte sind zurzeit in der Prüfung. Um eine ins Visier genommene 100-prozentige Versorgung der Drei- bis Sechsjährigen bis zum Kita-Jahr 2013/14 sicherzustellen, müssen 200 zusätzliche Gruppen mit rund 1470 Plätzen geschaffen werden.

Es ist ein langer Weg zum Ziel, damit am Ende merklich kürzere dabei herauskommen: Kein kleiner Essener soll künftig weiter als einen Kilometer von seiner Kita entfernt wohnen. Eine „Kinderwagenschiebe-Distanz“ erreichen, nennen die Jugendplaner der Stadt eine der vielen großen Herausforderungen in einer deutlich wachsenden Kindergartenlandschaft bis zum Jahr 2016.

Mit den ersten Grundlagen und Zielen der äußerst komplexen Planung, die einen massiven Ausbau von nahezu 5000 Plätzen in bestehenden und neu zu schaffenden Einrichtungen, aber auch in Wohngebäuden, auf dem Uni-, dem ehemaligen Kasernen-Gelände in Kray oder an Schulstandorten vorsieht, wird sich der städtische Jugendhilfeausschuss erstmals in der kommenden Woche befassen. 126 Standorte sind zurzeit in der Prüfung.

In Zusammenarbeit mit allen Trägern

Künftig sollen sich die Betreuungsangebote möglichst genau an den Ansprüchen der Eltern und Kinder ausrichten, um es ihnen einerseits zu erleichtern, Familie und Beruf unter einen Hut zu kriegen, andererseits aber auch, um den besonderen Bedürfnissen des Nachwuchses in Problem-Vierteln nachkommen zu können. „Soziale Benachteiligung soll durch gezielte individuelle Förderung möglichst bis zum Beginn der Grundschule ausgeglichen werden“, heißt es in dem Papier.

Klingt zwar gut, ist aber in weiten Teilen noch Zukunftsmusik und muss in Zusammenarbeit mit allen Trägern der Einrichtungen auf jedes einzelne Quartier feinabgestimmt werden. Denn die Unterschiede – und damit die Herausforderungen an die Planer – könnten größer kaum sein: Während die Stadt zum Beispiel in Rüttenscheid davon ausgeht, die Betreuung auf die Zeit von 6.30 bis 18.30 Uhr und zudem auf die Ferien auszudehnen, weil Eltern nach der Geburt des Kindes möglichst schnell in den Beruf zurückkehren wollen oder allein erziehend sind, klingen die Herausforderungen in Altenessen-Süd, wie sollte es anders sein, grundverschieden: In dem „Zuzugsgebiet für Familien libanesischer Herkunft“, so die Stadt, mögen rein rechnerisch zwar genügend Betreuungsplätze vorhanden sein, jedoch droht der Personalschlüssel mit den Betreuungs- und Bildungsanforderungen, die diese Kinder mitbringen, nicht mithalten zu können.

Individuelle Förderung bis hin zur Schulreife

Nahezu jedes einzelne von ihnen bräuchte eine individuelle Förderung bis hin zur Schulreife. So benötigen „arme“ Kinder mehr Betreuung in kleineren Gruppen, was wiederum nur eine Konsequenz haben kann: Es müssen noch mehr Plätze geschaffen werden.

Längst ist die Stadt schon nicht mehr der Überzeugung, dass die ursprünglich angestrebte Versorgungsquote von 35 Prozent durch zusätzliche 2131 Plätze für unter Dreijährige mit einem Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz ab 1. August 2013 ausreichen könnte. Vielmehr wird zumindest in 26 von 50 Stadtteilen ein merklich höherer Bedarf erwartet. Es ginge zwar an der Realität vorbei, dass künftig alle Eltern für ihre Kurzen den Rechtsanspruch geltend machen dürften.

Ohne zusätzliches Geld ist Vorhaben nicht zu stemmen

Dennoch ist es eine anschauliche Größe, dass die Stadt, wenn’s denn dazu käme, rund 9000 Plätze allein für die Jüngsten vorzuhalten hätte. Um eine ins Visier genommene 100-prozentige Versorgung der Drei- bis Sechsjährigen bis zum Kita-Jahr 2013/14 sicherzustellen, müssen 200 zusätzliche Gruppen mit rund 1470 Plätzen geschaffen werden.

Auch wenn die Stadt die millionenschweren Ausgaben bereits im Haushalt verankert hat, ist das Vorhaben ohne zusätzliches Geld nicht zu stemmen: 5,5 Millionen Euro kommen vom Bund. Die Bescheide des Landes über 2,4 Millionen Euro für das laufende und das kommende Jahr sollen auf dem Weg sein, heißt es bei der Stadt. Es ist ja kein allzu weiter.