Essen-Rüttenscheid. Keine Autos rund um vier Schulen in Rüttenscheid: Das schlägt der Fußgänger-Verein Fuss e.V. vor. So soll ein grüner Schulcampus entstehen.
- Der Fußgänger-Verein Fuss e.V. hat einen Vorschlag für ein Verkehrskonzept rund um einen Teil der Rosastraße in Essen-Rüttenscheid vorgelegt.
- Der Idee zufolge könnten Autos von mehreren Straßenteilen in Rüttenscheid verbannt werden, andere Straßen würden zu verkehrsberuhigten Bereichen gemacht.
- Beim verkehrspolitischen Sprecher der CDU-Fraktion im Essener Stadtrat kommt der Vorschlag erst einmal gut an. Doch es bleiben noch einige Fragen.
Ein gemeinsamer Campus für die Schülerinnen und Schüler von Helmholtz-Gymnasium, Maria-Wächtler-Gymnasium, Bertha-von-Suttner-Realschule und Andreasschule, autofrei und grün: Diese Idee hat Wolfgang Packmohr, Vorsitzender des Fußgänger-Vereins Fuss e.V., jetzt ins Spiel gebracht. Teile der Rosastraße, Von-Einem-Straße und Isenbergstraße, könnten dem Vorschlag nach für Autos gesperrt werden. Weitere Straßen würden in verkehrsberuhigte Bereiche umgewandelt. Im Februar 2023 soll die Idee im Ausschuss für Anregungen und Beschwerden diskutiert werden.
„Wir reden immer darüber, wie man mehr Aufenthaltsqualität für junge Menschen schaffen kann“, sagt Packmohr. Mit einem konkreten Vorschlag wolle er nun einen Stein ins Rollen bringen. Indem man Autos von den betreffenden Straßen verbanne, beuge man gefährlichen Situationen mit Elterntaxis vor und mache die Straße insbesondere für Grundschülerinnen und -schüler der Andreasschule sicherer. Denn für diese sei die Fahrbahn wegen parkender Autos oder sogar Wohnmobile oft nicht gut einsehbar. Zum anderen könne man die Fläche gegebenenfalls entsiegeln und damit einen grünen Aufenthaltsbereich für alle Schülerinnen und Schüler schaffen, in dem man zum Beispiel Trinkwasserspender, Tischtennisplatten und Bänke aufstellen könnte.
Fuss e.V.: Rüttenscheider Grundschule könnte Schulhof erweitern
Komplett autofrei werden könnten nach Packmohrs Idee das Stück der Rosastraße zwischen Von-Einem-Straße und Isenbergstraße, das Stück der Von-Einem-Straße zwischen Rosastraße und Odastraße sowie das Stück der Isenbergstraße zwischen Rosastraße und Karolinenstraße. Verkehrsberuhigte Bereiche würde Packmohr gern in den Bereichen drumherum sehen. Das beträfe das Stück der Rosastraße zwischen Von-Einem-Straße und Paulinenstraße sowie das Stück der Von-Einem-Straße zwischen Odastraße und Vöcklinghauser Straße Odastraße bis Paulinenstraße. Denke man den Vorschlag noch weiter, so Packmohr, dann könnte auch das Stück der Karolinenstraße bis zur Vöcklinghauser Straße verkehrsberuhigt sein.
Die Andreasschule, so Wolfgang Packmohrs Idee, könnte außerdem ihren Schulhof erweitern und ein Stück der Von-Einem-Straße einnehmen, wo sich momentan der Gehweg und ein Parkstreifen befindet. Denn mit steigenden Schülerzahlen und der Erweiterung des Schulgebäudes stehe immer weniger Platz zum Spielen zur Verfügung. Seine Frau Ulrike Packmohr, ebenfalls bei Fuss e.V. aktiv, ergänzt: „Auf dem jetzigen Schulhof ist noch weniger Platz für die Kinder, seitdem gebaut wird und Container dort stehen.“
Rüttenscheider Mutter: Oft brenzlige Situationen wegen Elterntaxis
Konflikte mit Anwohnerinnen und Anwohnern sieht Wolfgang Packmohr nicht. Denn: „An den Teilen der Straße, die autofrei wären, wohnt niemand direkt.“ Eingerahmt werden die betreffenden Straßenstücke vom Schulgebäude des Helmholtz-Gymnasiums und dem Sport- und Tanzinternat, von der Außensportanlage des Helmholtz-Gymnasiums und dem Gelände des Maria-Wächtler-Gymnasiums inklusive Turnhallen und vom Gelände des Helmholtz-Gymnasiums und dem Abzweig des Maria-Wächtler-Gymnasiums an der Isenbergstraße.
