Essen-Kettwig. Der Essener Rat hat der Bebauung einer Brache in Ickten zugestimmt. Die IG Ickten hat sich für den Erhalt des Grünzugs starkgemacht. Und nun?

Der Bebauungsplan „Icktener Straße (ehem. Tennisanlage)“ ist in der jüngsten Ratssitzung mehrheitlich beschlossen worden. Damit ist der Weg frei für eine Vermarktung des etwa 7000 Quadratmeter großen Areals, das sich im Eigentum der Stadt Essen befindet. Für die Interessengemeinschaft (IG) Ickten, deren Vertreter der Sitzung beiwohnten, eine herbe Niederlage. Seit Jahren kämpfen die Anwohner für den Erhalt des Grünzuges entlang des Bachtals unter dem Motto „Wald statt Beton“.

Stadt Essen will mehr Wohnraum schaffen

Geplant sind 25 bis 30 Wohneinheiten als Geschosswohnungsbau. 30 Prozent davon sollen öffentlich gefördert sein. Die Stadt begründet die Inanspruchnahme der seit 2010 brachliegenden Fläche an der Icktener Straße mit der Verpflichtung, dem großen Bedarf an zusätzlichem Wohnraum zu entsprechen: „Bis zum Jahr 2030 fehlen nach aktuellen Analysen 16.500 Wohnungen in Essen. Mit dem Bebauungsplan soll ein variables Wohnangebot für unterschiedliche Nutzungsgruppen geschaffen werden“, heißt es in der Stellungnahme zum Beschluss.

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Es sollen drei mehrgeschossige Wohngebäude entstehen, die in den Hang hinein terrassiert (bis zu sieben Stockwerke hoch) geplant werden. Zum jetzigen Zeitpunkt stelle sich der Bereich, bis auf das alte Tennisclubheim und einige Wege „als Waldfläche dar, die durch Sukzession entstanden ist – also durch eine natürliche Rückkehr der für den Standort typischen Pflanzen, da die Fläche so viele Jahre brach gelegen hat. Durch die geplanten Baumaßnahmen werden die bewaldeten Flächen beseitigt, der notwendige Ausgleich dafür wurde durchgeführt“, so die Verwaltung.

Mehrfach demonstrierten die Mitglieder der IG Ickten mit Plakaten vor Gremiumssitzungen: hier im August vor dem Kettwiger Rathaus zur Bezirksvertretung IX.
Mehrfach demonstrierten die Mitglieder der IG Ickten mit Plakaten vor Gremiumssitzungen: hier im August vor dem Kettwiger Rathaus zur Bezirksvertretung IX. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

IG Ickten enttäuscht vom Verhalten etlicher Politiker

Die IG Ickten habe stets darauf hingewiesen, „dass Nabu, BUND, LANUV, DWD und sogar der Umweltbeirat der Stadt dieses Gelände als schutzwürdig bezeichnet und dafür plädiert haben, es als Landschaftsschutzgebiet zu erhalten“, sagt Gunter Zimmermeyer, IG-Vorsitzender. Man fühle sich getäuscht von den meisten politischen Parteien, insbesondere von den Grünen, die 2019 die Änderung des Flächennutzungsplans nicht unterstützt hätten, „nun aber als Koalitionspartner der CDU für den Bebauungsplan gestimmt haben und von ihren eigenen Aussagen damals nichts mehr hören mögen“.

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Zimmermeyer erinnert daran, dass in der Vergangenheit durchaus andere Nutzungen des Tennisheims im Gespräch waren, „zum Beispiel als Waldkita oder als Seniorentreffpunkt für unseren Bereich“. Weder diese, noch andere Möglichkeiten seien von der Verwaltung oder von der Politik weiter verfolgt worden.

Bereits 2015, und dann intensiv ab 2017, sich habe die IG Ickten für den Erhalt der ehemaligen Freizeitfläche als Grünzug und gegen eine Bodenversiegelung durch eine massive Wohnbebauung ausgesprochen, wie sie nun wohl stattfinden werde. „Auch, weil die Infrastruktur auf unseren Berg ja nicht gleichzeitig mitwächst.“ Aber das sei ungehört verhallt genauso wie die Argumente zum Klima.

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„Kettwig wird gerne als gallisches Dorf gesehen, wir sind wohl der gallische Sprengel darin“, sagt Zimmermeyer, und das durchaus mit Stolz. Die Mitglieder der IG wollen sich jedenfalls weiter wehren, kündigt er an – nun auf dem Klageweg.