Essen-Karnap. Die Klassenlehrerinnen einer Essener Grundschule bekommen jetzt Unterstützung von einer Klassenhelferin. So funktioniert das Projekt.

Kinder verlieren ihre Brotdose oder haben gar keine dabei, sie sehen mitunter verwahrlost aus oder weinen bittere Tränen: Diese Probleme zu lösen, gehört eigentlich auch zu den Aufgaben einer Grundschullehrerin. Bei 20 bis 30 Kindern pro Klasse ist das aber mitunter schwierig. An der Maria-Kunigunda-Schule in Essen-Karnap hilft jetzt in jeder Klasse eine Dualstudentin. Zurück geht das auf die Initiative von Tugay Tahtabas und seinem Zukunft Bildungswerk.

Essener Zukunft Bildungswerk zahlt Studiengebühren

Melike Subasi ist seit Montag (28.8.) dabei. Die 24-Jährige studiert Soziale Arbeit an der Essener IU Internationale Hochschule, eine private, staatlich anerkannte Fachhochschule. Die Idee: Die Studenten suchen sich einen Praxispartner wie zum Beispiel das Zukunft Bildungswerk. Dort arbeiten sie und bekommen dafür die Studiengebühren – 700 Euro im Monat – bezahlt.

Für den Einsatz der Dualstudentinnen an der Karnaper Grundschule muss Tahtabas 20.000 Euro Fördergelder im Monat auftreiben, erklärt er. Die Studentinnen würden schließlich auch angeleitet werden, also hat er eine zusätzliche Stelle für die Koordination geschaffen. Drei bis fünf Tage in der Woche ist Subasi jetzt im Einsatz für die Klasse 3c, die anderen Tage verbringt sie an der Uni, um die Theorie zu pauken.

Studentinnen sollen an Essener Grundschule zur Vertrauensperson werden

„Mir macht es Freude, den Kindern bei ihren Problemen zu helfen und auch Einblicke in die Familien zu bekommen“, erklärt Subasi. Auch Schulleiter Udo Moter betont: „Im besten Fall werden die Klassenhelferinnen für die Kinder zu Vertrauenspersonen.“ Haben die Kinder Sorgen, kann sich Subasi die Zeit nehmen, ihnen auf den Grund zu gehen. Aber auch, wenn sie besondere Talente haben, könnten die gefördert werden.

Das ist das Zukunft Bildungswerk

Das Team des Zukunft Bildungswerk finanziert Hilfen für hunderte Kinder über das Bildungs- und Teilhabepaket. Weitere Kinder besuchen musikalische Projekte und Feriencamps. Für Mütter werden Deutschkurse mit Kinderbetreuung angeboten. Daneben gibt zum Beispiel Leseförderung, Elternberatung oder Spielgruppen für Kinder, die noch keinen Kita-Platz haben. Während der Schulschließungen hatte das Team eine Lernhotline angeboten. Das Bildungswerk ist als Träger der freien Jugendhilfe anerkannt. Info: www.zukunft-bildungswerk.de

So erzählt Turgay Tahtabas, dass wenn ein Kind zum Beispiel besonders gut malen könnte, es mithilfe der Klassenhelferin entsprechend gefördert werden könnte, etwa durch die Anmeldung bei einer Malschule. Die Eltern könnten Fördergelder in Anspruch nehmen, das sei aufgrund der sozialen Situation der Eltern an dieser Schule oft nötig. Bei der Bürokratie würde die Dualstudentin dann wieder helfen. Die meisten Klassenhelferinnen an der Maria-Kunigunda-Schule haben selbst einen Migrationshintergrund und sprechen verschiedene Sprachen. Auch das helfe bei der Arbeit mit den Kindern ungemein, wie Udo Moter festgestellt hat.

Schulängste durch Corona-Pandemie

Der Schulleiter ist der Überzeugung, dass multiprofessionelle Teams der Schlüssel zum Erfolg sind: „Der Primarbereich ist der Schlüssel für den späteren Schulerfolg“, so Moter. Seit der Coronapandemie hätten die Verhaltensauffälligkeiten bei den Grundschulkindern „drastisch zugenommen“. Einige hätten Schulängste entwickelt, andere Tics. „Wenn man mich fragt, ob wir Unterstützung brauchen, bin ich der letzte, der Nein sagt“, erklärt Moter und freut sich über das Engagement vom Team des Zukunft Bildungswerks.

Dreieinhalb Jahre sollen die Studentinnen aushelfen, dann ist ihr Studium abgeschlossen. In der Zeit könne man dann auch den Erfolg sehen, glaubt Tahtabas, der diesen unter anderem daran festmacht, wie viele Kinder von der Karnaper Grundschule aufs Gymnasium wechseln. Ist das Projekt von Erfolg gekrönt, würde Tahtabas es gerne auf weitere Schulen ausweiten – wenn er denn genügend Fördergelder auftreiben kann. Denn Interessierte gibt es genug. Tahtabas: „Ich könnte noch 20 Studentinnen anstellen.“