Essen. Seit Kriegsbeginn vor einem Jahr haben Essener eine beispiellose Hilfsbereitschaft für die Ukraine gezeigt. Wir stellen Helden des Alltags vor.
Die einen haben Hilfstransporte gestartet, andere das Gästezimmer geräumt und Neuankömmlinge aus der Ukraine aufgenommen: Seit einem Jahr stehen nicht nur Essener Institutionen und Wohlfahrtsverbände ukrainischen Flüchtlingen und ihrem Heimatland zur Seite, sondern auch viele Ehrenamtliche, Vereine und Initiativen. „Die Solidarität und der Wunsch, mit anzupacken, waren von Anfang an groß“, sagt die Stadt, die die Helfer kurz vor dem Jahrestag des Kriegsbeginns zum Austausch ins Rathaus geladen hatte. Hier stellen wir einige Gruppen vor, die exemplarisch für die Hilfsbereitschaft der Essener und Essenerinnen stehen.
So hat der Verein „Deutsch-Ukrainische-Freundschaft Essen e.V.“ (Dufe) Wohnungen eingerichtet, Flüchtlinge aufgenommen, bei Behördengängen geholfen. Außerdem sammelte er Spendengelder und brachte Hilfsgüter in die Ukraine und half, dass Hunderte ukrainische Frauen und Kinder dem Krieg entkommen konnten. Vor Ort arbeite man mit gemeinnützigen Organisationen zusammen, die zu Freunden geworden sind. „Diese Menschen riskieren tagtäglich ihr Leben, um Hilfe in die umkämpften Regionen und zerstörten Städte des Landes zu bringen.“
Der Verein Dufe will auch beim Wiederaufbau des Landes helfen. Und mit „Ferien vom Krieg“ möchte er Kindern eine Auszeit in Essen ermöglichen, die seit einem Jahr im Kriegsgebiet leben, Familienmitglieder verloren haben. Der Verein braucht regelmäßig Fahrer und Fahrzeuge für die Hilfstransporte, der Nächste startet im März. (Infos auf: www.dufeev.org)
Essener bringen Schlafsäcke für Soldaten und Hilfe für ein Kinderheim
Dufe arbeitet auch mit der Stadt sowie mit Initiativen wie „Odessa, wir helfen e.V.“ zusammen. Dieser Verein hat im Januar 2023 seine achte Hilfsfahrt in die Ukraine gemacht. Von Odessa aus verteilen die Mitglieder und örtliche Helfer die Hilfsgüter in der Region Süd-/Südostukraine. „Wir unterstützen die Menschen vor Ort, Krankenhäuser und Kinderheime.“ Zudem hat „Odessa, wir helfen“ Soldaten mit Generatoren, Gaskochern und Schlafsäcken versorgt und fünf Fahrzeuge ins Land gebracht, mit denen Verletzte transportiert werden.
„Odessa, wir helfen“ hat eine Patenschaft für ein Kinderheim im Raum Cherson und möchte nun traumatisierte Kinder zur therapeutischen Behandlung nach Essen bringen. Auf den ersten Fahrten ab März 2022 hatte man zahlreiche Mütter und Kinder nach Essen und Umgebung gebracht und hier privat untergebracht. Die nächste Fahrt ist Mitte März geplant.
Der ukrainisch-deutsche Verein „Opora“ (deutsch: Unterstützung) konzentriert sich seit Kriegsbeginn darauf, Ukrainern zu helfen, die in Essen Zuflucht gefunden haben: „Ihre Integration in die deutsche Gesellschaft und die Bewahrung der ukrainischen Identität, Sprache und Kultur sind unsere Prioritäten.“ So organisierte der Verein Veranstaltungen wie das Kinderfest des Heiligen Nikolaus oder den Besuch des ukrainischen Musikstars Swjatoslaw Wakartschuk in einer Flüchtlingsunterkunft. Infos auf: https://opora-ua.de/de/willkommen-in-opora/
Unterstützung für Menschen, die alles verloren haben
Der Name weist auf das ganze Bundesland, zu Hause ist sie in Essen: Die Ukrainische Gemeinde NRW e.V. entstand aus der Freiwilligenarbeit für die Menschen, „die alles verloren haben: ihr Zuhause, ihr Hab und Gut“. Der Verein steht ihnen zur Seite und möchte die in Deutschland lebenden Ukrainer zu einer Gemeinschaft vereinen. Neben der humanitären Hilfe macht der Verein auch Medien- und Kulturarbeit. Infos auf: https://ukrnrw.de/de
Die Ehrenamtlichen um Jasmin und Matthias Bähre sowie Tarkan Yüzbasioglu von der Haarzopfer Imbisserie Melandi’s haben schon sieben Hilfs-Konvois organisiert: Von Haarzopf aus schickten sie 68 Transporter, zwei Siebeneinhalbtonner, einen 40-Tonner und neun Busse in die Ukraine. Auf den Rückfahrten brachten sie fast 600 Frauen, Kinder, Senioren mit nach Essen, verteilten sie auf rund 100 private Unterkünfte – und begleiteten sie weiter im Alltag. Nun haben sich die Helfer zum Verein „Lemberg, wir kommen“ zusammengeschlossen. Mit 50 Mitgliedern sind sie gestartet, Zuwachs ist erwünscht. Infos auf: www.lembergwirkommen.de, Kontakt per E-Mail an: info@lembergwirkommen.de
Vom Sprachkurs bis zur Fahrrad-AG
„Werden hilft e.V.“ ist bereits mit der Flüchtlingswelle im Jahr 2015 entstanden: Die 60 Mitglieder und mehr als 100 Ehrenamtlichen kümmern sich um Geflüchtete, die im Essener Süden in Unterkünften leben oder Wohnungen beziehen. „Werden hilft“ setzt sich aktuell für die Bewohner im Kloster Schuir und im Kardinal-Hengsbach-Haus ein. Das reicht von Sprachkursen über Fahrrad-AG und Kinderbetreuung bis zu Sing- und Kunst-Angeboten. Durch Spenden wurden Tischtennisplatten und ein Basketballkorb angeschafft, Weihnachtsgeschenke besorgt oder Ausflüge organisiert. Mit Kleiderspenden unterstützt der Verein auch die Erstaufnahmeeinrichtung Overhammshof.
„Werden hilft“ hat mehr als 120 Wohnungen als Übergangslösung oder auf Dauer vermittelt, bei der Einrichtung geholfen. Auch bei Behördengängen, Schulplatz- oder Arbeitssuche begleite man die Geflüchteten: Anlaufstelle ist das „Ukraine-Café“ am Montag. Infos auf: www.werdenhilft.de, Kontakt per E-Mail: werdenhilft@gmail.com
Ohne das Engagement zahlloser Bürger und Bürgerinnen könnte Essen die Betreuung der Neuankömmlinge wohl kaum bewältigen. Die Stadt selbst unterstützt vor allem die Stadt Riwne im Nordwesten der Ukraine mit Spendengeld und Hilfstransporten: Essen hat eine Solidaritätspartnerschaft mit Riwne.
Um die Angebote der Bürger, Vereine, Unternehmen zu koordinieren, gibt es eine Anlaufstelle bei der Stadt. Helfer können ihre Angebote per E-Mail senden an: ukrainehilfe@essen.de