Allerdings ist davon auszugehen, dass dort auch Anwohner ihre Autos abstellen, die aufgrund des hohen Parkdrucks in Rüttenscheid keinen Parkplatz vor der Haustür finden. „Für das grundsätzliche Parkplatzproblem in Rüttenscheid muss man eine Lösung finden“, sagt Packmohr dazu. Allerdings sollten seiner Ansicht nach eher die Parkplätze der Messe stärker genutzt werden, die – zum Teil allerdings gegen Gebühr – außerhalb der Veranstaltungszeiten zur Verfügung stehen. Allgemein, so betont Packmohr, gebe es in Essen schlicht zu viele Pkw. Deshalb werde es Zeit für jeden einzelnen in Ballungsräumen, darüber nachzudenken, ob er das Auto wirklich brauche und ob man nicht auch einmal 20 Minuten zu Fuß zum nächsten Parkplatz laufen könne.
Bei Erdmuthe Dittmar, Mutter von Kindern an der Andreasschule, kommen die Vorschläge gut an. „An unserer Schule gibt es oft brenzlige Situationen wegen Elterntaxis – genau wie an allen anderen Schulen auch“, betont sie. Deshalb laufe an der Andreasschule gerade ohnehin ein Projekt mit weiter entfernten Abhol- und Bringzonen, das auch gut angenommen werde. Abgesehen davon würde die autofreie Zone auch den Seniorinnen und Senioren im Stadtteil einen Platz bieten, wo sie sich treffen können, so Dittmar.
Essener CDU-Verkehrspolitiker: Lehrerparkplätze müssen zur Verfügung stehen
Auch Ulrich Beul, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Ratsfraktion, steht dem Vorschlag erst einmal positiv gegenüber. „Die Sicherheit von Schülerinnen und Schülern ist mir ein Grundanliegen“, sagt er. Allerdings müssten einige Punkte geklärt werden, um sicherzugehen, dass man sich mit der Umsetzung der Idee nicht mehr Nachteile einhandele. Dafür wolle er sich die Situation demnächst vor Ort anschauen und Gespräche mit den Schulen suchen.
Ein Knackpunkt: „Es muss auf jeden Fall noch Lehrerparkplätze für alle Schulen geben“, erklärt Beul. Denn aktuell sei es für Schulen ohnehin schon schwierig, neues Lehrpersonal zu gewinnen. Die freien Stelle dürften für Lehrerinnen und Lehrer aus anderen Städten auf keinen Fall unattraktiver werden, indem man ihnen die Möglichkeit nehme, mühelos mit dem Auto nach Essen zu pendeln.
Interessengemeinschaft Rüttenscheid sieht Vorschlag eher kritisch
Nicht zuletzt sollte aus Beuls Sicht gewährleistet sein, dass Anwohnerinnen und Anwohner im Umkreis nicht unter dem weiter erhöhtem Parkdruck leiden. Wenn für sie Parkplätze wegfielen, müsse man welche an anderer Stelle schaffen. In einem dicht besiedelten Stadtteil wie Rüttenscheid dürfte das zur Herausforderung werden.
Rolf Krane von der Interessengemeinschaft Rüttenscheid (IGR) steht der Idee von Fuss e.V. eher kritisch gegenüber. „Es ist nicht so, dass diese Straßen keinen Sinn hätten. Man kann dort parken und beispielsweise zum Sport- und Tanzinternat fahren“, sagt er. Da er aus den Schulen noch nie einen dringenden Wunsch nach einem autofreien Umfeld vernommen habe, fürchte er, dass der Schaden für die Anliegerinnen und Anlieger größer sei als der Nutzen. Zudem parkten im Bereich um die Rosastraße beispielsweise auch Markthändler, die während der Marktzeiten keinen Parkplatz rund um den Rüttenscheider Platz fänden.