Essen-Haarzopf. Der Verein „Odessa wir helfen“ plant einen Transport von Medizinartikeln in die Ukraine. In Haarzopf stellen die Helfer sich und ihre Ziele vor.

  • Seit Monaten engagieren sich Haarzopfer für Menschen in der Ukraine.
  • Im September hat sich der Verein „Odessa wir helfen“ gegründet.
  • Im Mittelpunkt steht der Transport von Medizinartikeln.

Als der Krieg begann, engagierten sich viele Haarzopferinnen und Haarzopfer für die Menschen in der Ukraine. Die Helfer fuhren Lebensmittel und mehr nach Lwiw (Lemberg), brachten auf der Rückfahrt Frauen und Kinder mit, die vor den Angriffen fliehen wollten. Inzwischen ist aus der großen Gruppe ein kleiner Verein hervorgegangen. „Odessa wir helfen“ hat sich vorwiegend auf medizinische Hilfe spezialisiert. Was dahinter steckt.

Um die Ziele des im September gegründeten Vereins „Odessa wir helfen“ zu erläutern und Spenden für die Ukraine zu sammeln, findet am Samstag, 22. Oktober, ab 15.30 Uhr ein Info-Stand am Harscheidweg 89 statt. Für den sozialen Zweck werden gegrilltes Schichtfleisch, Kartoffeln und Getränke verkauft, die die Besucher vor Ort verzehren oder mitnehmen können. Einige ukrainische Gäste wollen vor Ort für Gespräche bereitstehen. Auch auf dem Haarzopfer Weihnachtsmarkt am zweiten Advent will sich der Verein präsentieren.

Der gebraucht gekaufte Transporter soll in den ukrainischen Kriegsgebieten die medizinische Versorgung verbessern.
Der gebraucht gekaufte Transporter soll in den ukrainischen Kriegsgebieten die medizinische Versorgung verbessern. © Daniel Reinhardt

„Im November steht die sechste Hilfsfahrt an“, erklärt Daniel Reinhardt, Vorsitzender der Vereins „Odessa wir helfen“. Der Haarzopfer und seine Familie beherbergten drei Monate lang eine Mutter mit Kind aus Odessa. So bauten sie eine besondere Beziehung zu der Stadt an der Schwarzmeerküste und zu einer dortigen Hilfsorganisation auf. Noch immer wohnen die Ukrainer in einer Wohnung der Familie, werden von den Haarzopfern unterstützt. „Wir sind Freunde geworden“, betont Reinhardt.

In Odessa fehle es derzeit vor allem an medizinischer Hilfe und Medikamenten, so Reinhardt. „Die Fahrt nach Odessa ist von uns aus noch mal 800 Kilometer weiter als nach Lwiw an der polnischen Grenze. Deshalb kommt dort auch weniger Hilfe an“, vermutet der Haarzopfer. So habe sich der Verein gegründet, um speziell dort Hilfe zu leisten.

Spritzen, Kanülen und Desinfektionsmittel werden in den Kriegsgebieten dringend benötigt.
Spritzen, Kanülen und Desinfektionsmittel werden in den Kriegsgebieten dringend benötigt. © Daniel Reinhardt

„Wir transportieren aktuell weniger Nahrungsmittel, sondern mehr Medizinprodukte wie Medikamente oder Verbandszeug, auch um den vielen Verletzten dort zu helfen.“ Der Verein habe bereits zwei gebrauchte Transporter gekauft und sie vor Ort in Odessa zu Krankenfahrzeugen umbauen lassen. Auch ein geländegängiges Quad habe man schon mit in die Ukraine genommen.

Der Verein hat inzwischen rund 20 Mitglieder, von denen sechs an den Hilfstransporten teilnehmen. Durch die Gründung von „Odessa wir helfen“ habe man Strukturen zum Sammeln von Spenden geschaffen und könne auch Spendenbescheinigungen ausstellen.

Die Touren in das Kriegsgebiet sind nicht ungefährlich. Daniel Reinhardt, Ehemann und Vater, fährt nach eigenen Angaben ohne Angst, aber mit großem Respekt in die Ukraine. 2500 Kilometer bei teils sehr schwierigen Straßenverhältnissen seien schon eine Strapaze. „Vor Ort gibt es dann immer wieder Luftangriffe. Wir orientieren uns an den Einheimischen, die haben inzwischen Erfahrung damit“, erklärt Reinhardt. Im Juni seien sie zu viert gefahren, im August hätten sie den Transporter hingebracht und seien über Moldawien zurückgeflogen. „Wir zahlen auch viel aus eigener Tasche, aber wenn man die Not der Menschen dort sieht, muss man einfach helfen.“

Essener Helfer haben in der Ukraine mit verschiedenen Problemen zu kämpfen

Unterwegs hätten die Helfer mit ganz unterschiedlichen Problemen zu kämpfen: So öffne die polnisch-ukrainische Grenze gegen 5 Uhr – Wartezeiten nicht ausgeschlossen. „Und um 23 Uhr muss alles erledigt sein wegen der nächtlichen Ausgangssperre“, so Reinhardt, der bei jeder Tour dabei ist und sich davon überzeugt, dass die Hilfsgüter da ankommen, wo sie hinsollen. Der 47-jährige Beamte opfert wie andere Vereinsmitglieder einen Teil seines Urlaubs für die Hilfsfahrten. Unterstützung bekomme der Verein von einer Großapotheke, die in Zusammenarbeit mit Ärzten Medikamente preiswerter zur Verfügung stelle.

„Gebraucht wird alles, Schmerzmittel, Antibiotika, Verbandszeug. Wichtig sind auch Wasseraufbereitungsanlagen, von denen wir schon vier dorthin gebracht haben. Manchmal gibt es auch Hilferufe der anderen Art: So haben wir kurzfristig 200 Säcke Hundefutter gekauft“, berichtet Reinhardt. Bei den ersten Fahrten im Frühjahr habe man noch ukrainische Frauen und Kinder mitgebracht, das mache der Verein heute nicht mehr. „Wir nehmen aber natürlich manchmal Leute innerhalb der Ukraine mit in eine andere Stadt.“