Essen. Beim Fußballspiel zwischen Al Arz Libanon und Ruwa Dellwig kam es zum Gewaltausbruch. Die Polizei Essen bestätigt Waffengebrauch und Clan-Bezug.

An der Hövelstraße in Altenessen ist es am späten Sonntagnachmittag (12.5.) bei einem Fußballspiel zu einer Massenschlägerei unter den Zuschauern gekommen. Laut Polizei kamen dabei auch Waffen zum Einsatz. „Wir haben eine Patronenhülse sichergestellt“, erklärte Matthias Werk, Sprecher der Essener Polizei, die mit einem Großaufgebot vor Ort war. Das Fußballspiel in der Essener Kreisliga A2 zwischen Al-Arz Libanon Essen und RuWa Dellwig musste abgebrochen werden.

Videos zeigen erschreckende Szenen. Mehrere teils vermummte Personen jagen eine andere über die gesamte Sportanlage und noch über den zweiten Fußballplatz, auf dem ein weiteres Spiel ausgetragen wurde. Dabei wollen Augenzeugen auch Messer und Macheten gesehen haben. Im Video deutlich zu hören ist zudem ein Schuss. Unbeteiligte Zuschauer ergreifen die Flucht, eine Zuschauerin sorgt sich mit ängstlicher Stimme um ihre Kinder. „Da hat einer eine Waffe“, ruft ein Mann.

Hier ein Video vom Platz:

Bei Massenschlägerei in Altenessen ist noch unklar, ob eine scharfe Waffe benutzt wurde

Die Hövelstraße in Altenessen war randvoll mit Polizeifahrzeugen.
Die Hövelstraße in Altenessen war randvoll mit Polizeifahrzeugen. © Justin Brosch | JUSTIN BROSCH

Berichtet wurde als Folge der Auseinandersetzung zunächst nur von einem Leichtverletzten. Später hat die Polizei diese Angabe auf zwei Leichtverletzte erhöht. Einer habe „eine oberflächliche Schnittverletzung erlitten“, so Matthias Werk, der andere sei durch eine körperliche Auseinandersetzung – sprich durch Prügel – verletzt worden. Die Spieler sollen an den Tumulten gar nicht oder nur am Rande beteiligt gewesen sein.

Insider berichteten, der Angriff habe nichts mit dem Fußballspiel direkt zu tun, sondern habe einen Streit im Clan-Milieu als Ursache. Einer der Beteiligten des Streits sei Mitglied bei Al Arz Libanon Essen, deshalb hätten seine Kontrahenten gewusst, wo sie ihn am nächsten Tag finden würden. Diese Person sei dann von den anderen gezielt angegriffen worden. Tatsächlich können die Videos so intepretiert werden, dass zunächst mehrere Männer einen Einzelnen jagen, bevor die Szenen dann diffus werden. Die Polizei konnte diesen Hintergrund zunächst nicht bestätigen.

Massenschlägerei in Altenessen: Geldforderungen sollen Ursache des Tumults gewesen sein

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Laut eines internen Lageberichts der Polizei, der unserer Redaktion vorliegt, sollen offene Geldforderungen zwischen zwei Familien Ursache des Tumults gewesen sein. Die 20 und 21 Jahre alten Verletzten – beide deutsche Staatsbürger – sollen die Söhne eines Mannes sein, der einer anderen Familie Geld schulde. Aus deren Reihen sei auch der Schuss abgegeben worden. Der 48-jährige Schütze hätte sich am Sonntagabend durch Flucht der Polizei entziehen können, er sei aber später unter Beteiligung einer Spezialeinheit in seiner Wohnung festgenommen worden. Die Polizei bestätigte diese Informationen zunächst nicht.

Auch das Spiel auf dem zweiten Platz zwischen dem FC Saloniki Essen und der SpVgg Steele II musste abgebrochen werden. Dieses Spiel wurde mit Kameras aufgenommen, die Polizei wertet diese Aufnahmen nun aus. Auch Augenzeugen von diesem Platz berichteten, mehrere der Angreifer hätten Macheten geschwungen. Bei dem Schuss ist laut Polizeisprecher noch unklar, ob es sich um eine scharfe Waffe gehandelt hat.

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Die Polizei rückte mit zwei Hundertschaften in Altenessen an und war bis in den Abend hinein damit beschäftigt, bei den rund 150 bis 200 Zuschauern, die noch auf dem Sportplatz angetroffen wurden, die Personalien festzustellen und sie zu der Auseinandersetzung zu befragen. Die Hövelstraße wurde komplett gesperrt. Niemand durfte zunächst die Sportanlage verlassen, auch nicht unbeteiligte Zuschauer.

Kommissariat zur Clan-Bekämpfung ist in Ermittlungen eingeschaltet

Der erste von vielen Anrufen bei der Polizei ging um 15.55 Uhr ein. „Es sollen etwa 60 Beteiligte gewesen seien. Beim Eintreffen der Einsatzkräfte waren noch 150 bis 200 Personen vor Ort, darunter vermutlich auch eine Gruppe der Beteiligten. „Eine Gruppe anderer Beteiligter ist vor der Ankunft der Einsatzkräfte geflüchtet“, so Polizeisprecher Matthias Werk. Es gebe Hinweise auf einen Bezug zu den libanesischen Clans in Essen. Deshalb sei das Kommissariat zur Bekämpfung der Clan-Kriminalität in die Ermittlungen eingeschaltet.

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Verein Al Arz Libanon distanziert sich von „abscheulichen Szenen“

In einer Stellungnahme betonte der Verein Al Arz Libanon Essen am Sonntagabend, man habe mit den Vorgängen nichts zu tun. Das Spiel sei fair und ohne jede Aggression abgelaufen, nicht einmal eine gelbe Karte hätte es gegeben. „Dann ereignete sich etwas Schreckliches: Eine Gruppe bewaffneter Männer rannte auf den Platz und griff Zuschauer als auch Spieler an.“ Diese Leute habe man „zum ersten Mal“ auf der Anlage gesehen. Man distanziere sich in aller Deutlichkeit von den „abscheulichen Szenen“. Und: „Auf unserer Anlage waren mehr als 50 Kinder! Im Namen des Sport hoffen wir auf Aufklärung durch die Polizei.“

Mehr dazu können Sie hier lesen. Auch RuWa Dellwig plant eine Stellungnahme.

Am Abend waren laut Werk noch mehrere Beteiligte im Polizeipräsidium, um dort zu den Tumulten befragt zu werden. Ob es sich um vorläufig Festgenommene handele, konnte Werk nicht sagen. (mit ni)

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