Essen. Der Ukraine steht ein harter Winter bevor, die kritische Infrastruktur ist vielerorts zerstört. Die Essener Caritas bittet um Spenden.

Die Infrastruktur ist zerstört, die Ukrainer und Ukrainerinnen sind voller Sorge: Sie fürchten sich vor einem langen, harten Winter. Jetzt bittet die Essener Caritas um Unterstützung für die Menschen, die seit fast zwei Jahren im Krieg leben. Unter dem Stichwort „Winterhilfe für die Ukraine“ werden Spenden gesammelt. Zuletzt habe sich die öffentliche Aufmerksamkeit von der Ukraine auf andere Krisenherde wie den Nahen Osten verlagert, sagt der Essener Geschäftsmann Thomas Schiemann, der mit der Caritas zahllose Hilfslieferungen organisiert hat.

Hilfsorganisation befürchtet harten Winter in der Ukraine

„Trotz immer neuer schrecklicher Krisen in der Welt, die uns zu Recht sehr beschäftigen, dürfen wir auch die notleidende Bevölkerung in der Ukraine nicht vergessen“, betont der Direktor des hiesigen Caritasverbandes, Björn Enno Hermans. „Der Winter hat nun dort eingesetzt, und die Not ist groß. Gerne werden wir als Essener Caritas wie bisher gemeinsam mit Thomas Schiemann die Menschen in der Ukraine mit Hilfslieferungen weiter unterstützen.“

Spendenkonto und Hilfsvereine

Geldspenden für die Ukraine gehen bitte auf das Konto des Caritasverbandes für die Stadt Essen: IBAN DE17 3606 0295 0000 0055 50. Stichwort „Winterhilfe für die Ukraine“. Die Caritas stellt auf Wunsch Spendenbescheinigungen aus. Weitere Infos auf: www.caritas-essen.de/infos-ukrainehilfe

Der Verein „Odessa wir helfen“ sitzt in Essen-Haarzopf und organisiert seit März 2022 Hilfstransporte in die Ukraine. Infos auf: www.odessa-wir-helfen.de/

Der Verein Opora unterstützt ukrainische Flüchtlinge in Essen, etwa mit Angeboten für Kinder und Jugendliche, Info- und Kulturveranstaltungen. Außerdem organisiert er humanitäre Hilfe für die Ukraine, so werden dort Krankenhäuser, Kinderheime und Internate mit Lebensmitteln, Kleidung, Hygieneartikeln und technischer Ausrüstung unterstützt. Infos auf: https://opora-ua.de/de/

Schiemann bestätigt, dass ihn über seine Kontakte ins Land dieser Tage viele Bilder von Not und Zerstörung erreichen, oft verbunden mit der Bitte um Unterstützung. „Es ist manchmal sehr schwer, wenn so viele Hilferufe kommen und man nur das tun kann, wofür auch die Mittel zur Verfügung stehen.“ Bei den russischen Angriffen werde die zivile Infrastruktur bewusst zerstört, betroffen seien Krankenhäuser, Kindergärten, Schulen sowie Einrichtungen für alte Menschen. „Der kommende Winter wird furchtbar.“

Kliniken brauchen OP-Bestecke und Narkosemittel

Er setze in dieser Lage auf die Hilfsbereitschaft der Essener, die seit dem russischen Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 immer wieder Hilfskonvois ermöglicht hätten. Dadurch habe er zusammen mit der Caritas bis heute mehr als 3000 Paletten mit Gütern im Wert von mehreren Millionen Euro auf den Weg bringen können. Dafür sei er den Bürgern und den Unternehmen, die viele Sachspenden gemacht hätten, sehr dankbar.

Mit dem deutsch-ukrainischen Verein Opora, dem er inzwischen angehöre, habe man auch Hilfe für verschiedene Krankenhäuser organisiert. Aktuell werde eine Lieferung für das größte Krankenhaus im ostukrainischen Charkiw vorbereitet. „Es geht vor allem um Dinge wie Operationsbestecke und Narkosemittel, die benötigt werden, um verwundete Zivilisten zu operieren.“

Heim nach Raketenbeschuss zerstört

Opora helfe außerdem beim Wiederaufbau eines Internats im Dorf Stepowe, in dem Menschen mit Demenz, Down-Syndrom oder Epilepsie leben. Einen Raketenbeschuss Ende Oktober hätten zum Glück alle Bewohner überlebt, doch das Gebäude sei schwer beschädigt worden. „Hier sind die Allerschwächsten betroffen, die oft keine Verwandten mehr haben und nirgendwo hinkönnen. Da ist die Verzweiflung riesengroß.“

Der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiev (r.) und Generalkonsulin Iryna Schum bedankten sich jetzt beim Geschäftsmann Thomas Schiemann (M.) für die große Hilfe, die die Ukraine aus Essen erhalten hat.
Der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiev (r.) und Generalkonsulin Iryna Schum bedankten sich jetzt beim Geschäftsmann Thomas Schiemann (M.) für die große Hilfe, die die Ukraine aus Essen erhalten hat. © WAZ

Die Essener Organisation „Odessa wir helfen“ kümmere sich unterdessen um ein Heim in einem Dorf in der Nähe von Mykolajiw, in dem 200 Kinder leben, die fast alle ihre Eltern verloren haben oder deren Eltern nach Russland deportiert wurden. Am 14. Dezember will „Odessa wir helfen“ den nächsten Transport starten, der Material für den Umbau von Luftschutzbunkern in Klassenräume bringe. „Gemeinsam mit der Caritas organisieren wir auch Lebensmittel sowie Schoko-Kugeln und Nikoläuse für die Kinder“, sagt Schiemann.

Solidarität mit Kindern, Alten, Schwachen gefordert

Der Geschäftsmann weist darauf hin, dass die Hilfe in diesem Umfang ohne die professionelle Kooperation mit der Caritas nicht realisierbar gewesen wäre. Caritas-Direktor Hermans appelliert mit Blick auf die Winter- und Weihnachtszeit: „Vor allem Kinder, alte Menschen und die zahlreichen Verletzten brauchen weiter unsere Hilfe und Solidarität.“