Essen-Margarethenhöhe. Gehwegparken sorgt immer wieder für Ärger – auch an der Sommerburgstraße der Essener Margarethenhöhe. Eine resolute Lösung lehnt die Stadt ab.
Architekt Georg Metzendorf hatte die 1919 erbaute Sommerburgstraße auf der Essener Margarethenhöhe visionär geplant: Mit acht Metern Breite sollte Platz zum Leben und für den Verkehr sein. Das war für damalige Verhältnisse viel. Den Verkehr von heute hatte er da wohl noch nicht auf dem Schirm und auch nicht die Parkverhältnissen. Diese prangert der Verein Fuss e.V. jetzt an: Durch das Parken auf den Gehwegen seien diese als solche nicht mehr vernünftig nutzbar.
Gehwegparken sorgt für Ärger in vielen Essener Stadtteilen
Autos stehen hüftseitig, also mit zwei Rädern, oder gleich komplett auf dem Gehweg: Ein Bild, das einem nicht nur auf der Margarethenhöhe begegnet, sondern auch in anderen Essener Stadtteilen. Und es führt immer wieder zu Ärger von Karnap über Rüttenscheid und Holsterhausen bis Burgaltendorf. Viele Bürger beklagten, dass gerade Menschen mit Rollator oder Eltern mit Kinderwagen Schwierigkeiten hätten, an den abgestellten Autos vorbeizukommen. Allerdings monierten andere Bürger, dass es nun mal deutlich an Parkplätzen mangele. In der Schönebecker Kalkstraße wurde das Gehwegparken zuletzt tatsächlich auf einer Straßenseite erlaubt.
Wolfgang Packmohr kämpft für die Interessen der Fußgänger: „Gehwege Zweck zu entfremden und zuzuparken ist keine Lösung für das allgemeine Parkproblem“, erklärt der Vorsitzende der Essener Ortsgruppe von Fuss e.V. und richtet den Blick auf die Sommerburgstraße. Für diese meldet die Polizei in diesem Jahr zwei „schwerwiegende Unfälle mit Sachschaden“. Das Ordnungsamt der Stadt Essen hat in diesem Jahr bisher wegen Verstößen entlang der Sommerburgstraße 43 Ordnungswidrigkeitenverfahren eingeleitet.
Sommerburgstraße auf Essener Margarethenhöhe: Straße mit Gefährdungspotenzial
Laut Packmohr birgt die Durchgangsstraße mit Straßenbahnschienen Gefährdungspotenzial. Das liege auch an der gefahrenen Geschwindigkeit (erlaubt sind 50 km/h), der kurvigen Lage und der Unmöglichkeit, mal eben den Gehweg auf der anderen Seite zu benutzen. Unmittelbar an die Fahrbahn zur anderen Seite angrenzend, befindet sich die U-Bahn-Trasse, die durch einen zusätzlichen Zaun einen Wechsel auf die andere Straßenseite und damit auf den gegenüberliegenden Gehweg verhindert. Wer auf die andere Straßenseite möchte, muss über die Ampel an eine der Kreuzungen.
Packmohr erklärt, dass daher der Gehweg auf jeder Seite so angelegt sein müsse, dass Fußgänger, die sich begegnen, auch gut aneinander vorbei kommen: „Parkverkehr auf diesem Gehweg ist daher weder erlaubt noch ist eine Erlaubnis nach geltenden Richtlinien möglich.“ Zuletzt hätten ihn aber vermehrt Beschwerden von Fußgängern erreicht, die den Gehweg nicht nutzen konnten, da er zugeparkt gewesen sei. Ein ausweichen auf die Fahrbahn sei in diesem Fall keine Option – zu gefährlich.
Die Fußgänger wurden dann unter Umständen zurücklaufen und einen Umweg durch die Siedlung nehmen. Packmohr: „Für ältere Menschen im Rollstuhl oder am Rollator ist das die absolute Zumutung. Bei Fußgängern, die langsam unterwegs sind, bedeuten Umwege riesige Zeitverluste.“ Er erinnert auch an die touristische Bedeutung der Margarethe-Krupp-Siedlung auf der Margarethenhöhe, die viele Ortsfremde anziehe. Touristen, die häufig mit der U-Bahn anreisen und die letzten Meter zu Fuß in die Siedlung gingen – entlang der Sommerburgstraße. Packmohr: „Vermeidbare Verkehrsunfälle oder ein beklemmendes Sicherheitsgefühl bei der Benutzung von Gehwegen ist sicherlich kein gutes Aushängeschild für eine Stadt.“
Stadt Essen sieht keine Notwendigkeit für Pfosten auf Gehweg
Der Essener schlägt vor, dass das Ordnungsamt vermehrt Kontrollen durchführt und dass Poller aufgestellt werden, die das Gehwegparken verhindern: „Bußgelder müssten nicht verhängt werden, wenn dort erst gar keiner parken könnte.“
Die Verwaltung stellt in einer Stellungnahme an die zuständige Bezirksvertretung ebenfalls klar: „Das Parken auf Gehwegen ist nicht erlaubt.“ Es würden sich jedoch leider nicht alle daran halten, daher müsste das Ordnungsamt der Stadt entsprechend tätig werden, in der Hoffnung, dass sich die Situation an der Sommerburgstraße dann bessert. Den Vorschlag von Wolfgang Packmohr lehnen die Verantwortlichen ab: Für das Aufstellen von Pfosten bestünde „keine vordringliche Notwendigkeit“.