Essen. 2024 wird ein Bilder-Jahr im Ruhr Museum: Ausstellungen widmen sich der Essener Foto-Chronistin Marga Kingler und der Kino-Landschaft im Revier.
Das Essener Ruhr Museum bleibt nach eigenen Angaben auf Erfolgskurs. Auch 14 Jahre nach der Eröffnung sei das Interesse an der Geschichte des Ruhrgebiets ungebrochen, betont Museums-Direktor Theo Grütter. Mit über 250.000 Besuchern könne das Haus nach dem erfolgreichen Eröffnungs- und Kulturhauptstadtjahr 2010 für 2023 eine neue Bestmarke vermelden. Das soll 2024 so bleiben. Neben einer großen Fotoschau mit Bildern der legendären Essener Foto-Chronistin Marga Kingler dürfte sich auch die Ausstellung zu 100 Jahre Kino- und Filmgeschichte im Ruhrgebiet als Besuchermagnet erweisen.
Bemerkenswert ist für Grütter vor allem eines: Neben publikumswirksamen Sonderausstellungen wie der Fußball-Schau „Mythos und Moderne“ mit bislang rund 50.000 Gästen und der Galerie-Ausstellung zur Ruhrbesetzung im Jahr 1923 mit rund 35.000 Besuchern bleibt auch die Dauerausstellung mit ihren rund 6000 Exponaten ausgesprochen beliebt.
Ruhr Museum: Interesse an der Dauerausstellung ist weiterhin groß
Die Zahl der Besucher sei im Vorjahr sogar noch einmal gestiegen, „eigentlich untypisch für eine Dauerausstellung“, bilanziert Grütter und blickt auf zwei neue Ausstellungsprojekte, die sich 2024 ebenfalls zu echten Zugpferden entwickeln könnten.
Neben den publikumswirksamen Themen sei der große Zuspruch dabei sicher auch dem Welterbe-Standort zu verdanken, sagt Grütter. Auch das reichhaltige Vermittlungsangebot ziehe: Rechne man die Besucher hinzu, die das Welterbe im Rahmen verschiedener Führungen erkundeten, komme man 2023 auf die Zahl von rund 425.000 zahlenden Gästen, so Grütter.
Gezählt werden können mittlerweile auch die, die als Besucher bei großen Events wie der Extraschicht oder dem Zechenfest aufs Areal kommen. Insgesamt sei Zollverein so im vergangenen Jahr an die stolze Marke von zwei Millionen Besuchern herangerückt, freut sich der Museumsdirektor.
- Marga Kingler-Busshoff war Essens Foto-Chronistin
- Essener Extraschicht als Aufwärmübung für die Fußball-EM
Als Ankerpunkt der Route der Industriekultur steht Zollverein in diesem Jahr ganz besonders im Fokus: Den Festakt zum 25-jährigen Jubiläum richtet der Regionalverband Ruhr (RVR) als Träger des industriekulturellen Netzwerkes am 29. Mai auf dem Essener Unesco-Welterbe aus. Am verlängerten Jubiläumswochenende wird außerdem die Extraschicht gefeiert. Dass die lange Nacht der Industriekultur auf den 1. Juni vorgezogen wird, ist auch der am 14. Juni startenden Fußball-Europameisterschaft geschuldet.
Ausstellung über Fotografin Marga Kingler wird mehr bieten als nur Nostalgie
Für die „rasende Reporterin“ und legendäre Foto-Chronistin Marga Kingler (1931- 2016) wäre so ein Spektakel sicherlich eine besondere Herausforderung gewesen. Kaum ein Ereignis, das die stadtbekannte WAZ-Fotografin in ihrem langen Berufsleben schließlich nicht begleitet hat – von großen Staatsbesuchen auf Villa Hügel bis zum Modeshooting hoch überm Kennedyplatz, vom Verkehrsunfall auf der Kruppstraße bis zum Boxevent in der Dubois-Arena. Das Ruhr Museum widmet der Grande Dame des Lokaljournalismus in Essen und im Ruhrgebiet nun eine große Ausstellung, die weit mehr sein wird als ein nostalgischer Blick auf die Zeit der analogen Pressefotografie.
