Essen. Ein Konvoi voller Sachspenden ist auf dem Weg zur ukrainischen Grenze. Die Caritas dankt den Essenern – und bittet sie ab jetzt um Geldspenden.

Die ersten Flüchtlinge aus der Ukraine sind in diesen Tagen in Essen angekommen, erschöpft und erleichtert. Andere haben ihr Heimatland verlassen, nur um in der Grenzregion zu stranden: Für sie ist am Sonntag (6. 3.) um 7 Uhr ein Hilfstransport der Essener Caritas gestartet – nach Rumänien.

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In Polen sei die Versorgungslage gut, wer hier eintreffe, erhalte in der Regel die lebensnotwendige Hilfe, sagt Caritasdirektor Björn Enno Hermans. Die vielen auf eigene Faust organisierten Mini-Hilfstransporte mit Kleidung, Nahrung und Hygieneartikeln sorgten dort mitunter sogar für Chaos. „Es ist sicher nicht sinnvoll, Windelpakete nach Polen zu bringen – die gibt es da auch“, sagt Hermans. Rumänien tue sich schwerer, die ankommenden Ukrainer zu versorgen. Die dortige Caritas habe daher die Essener um Unterstützung gebeten, namentlich um Schlafsäcke, Decken, Kissen, Isomatten und Powerbanks. Sie werden in die rumänische kleine Grenzstadt Sighetu Marmatiei gebracht, wo sich die griechisch-katholische Gemeinde aktuell um rund 200 Flüchtlinge kümmert, sie in Räumen der Pfarrei untergebracht hat.

Die Essener spendeten hunderte Schlafsäcke, Isomatten, Decken und Kissen

„Von dort hatten wir eine ganz konkrete Anforderung“, sagt Hermans. Und so machte die Caritas in diesem Fall eine Ausnahme von der Regel, dass man in Kriegs- und Krisengebieten am meisten mit Geldspenden ausrichten kann, die man vor Ort in Hilfsgüter umsetzt: Den Ruf nach einer wärmenden Bettstatt gab sie an die Essenerinnen und Essener weiter, die prompt zur Sammelstelle am Schacht Hubert in Kray strömten. Gesammelt wurde bis Samstag (5. März), und bis zur letzten Minuten wurden Schlafsäcke, Decken und Kissen gebracht.

In einen Lkw der Malteser und zwei Kleintransporter der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg sowie einer katholischen Pfarrei in Essen packte das Caritas-Team: 379 Schlafsäcke, 271 Isomatten, acht Paletten mit Kissen und Decken, zwei Paletten mit medizinischem Material, zwei Paletten mit Atemschutzmasken und 200 Powerbanks. „Und wir haben praktisch noch mal so viel im Lager. Ich bin beeindruckt, wie viele Leute helfen wollten“, sagt Hermans. Die Lagerbestände werde man vermutlich mit einem zweiten Transport nach Rumänen bringen.

Extraschicht für das Team der Caritas: An die Sammelstelle am Schacht Hubert in Kray wurden zahllose Schlafsäcke, Isomatten und Kissen für die Flüchtlinge aus der Ukraine gebracht.
Extraschicht für das Team der Caritas: An die Sammelstelle am Schacht Hubert in Kray wurden zahllose Schlafsäcke, Isomatten und Kissen für die Flüchtlinge aus der Ukraine gebracht. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Ab sofort bitte die Caritas Essen um Geldspenden – vor allem um Lebensmittel und Trinkwasser en gros einzukaufen und direkt in die Supermärkte in der Ukraine zu bringen, erklärt Hermans. Er verstehe den Impuls, nicht nur eine Überweisung zu tätigen, sondern etwas zu tun, anzupacken – und man könne beides gut verbinden: „Wer mag, kann zum Beispiel einen Spendenlauf oder einen Waffel-Verkauf organisieren und dann den Erlös spenden.“

Außerdem wird die Caritas bald auf Ehrenamtliche angewiesen sein, die den Menschen aus der Ukraine beim Einleben in Essen helfen: Angefangen mit Deutschkursen, über Hilfe bei der Suche einer Arbeits-/Ausbildungsstelle, bis hin zu gemeinsamen Freizeitaktivitäten. Die ersten Freiwilligen hätten sich schon gemeldet.

„Für interessierte Ehrenamtliche gibt es vielfältige Möglichkeiten, sich einzubringen“, sagt Agnieszka Bitner-Szurawitzki, Referentin Ehrenamt bei der Caritas-SkF-Essen gGmbH. Wer schon wisse, dass er sich engagieren wolle, solle sich möglichst frühzeitig melden: Jeder Freiwillige benötige ein erweitertes Führungszeugnis, das er nicht als Privatperson beantragen kann. Die Koordinierungsstelle Ehrenamt in der Flüchtlingshilfe führe daher erst mit allen Interessierten ein Gespräch und stelle ihnen anschließend ein Anschreiben für den Antrag aus. Bis das Führungszeugnis vorliege, vergingen dann in der Regel noch zwei Wochen, sagt Agnieszka Bitner-Szurawitzki.

Auf dem Rückweg sollen 14 Flüchtlinge mit ins Ruhrgebiet reisen

Einige der Flüchtlinge kommen übrigens womöglich schon Mitte nächster Woche in den Fahrzeugen des Caritas-Hilfstransportes nach Essen. Man habe 14 Sitzplätze, die man auf dem Rückweg nutzen wolle, „um besonders schutzbedürftige Menschen mit hierherzubringen“, sagt Caritasdirektor Hermans. Die griechisch-katholische Gemeinde in Sighetu Marmatiei spreche die Menschen jetzt an und kläre, wer ins Ruhrgebiet wolle. Der Essener Konvoi soll die fast 1700 Kilometer lange Strecke bis Montagnachmittag (7. 3.) zurücklegen – wenn alles glatt läuft.

Wer Flüchtlinge aus der Ukraine in Essen ehrenamtlich begleiten möchte, wendet sich per Mail an die Caritas-SkF-Essen gGmbH: koordination.ehrenamt@cse.ruhr. Infos auf: ehrenamt-fluechtlinge-essen.de