Essen. Essens „Eulenspiegel“ bekommt frische Farbe und neu aufgepolsterte Stühle. Gäste im 50er-Jahre-Kino erwartet auch eine neue Kulturreihe: Theatino
Mit knapp 68 Jahren ist das Eulenspiegel eigentlich noch eines der jüngeren Semester in der Riege der altehrwürdigen Essener Filmkunsttheater. Neben der grandiosen Lichtburg, die bereits auf eine 95-jährige Geschichte zurückblicken kann, und dem Filmstudio Glückauf, das 2024 sogar schon sein Hundertjähriges feiert, ist das Filmtheater an der Steeler Straße vor allem eines der wichtigen verbliebenen und beliebten Stadtteil-Filmkunstorte. In diesen Tagen bekommt das denkmalgeschützte Kino nun eine Rundumerneuerung – mit frischer Farbe und neu aufgepolsterten Kinostühlen. Die Renovierung soll weitgehend im laufenden Spielbetrieb über die Bühne gehen.
Nach dem Astra-Theater in der Innenstadt ist das Eulenspiegel ein weiteres Essener Filmkunsttheater, dessen Rundumerneuerung mit finanzieller Unterstützung aus dem „Neustart Kultur“-Programm der Bundesregierung und einer weiteren Förderung der Filmstiftung NRW realisiert werden kann. Die Mittel sollen nach der Corona-Pandemie dazu beitragen, dass „Kinos in Deutschland als Kulturorte gestärkt und die Sichtbarkeit des kulturell anspruchsvollen Kinofilms in der Fläche gesichert werden können“, heißt es in den Statuten.
Stuhlreihen mit mehr Abstand – Kinobesucher bekommen größere Beinfreiheit
Die Besucher werden sich vor allem über mehr Beinfreiheit freuen können, denn die Stuhlreihen sollen künftig etwas mehr Abstand haben. Statt der bislang 400 Plätze verfügt das Eulenspiegel dann zwar nur noch über 320 Kinosessel, die bieten aber auch mehr Sitzkomfort. Derzeit werden die Stühle sukzessive ausgebaut und wieder frisch aufgepolstert. Im ostwestfälischen Bünde habe der unter Kennern als „Stuhlpapst“ gehandelte Roland Erdmann dafür sogar noch eine Extraschicht eingelegt, berichtet Theaterleiter Bernhard Wilmer.
Den Vorher-Nachher-Vergleich hat man im denkmalgeschützten Eulenspiegel dann auch gleich vor Ort. In der hinteren Logen-Reihe bleibt eine Original-Stuhlreihe zu Anschauungszwecken stehen.
Neueste Digitaltechnik und eine Wurlitzer-Orgel, die an die Tonfilm-Einführung erinnert
Frische Farbe für den Boden und ein neuer Anstrich im Foyer werden dem 1955 eröffneten Eulenspiegel außerdem zu neuem Glanz verhelfen, ohne dass der historische Charme des denkmalgeschützten Filmtheaters verloren geht. Damals gehörte das Eulenspiegel zu den wenigen Kinozweckbauten der 50er-Jahre. Mit seinen gebogenen Cinemascope-Bildwand, der eleganten Innenausstattung und neuen Technik bot es vor allem beste Familienunterhaltung für die umliegenden Stadtteile wie Huttrop, Bergerhausen und Frillendorf.
Das Essener Kinopaar Hanns-Peter Hüster und Marianne Menze hat das Eulenspiegel 1980 dann übernommen und als Programmkino etabliert. Independent-Entdeckungen, Retrospektiven, Filmpremieren und lange Filmnächte prägen seither die Programmvielfalt auf der 100 Quadratmeter großen Bildwand. Außerdem ist das Eulenspiegel eines der wenigen Kinos, das neben neuster Digitaltechnik nicht nur über klassische 35mm- und 70mm-Projektion für echtes Monumentalkino verfügt, sondern mit seiner elektronischen Wurlitzer-Orgeln auch noch an die Einführung des Tonfilms im Jahr 1929 erinnert.
Das Eulenspiegel bekommt eine neue Kulturreihe: „Theatino“ startet im Februar
Tonkunst, Tanz und Kino kommen denn auch in einer neuen Veranstaltungsreihe zusammen, die am 6. Februar im Eulenspiegel-Filmtheater startet. „Theatino“ heißt die neue Kulturreihe der Essener Choreographin und Veranstalterin Jelena Ivanovic, die mit Formaten wie dem Gruga-„Kunstbaden“ oder dem Kleingarten-Event „Heimat“ schon einige ungewöhnliche Bühnenorte in Essen neu entdeckt und auf besondere Weise belebt hat.
Das Eulenspiegel-Filmtheater präsentiert sich ab dem 6. Februar, 20 Uhr, dann auch als Theater und Konzertsaal. Der gefeierte Akkordeonist Goran Kovacevic macht dabei den Auftakt und entspannt unter dem Titel „His Story“ einen musikalischen Bogen von Musette, Jazz, Tango Nuevo über Balkanfolklore bis hin zur Klassik.
Dem Konzert des Schweizer Musikers mit serbischen Wurzeln folgt am 13. und 14. März, 20 Uhr, die Premiere des Tanzstücks „Kontra Punkt“. Darin erzählen die Essener Choreographin Jelena Ivanovic und ihr Ensemble Tanzgebiet mit einem Augenzwinkern von dem Miteinander und Untereinander in Gruppen. Begleitet wird die Produktion von Kompositionen des Essener Musikers Markus Stollenwerk.
Selbiger präsentiert sein Soloprogramm „Transcending Beethoven“ dann bei einem Klavierabend am Montag, 3. April, 20 Uhr. Zu hören sind Kompositionen, die im Rahmen eines Projektes zum 200. Geburtstag Ludwig van Beethovens entstanden.
Tickets (16/erm. 12 Euro) gibt es im Vorverkauf unter: www.filmspiegel-essen.de