Essen. Die Supermärkte sind leer, die Ukraine braucht Brot. Ein Essener Exporteur und die Caritas helfen: Die erste Lieferung ist bereits auf dem Weg.
Die Spendenaktionen und Hilfstransporte in die Ukraine sind ohne Zahl, die Hilfsbereitschaft scheint grenzenlos – und doch sind die ukrainischen Supermarktregale leer. „Die Menschen brauchen Brot“, erklärte der Essener Geschäftsmann Thomas Schiemann Anfang März. Gemeinsam mit der Caritas Essen will er dafür sorgen, dass wieder Lebensmittel in die Läden kommen, dass die Ukrainer nicht hungern müssen. Die erste Lieferung mit einem Zug – oder 33 Paletten – Vollkornbrot ist schon auf dem Weg.
„Wir ziehen das ganz professionell auf, weil Aktionismus niemandem hilft“, hatte Schiemann am Donnerstag (3.3.) angekündigt. Als Lebensmittelexporteur, der Freunde, Verwandte und Geschäftspartner in der Ukraine hat, könne er dort auf ein dichtes Netzwerk zurückgreifen. So habe er die größte Handelskette des Landes, Silpo, gewonnen: Sie erhalte im Land keine Ware mehr und warte auf die Lebensmittel aus Deutschland. Die werde sie in ihren Filialen anbieten, ohne selbst daran zu verdienen. „Wir haben die Zusicherung, dass alle Einnahmen ausschließlich für humanitäre Zwecke genutzt werden“, ergänzt Caritas-Direktor Björn Enno Hermans.
Wäre das Brot kostenlos, könnte es Tumulte geben
Kostenlos verteilen könne die Handelskette die gespendeten Waren nicht. „Das würde nur zu Tumulten in den Läden führen, darum müssen die sozusagen eine kleine Schutzgebühr erheben“, sagt Hermans. Auch auf der anderen Seite der Spendenaktion habe man Sicherungen eingezogen. So sollen die Lebensmittel von deutschen Unternehmen kommen, die sie im besten Fall spenden, im zweitbesten Fall zum Einkaufspreis abgeben. Bevor die Produkte eingekauft werden, überprüfe das deutsche Einzelhandelsunternehmen „Kaufland“ die Preise. „Wir müssen unbedingt verhindern, dass sich das Masken-Drama wiederholt und jemand an den dringend benötigten Hilfsgütern verdient“, betont Thomas Schiemann.
Eingekauft werden sollen vor allem haltbares Brot, Babynahrung, Instantnudeln und Wasser – so steht es auf der Dringlichkeitsliste aus der Ukraine. Es gibt dort ein Trinkwasserproblem, und Wasserfilter sind derzeit selbst in Deutschland nicht leicht erhältlich, sagt Caritasdirektor Hermans. Die begehrten Güter sollen en gros eingekauft und palettenweise auf ukrainische Lkw verladen werden, die bisher für Schiemanns Unternehmen unterwegs waren. Die Zollformalitäten lasse er über seine Mitarbeiter in Kiew erledigen, die ihr Büro in eine Tiefgarage verlegt haben und ehrenamtlich für den Hilfseinsatz arbeiten.
Lebensmitteltransport soll nächste Woche starten
Von ihnen hört Schiemann, „dass die Straßen, wenn man nicht direkt durch Kriegsgebiet fährt, noch sicher sind“. So könnten die Lebensmittel von zwei Lager-Standorten aus in die ganze Ukraine verteilt werden. Alle Stationen des Transports seien durchgeplant, die Lastwagen stünden bereit. Als Erste sagte eine Großbäckerei 33 Paletten Vollkornbrot zu, die jetzt bereits auf dem Weg sind. Weitere Lkw sollen bald folgen: „Wir sprechen die Produzenten an, die uns Lebensmittel spenden können. Und wir bitten Bürger und Bürgerinnen um Geldspenden, mit denen wir Brot kaufen können.“ Überwiesen werden könne das Geld auf das Spendenkonto der Caritas, die selbstverständlich auch Spendenquittungen ausstelle (Adresse der Spender im Verwendungszweck angeben!).
„Wenn alles klappt, wird daraus eine ganz große Welle“, kündigte Schiemann am 3. März an. Keine Woche später kann er nun vermelden, dass auf dem Spendenkonto fast 180.000 Euro eingegangen sind. Und nach der ersten Vollkornbrot-Lieferung starte am Freitag ein Zug Knäckebrot. „Es sollen zwei Züge H-Milch folgen, da arbeiten wir gerade dran“, sagt Schiemann. Danach bringe man Mehl, Nudeln und Haferflocken auf den Weg. Wichtig sei stets, dass es sich um haltbare Lebensmittel handele – und um große Mengen. Darum bitte er gemeinsam mit der Caritas auch weiter um Spenden: Die Ukraine werde noch lange Hilfe brauchen.
Geldspenden gehen bitte auf das Konto des Caritasverbandes für die Stadt Essen: IBAN DE17 3606 0295 0000 0055 50. Stichwort „Lebensmittel Ukraine“Unternehmen, die Lebensmittel-Großspenden ab einer Größe von zehn Paletten bereitstellen möchten, melden sich bitte unter: ukrainehilfe@caritas-e.de