Die rund 140 Bilder aus Kinglers Nachlass, der im Fotoarchiv des Ruhr Museums aufbewahrt und zum ersten Mal in einer Ausstellung präsentiert wird, bilden vielmehr ein Porträt des städtischen Lebens über 40 Jahre. Das facettenreiche Bilder-Konvolut mit stimmungsvollen Aufnahmen von Kulturereignissen, Mode-Events, Sportveranstaltungen oder dem regen Vereinsleben gibt dabei auch Auskunft über die Rolle des Lokaljournalismus und Hinweis auf andere herausragende Pressefotografinnen der Nachkriegszeit. Weitere Fotoprojekte mit bedeutenden Fotografinnen wie Ruth Hallensleben oder Brigitte Kraemer sollen folgen. (Marga Kingler. Pressefotografin im Ruhrgebiet. 29. April 2024 bis 12. Januar 2025).
- 90 Jahre Lichtburg: Kinogeschichte mit Größe und Grandezza
- Filmstudio Glückauf: Das ist das älteste Kino im Revier
- Rundumerneuerung fürs historische Essener Eulenspiegel-Kino
Um große, berückende und zeitprägende Bilder geht es auch in der zweiten Ausstellung, die die Kohlenwäsche ab dem 29. Juni zum Kinomuseum machen wird. Mit einer großen kulturhistorischen Ausstellung über das Kino und den Film im Ruhrgebiet feiert das Ruhr Museum ein Unterhaltungsmedium, das das 20. Jahrhundert maßgeblich geprägt hat; schon 1910 gab es erste Häuser mit regelmäßigem Filmangebot. Das Filmstudio Glückauf in Essen gilt heute als das älteste in weitgehend zeittypischer Form erhaltende Kino im Ruhrgebiet. Der 100. Geburtstag dieses Kinojuwels ist 2024 Anlass genug, eine Institution zu feiern, die mittlerweile viele Brüche und Krisen überlebt hat: Weltkriege, technische Revolutionen und aufstrebende Konkurrenzmedien vom Fernsehen bis zum Streamingdienst.
Vor allem im Ruhrgebiet, dem einst größten industriellen Ballungsraum in Europa mit fast vier Millionen Menschen, hat das Kino in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts eine wichtige Rolle gespielt. So gehörte die Essener Lichtburg und der Emelka-Palast in Dortmund, 1928 bzw. 1929 eröffnet, zu den größten Kinoneubauten in Deutschland. Die Lichtburg entwickelte sich bald zum bundesdeutschen Premierenkino ersten Ranges, Weltstars wie Zarah Leander, Gary Cooper, Romy Schneider oder Buster Keaton schritten über den Roten Teppich. Bis heute ist die Begeisterung für das besondere Premierenflair in Deutschlands größtem und schönstem Kinosaal bei Filmschaffenden ungebrochen.
Einst gab es mehr als 400 Lichtspielhäuser in der Region
In den 1950er Jahren, der Hochzeit des Kinos und der Blütezeit der Ruhrindustrie im Wirtschaftswunder, gab es über 400 Lichtspielhäuser in der Region. Das Ruhrgebiet war aber auch Drehort bekannter Kinofilme. Kultige Filmemacher wie Adolf Winkelmann (Nordkurve) oder Peter Thorwarth (Bang, Boom, Bang) werden ebenso zu Ehren kommen wie die herausragenden Filmfestivals der Region. Mit dem „Oberhausener Manifest“ wurde bei den Westdeutschen Kurzfilmtagen 1962 schließlich Filmgeschichte geschrieben. Aber auch das bringt die Ausstellung zutage: Das Ruhrgebiet war in der Vergangenheit auch mal eine Hochburg der Erotikfilm-Produktion. (Glück auf - Film ab! Kino- und Filmgeschichte des Ruhrgebiets. 29. Juni 2024 bis 2. März 2025).
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