Essen. Die wie selbstverständlich ausgeübte Gewalt auf dem Sportplatz in Altenessen zeigt offen Verachtung gegenüber den Behörden. Das muss sich ändern.

Das Entsetzen über die Vorgänge auf dem Sportplatz in Altenessen ist groß, wobei sich mittlerweile viel resigniertes Schulterzucken in den Ärger mischt. Die Selbstverständlichkeit ist ja auch wahrhaft eindrucksvoll, mit der mehrere Dutzend Menschen hier ein Fußballspiel nutzten, um in aller Öffentlichkeit - fast möchte man sagen: in aller Ruhe - ihre Fehden auszutragen. Denn es war zweifellos zu erwarten, dass sehr schnell Polizei eintreffen würde, dass also Festnahmen drohen könnten, was aber offenbar nicht sonderlich interessierte.

Mit scharfen Waffen auf einem Sportplatz, den Familien besuchen

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Die Clan-Szene nimmt Behörden nur bedingt ernst. Eine neue Erkenntnis ist das zwar nicht, aber selten wurde das so frech und unverhohlen demonstriert wie am Sonntagabend. Mögen Zyniker sich damit trösten, dass die Gewalt innerhalb des Milieus selbst geschieht, Außenstehende also selten tangiert sind, so zeigt der Fall Altenessen doch, wie schnell sich das ändern kann. Hier wurde mit einer scharfen Pistole und Stichwaffen hantiert auf einer Sportanlage, auf der sich Hunderte Unbeteiligte aufhielten, darunter zahlreiche Kinder

Das hat eine neue Qualität, auf die die Behörden hart reagieren müssen. Die resignierende Haltung vieler Bürger, „dass die hier machen, was sie wollen“, darf nicht weiter einreißen, weil das ohnehin schon erschütterte Vertrauen in den ordnungsstiftenden Staat sonst immer weiter erodiert. Die „Nadelstiche“ des NRW-Innenministers in allen Ehren, aber den Clans muss systematisch das Leben schwer gemacht werden. Das ist man auch den vielen unbescholtenen Einwanderern schuldig. Gerade sie finden oft, den Kriminellen werde es hier zu leicht gemacht.

Die naiven Beschönigungen aus dem Hause Wiesemann

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Reichlich beschönigend mutet in diesem Zusammenhang der Versuch des Essener Nordstadt-Philanthropen Reinhard Wiesemann und seiner Entourage an, die in einer neuen abendfüllenden Doku „die andere Seite“ des Clan-Themas zeigen wollen, wobei das Wort Clan in diesem Milieu gern programmatisch in Anführungszeichen gesetzt wird - so als ob das Phänomen nur in der Phantasie Böswilliger existiere. Botschaft des Films, der jüngst in der Lichtburg Premiere feierte: Schuld an der Kriminalität libanesischer Flüchtlinge sei, man ahnt es, die aufnehmende Gesellschaft.

Sagen wir es so: Die Dankbarkeit für die hiesige Hilfsbereitschaft seit den 1980er Jahren und die Selbstkritik in der Community könnten etwas stärker ausfallen, aber das bleibt wohl ein frommer Wunsch. Solange es nützliche Naive wie Wiesemann gibt, ist die Clan-Welt in Ordnung.

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