Essen. Die ukrainische Generalkonsulin hat sich für große Hilfe aus Essen bedankt. Jetzt hilft die Essener Initiative kleinen Klinikpatienten in Lwiw.

Bei einem Besuch in Essen, hat sich die ukrainische Generalkonsulin Iryna Shum für die Hilfsgüter bedankt, die aus der Stadt in ihr Heimatland gehen. Die Initiative von Caritas Essen und dem Geschäftsmann Thomas Schiemann sei überwältigend. Shum sprach auch an, dass sich die humanitäre Lage in der Ukraine zuletzt zugespitzt habe. In einem eindringlichen Appell bat sie, die Hilfe fortzusetzen: „Es geht um Lebensmittel, und jetzt auch um Trinkwasser. Die Wasserversorgung ist an vielen Stellen zerstört.“

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Bisher habe man 272.000 Euro an Geldspenden sowie Produktspenden im Wert von 1,8 Millionen Euro erhalten, sagte Schiemann bei dem Treffen am Dienstag (3. Mai). Mit 51 Lkw-Ladungen habe man Brot, Zwieback, Milch Nudeln, Haferflocken, Fleischkonserven, Käse, Joghurt, Müsli und Mineralwasser in die Ukraine gebracht. Außerdem eine Großspende an Babynahrung von Discounter Aldi. Das klinge gewaltig. „Aber ein Lkw voll Brot ist für eine Großstadt ein Tropfen auf den heißen Stein.“ Daher wolle man die Aktion noch einmal anschieben und bitte erneut um Spenden.

Nur einen Liter Milch hat diese alte Dame aus Zaporizhzhya genommen: Überall im Land sei die Solidarität groß, niemand nehme, was er nicht dringend benötige.
Nur einen Liter Milch hat diese alte Dame aus Zaporizhzhya genommen: Überall im Land sei die Solidarität groß, niemand nehme, was er nicht dringend benötige. © Thomas Schiemann

Bedacht werden soll nun auch das Kinderkrankenhaus in der Stadt Lwiw (Lemberg), das die dramatische Versorgungslage veranschaulicht: Die Klinik hat 310 Betten und behandelt kleine Patienten aus dem ganzen Land. „Darunter sind auch Kinder, die im Krieg schwer verletzt worden sind“, sagt Caritasdirektor Björn Enno Hermans. Das Krankenhaus hat zwar (noch) ausreichend Medikamente, es fehlen jedoch Lebensmittel. Knapp 10.000 Euro werden monatlich benötigt, um die Kinder mit Mahlzeiten zu versorgen. Ein Teil des Geldes vom Caritas-Spendenkonto soll nun verwendet werden, damit die kleinen Patienten gesund und satt werden.

Aktuell seien 4,3 Millionen ukrainische Kinder auf der Flucht: „Das ist mehr als die Hälfte aller Kinder im Land“, sagte Generalkonsulin Iryna Shum. Viele von ihnen seien Binnenflüchtlinge, die mit ihren Familien aus umkämpften Gebieten an derzeit sicherere Orte geflohen seien, wo sie oft nur unzureichend versorgt würden. Dabei gebe es weiterhin sichere und schnelle Wege, Lebensmittel in die Ukraine zu bringen: So transportiere die Essener Initiative, die mit der ukrainischen Handelsorganisation Silpo zusammenarbeite, die Hilfsgüter in Filialen im ganzen Land.

Diszipliniert stehen die Menschen im ukrainischen Dnipro für Lebensmittel an.
Diszipliniert stehen die Menschen im ukrainischen Dnipro für Lebensmittel an. © Thomas Schiemann

Die Generalkonsulin, die ihr Büro in Düsseldorf hat, hatte dieser Tage mit Vertretern von Silpo gesprochen: „Sie haben mir versichert, dass die Logistik und die Verteilung funktionieren.“ Und zwar so gut, dass auf die Lebensmittel inzwischen nicht einmal mehr die kleine Schutzgebühr erhoben wird, mit der man anfangs, mögliche Tumulte verhindern wollte. „Es nimmt niemand etwas, das er nicht dringend braucht. Die Solidarität in der Bevölkerung ist unglaublich groß“, betont Shum.

Um auch alte und hilfsbedürftige Menschen zu versorgen, werde ein Teil der Lebensmittel über die 16 Caritas-Zentren im Land verteilt, ergänzt Björn Enno Hermans. „Wir können schnell helfen. Was jetzt fehlt, sind weitere Spenden.“ Man sei dankbar für die enorme Spendenbereitschaft der Essener und die Dimension der bisherigen Hilfe, sagt auch Thomas Schiemann. „Nur jetzt erweist sie sich doch als zu klein.“

Iryna Shum hebt hervor, welche Bedeutung die Unterstützung aus Deutschland habe: „Nach Kriegsausbruch kamen die Menschen mit Lebensmitteln ins Generalkonsulat, boten Hilfe an.“ Dann hätten sie auf Demonstrationen ukrainische Flaggen geschwenkt: „All das war auch emotional sehr wichtig für die Menschen in der Ukraine.“ In den vergangenen zwei Monaten habe man so viel Tod, Leid, Trauer und Flucht erlebt, dass es sich wie zwei Jahre anfühle. Und so spüre man, dass jetzt die Welle der Hilfsbereitschaft nachlasse. Während die deutsche Politik über Waffenlieferungen diskutiert, sagt Iryna Shum: „Jede Art Unterstützung zählt für uns, bringt uns dem Frieden näher.“

Geld- und Lebensmittelspenden gehen direkt ins Land

Geldspenden gehen bitte auf das Konto des Caritasverbandes für die Stadt Essen: IBAN DE17 3606 0295 0000 0055 50. Stichwort „Lebensmittel Ukraine“. Aus diesen Spenden wird auch die Versorgung der kleinen Patienten im Kinderkrankenhaus in Lwiw finanziert.

Unternehmer, die Lebensmittel ab einer Größe von fünf Paletten spenden möchten, wenden sich bitte per Mail an Benötigt werden zum Beispiel abgepacktes Brot, Instantnudeln, Babynahrung und Wasser.